Gerhard Schulze untersucht in seinem Beitrag die Zukunft der Erlebnisgesellschaft. Vergleicht man beispielsweise die neunziger mit den siebziger Jahren, so der Autor, zeige sich zunächst eine kulturelle Distanz. Es sei die unfreiwillige Komik, die Figuren aus der früheren Phase - wie Derrick - aus heutiger Sicht betrachtenswert erscheinen lasse. Doch Vorsicht: Morgen werde die Alltagswelt der Gegenwart so vorgestrig wirken wie heute die Szenerie der Siebziger.
Einer besonderen Entwicklung der Neuzeit widmen sich Hermann Strasser und Achim Graf. Sie betonen, wie sehr hierzulande von Kritikern und Intellektuellen das Fehlen einer politischen Kultur bei der jüngeren Generation beklagt werde. Schuld solle vor allem der Niedergang des klassischen Kabaretts sein, das einer neuen Kultur des Blödsinns habe weichen müssen. Denn am Ende des 20.Jahrhunderts erlebe Deutschland, vor allem in den Medien, einen wahrhaften Boom an so genannter Comedy - entweder schamlos böse oder aber ohne intellektuellen Anspruch bis hin zur völligen Sinnentleerung. Eine rühmliche Ausnahme stelle hierbei lediglich Harald Schmidt dar.
Sieht man einmal vom Late-Night-Talker mit der frechen Zunge ab, glaubt Horst W. Opaschowski, dass wir zunehmend in einer "themed world" leben würden: Fast alles werde zum Erlebnisthema gemacht. Übersättigte Konsumenten verlangten nach immer Neuem, nach nie Dagewesenem, bei dem Steigerungen kaum mehr möglich seien. Die Jugend, so die Erkenntnis, wachse in einem Zeitalter der Eventkultur auf.
Dieser Trend spiegelt jedoch nur einen Aspekt wider. Denn noch nie zuvor, behauptet Thomas Müller-Schneider, hätten sich so viele Menschen so intensiv auf die Suche nach unmittelbaren Glückserlebnissen begeben. Insofern würden wir heute in einer "Erlebnisgesellschaft" leben. Ihr liege ein subjektzentriertes Glückskonzept zugrunde, das in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher hervorgetreten sei. Es zeichne sich durch drei Techniken der Glückssuche aus: Situationsmanagement, Körpergestaltung und Bewusstseinsmanipulation.