Rap ist allgegenwärtig: sei es als Filmmusik, Werbemelodie, beim Einkaufen oder als Unterhaltungseinlage bei Sport- und anderen Großveranstaltungen; Rapalben werden in Feuilletons diskutiert, Rapper treten in Talkshows auf und sind Identifikationsfiguren für Kinder und Jugendliche, Bekleidungsketten machen mit Fanartikeln reißenden Absatz. Als Teildisziplin des HipHop, zu dem unter anderem auch Breakdancing und Graffiti-Writing zählen, gehört Rapmusik zur dominanten Kultur der Gegenwart. Von ihren Anfängen in den New Yorker Armutsvierteln der 1970er Jahre bis in den globalen Mainstream war es jedoch ein weiter Weg.
Seit jeher hat die Kunstform polarisiert. Im Sinne des geflügelten Wortes von Rap als "black CNN" sehen manche darin eine niedrigschwellige künstlerische Ausdrucksmöglichkeit für marginalisierte Gesellschaftsgruppen und begrüßen das Genre als politisches Sprachrohr der Unterdrückten mit erheblicher subversiver Kraft. Für andere sind die oft explizite Sprache, mit der Themen wie Sexualität, Kriminalität und sozialer Status in Raptexten verhandelt werden, sowie der unter Rappern verbreitete prahlerische Habitus Alarmsignale für einen kulturellen Verfall. Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Antisemitismus und Gewaltverherrlichung sind insbesondere mit Blick auf das Subgenre des Gangsta-Rap häufige Vorwürfe.
Ungeachtet dieser Kontroversen hat sich Rap zu einem äußerst vielfältigen Genre mit einer großen Bandbreite an lyrischem, musikalischem und technischem Anspruch entwickelt, das weltweit Anknüpfungspunkte für sehr unterschiedliche Hörerschaften bietet – mittlerweile auch zunehmend jenseits der traditionell heteronormativen und industriezentrierten Ausrichtung der Szene. So spiegeln sich in der Musikrichtung, ihren Erfolgsmustern und dem dazugehörigen Lifestyle stets auch gesellschaftliche Entwicklungen und Konfliktlinien wider. Es ist das darin liegende zeitdiagnostische Potenzial, das eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Rap so vielversprechend für die politische Bildung macht.