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Editorial | Russische Revolution | bpb.de

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Editorial

Lorenz Abu Ayyash

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Am 23. Februar 1917 des julianischen Kalenders kam es in Petrograd, dem heutigen St. Petersburg, zu einer schicksalhaften Demonstration, bei der sich die Wut über die sozialen Verhältnisse, die anhaltende politische und ökonomische Krise sowie die enormen Kriegslasten im Zarenreich Bahn brach. Es waren vor allem streikende Arbeiterinnen und Soldatenmütter, die beim Protestmarsch den Ton angaben und gegen die Brotknappheit aufbegehrten. Die Unruhen markierten den ersten Tag der Februarrevolution, die die autokratische Herrschaft des Zaren beendete. Wenige Monate später folgte die Oktoberrevolution, im Zuge derer Lenin und die Bolschewiki die Staatsmacht an sich rissen.

Die Geschehnisse von 1917, die zusammengefasst auch als "Russische Revolution" bezeichnet werden, wurden zum Ereignis von globaler Bedeutung. Linke aus aller Welt blickten voller Erwartungen auf die sich formierende Sowjetunion, mit der die kommunistische Utopie Realität zu werden schien. Die bald diktatorische Herrschaft sowie die systematische Anwendung von Gewalt und Terror gegen jegliche Opposition begleiteten die Umsetzung der bolschewistischen Vision. Der "Rote Oktober" löste weltweit Revolutionsfurcht und Antikommunismus aus, entfachte aber ebenso Faszination und Begeisterung.

Wie bei allen historischen Jahrestagen werden auch zum hundertsten Jubiläum der Russischen Revolution Analogien bemüht – um Zusammenhänge zu veranschaulichen, Argumente zu stärken oder politische Gegner zu dämonisieren. Besonders die aktuelle russische Führung um Präsident Wladimir Putin greift häufig auf Vergangenes zurück, um die eigene Politik zu legitimieren. Der Umgang des Kreml mit dem Revolutionsjubiläum zeigt aufs Neue, wie schwer er sich tut, mit dem Erbe der Sowjetunion umzugehen. Anders als der Sieg im "Großen Vaterländischen Krieg" lassen sich die Umwälzungen von 1917 und der anschließende Bürgerkrieg nur schwer als Triumph feiern.