Was macht es oft so schwer, in der Öffentlichkeit mutig für andere und auch für sich selbst einzutreten? Auf diese komplexe Frage versuchen Gerd Meyer und Angela Hermann eine Antwort zu finden. Viele Menschen zögern, sich für demokratische Werte und gemeinsame Interessen einzusetzen, wenn sie damit anecken oder Nachteile befürchten müssen. Die hier vorgestellte empirische Studie fragt nicht nur, was hindert, sondern vor allem: was fördert Zivilcourage?
Im Mittelpunkt der Analyse von Muradiye Karakus und Dieter Lünse steht ebenso der Zivilcourage-Begriff. Sie sei eine demokratische Tugend, so die Autoren, weil die mit Zivilcourage in Verbindung stehenden Ziele am Gemeinwohl orientiert seien. Es gehe bei den verschiedenen mit Zivilcourage verbundenen Konzepten um den Einsatz für menschliche Werte, die Rahmenbildung zur Austragung von Konflikten und die Erweiterung sozialer Kompetenzen. Dieser Erkenntnis liege ein Konfliktbegriff zugrunde, der Konflikte als Chance zur Veränderung des persönlichen oder sozialen Verhaltens und als Motor für Entwicklung verstehe.
Einer anderen Frage widmen sich dagegen Holger Lengfeld, Stefan Liebig und Alfredo Märker: Welche Auswirkungen haben wahrgenommene Ungerechtigkeiten auf das politische Engagement der BürgerInnen in modernen Demokratien? Und wie sieht es mit dem politischen Protest aus? Dazu wird in einem ersten Schritt anhand der Diskussion in der politischen Philosophie eine Klärung des Begriffs der sozialen Gerechtigkeit vorgenommen. In einem zweiten Schritt werden die bisherigen Ergebnisse zum Zusammenhang von Ungerechtigkeitswahrnehmung und politischer Partizipation aus der politischen Soziologie vorgestellt. Und anhand neuerer Umfragedaten wird drittens gezeigt, dass erst eine differenzierte Betrachtung verschiedener Formen wahrgenommener Ungerechtigkeit Aussagen darüber erlaubt, welche Bedeutung soziale Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit für das politische Verhalten der Bürgerinnen und Bürger in unserer Gesellschaft haben können.