"Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!" – Ein berüchtigter Satz, der jegliche Diskussion über Essen und Ernährung unterbindet. Aber was kommt auf den Tisch? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich kontinuierlich und sind zahlreichen Einflüssen ausgesetzt. Prägten im Europa des Mittelalters und der Frühen Neuzeit häufig Umwelt- und Standeseinflüsse, aber auch religiöse Speisevorschriften die Esskultur, wirkten sich im 20. Jahrhundert unter anderem technische Neuerungen, Kriege und Migrationsbewegungen auf den Speiseplan aus. Im Zuge dessen sind Gerichte wie Pizza oder Burger so universal geworden, dass man sie überall auf der Welt kennt.
Auf der anderen Seite dieser globalisierten Uniformität stehen das Bedürfnis, über die eigene Ernährung Individualität auszudrücken, und der Wunsch, sich bewusst mit Essen auseinanderzusetzen. Wo kommt mein Essen her? Ist es aus ethischen Gesichtspunkten vertretbar, tierische Lebensmittel zu verzehren? Ernähre ich mich gesund und ausgewogen? Diese und andere Fragen treiben Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend um. Gleichzeitig schwindet das Wissen über Inhaltsstoffe, Herkünfte und Produktionsprozesse, da immer mehr Menschen zu Fertig- oder Halbfertigprodukten greifen. Lebensmittelskandale tun ein Übriges, um Lebensmittelsicherheit zu einem wichtigen Thema zu machen.
Trotzdem wird der größere politische, gesellschaftliche und kulturelle Kontext, in dem Essen und Ernährung stehen, viel zu oft ausgeblendet. Wie Landwirtschaftspolitik funktioniert oder wer es sich leisten kann, im Biomarkt einzukaufen, sind nur einige Aspekte. Im Großen geht es auch darum, wie es sein kann, dass die Welt noch immer geteilt ist in Länder des Überflusses und solche des Hungers; im Kleinen, dass das Miteinander-Essen Menschen friedlich um einen Tisch versammeln und in einen Austausch miteinander bringen kann. Höchste Zeit also, darüber zu diskutieren, was wo und wie auf den Tisch kommt.