Einleitung
'Ich würde es nicht mehr machen, nicht ein zweites Mal, und wenn ich diese Konsequenzen wüsste, würde ich es auch kein erstes Mal machen, aber ich bereue es nicht, dass ich es gemacht habe . . .'
Kerstin, Big Brother-Bewohnerin
I. Ein neues 'TV-Format'
Vom 1. März bis 9. Juni 2000 hat der Privatsender RTL 2 die erste Staffel eines neuen TV-Formats mit dem Namen Big Brother
Bereits im Vorfeld der Ausstrahlung hat Big Brother für diese konfrontative und polarisierende Diskussion gesorgt. Dabei stand die Frage im Vordergrund, ob eine Fernsehsendung wie Big Brother, bei der Menschen rund um die Uhr von Kameras beobachtet werden, noch den verfassungsgemäßen Schutz der Menschenwürde garantiere und medienrechtlich zulässig sei. Auf der Sitzung der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten am 24. 2. 2000 in Frankfurt/M. haben die Mitglieder über das Programmvorhaben von RTL 2 diskutiert und ihre moralischen wie juristischen Bedenken geäußert
Nach dem Sendestart von Big Brother am 1. März verstummte gleichwohl die öffentliche Kritik nicht, so dass RTL 2 den Landesmedienanstalten eine Änderung der Spielregeln zusicherte. Nach der neuen Regel wurden täglich eine Stunde lang (ab 16. März) im Big Brother-Haus in beiden Schlafzimmern die Kameras ausgeschaltet. Aufgrund der Ergebnisse der juristischen Gutachten
II. Wozu Medienethik?
Medienethik untersucht Kommunikationsmittel im Hinblick auf ihren ethischen Wert und formuliert normative Handlungs- und Ordnungsanweisungen. Sie wird der Sozialethik zugeordnet, welche sich mit sozialen Gebilden (Strukturen) beschäftigt und diese auf ihren humanen Aspekt hin prüft und gegebenenfalls kritisiert und korrigiert
Der oberste medienethische Grundsatz, der das Personprinzip für den Medienbereich ausdeutet, lautet: Kommunikationsfreiheit. Darunter versteht man das individuelle Recht, seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten (Meinungsfreiheit), das Recht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen zu unterrichten (Informationsfreiheit) und schließlich die prinzipielle Freiheit der Massenmedien (Presse-, Rundfunk- und Filmfreiheit)
Medienethik gliedert sich im Wesentlichen in eine Ethik der Information und eine Ethik der Unterhaltung. Medien haben nicht nur eine Informationsfunktion, sondern dienen auch der Entspannung, der spielerischen Selbstverständigung und der sinnlich-emotionalen Ansprache der Rezipienten
Für die medienethische Bewertung medialer Unterhaltungsprodukte ist eine weitere Unterscheidung von grundlegender Bedeutung, nämlich die zwischen Realität und Fiktionalität. Fiktionale Gehalte, wie Spielfilme verschiedenster Genres, erzählen Geschichten mit ästhetischen Mitteln, wobei die dort agierenden Menschen professionelle Schauspieler sind, die das, was sie in der inszenierten Welt der Fiktion erleben, nicht wirklich erleben. Der Unterhaltungsfilm eröffnet somit beispielsweise einen Raum für den 'geregelten Tabubruch' (Hausmanninger), weil hier bestimmte Arten von Menschenrechtsverletzungen kritisch thematisiert und ästhetisch inszeniert werden können. Bei nichtfiktionalen Unterhaltungsprodukten im Fernsehen wie z. B. Talkshows, Spielshows, Beziehungsshows, Dokusoaps agieren hingegen keine professionellen Schauspieler, sondern 'echte' Menschen. Die mediale Darstellung von Lebenswirklichkeit - auch wenn diese im Akt der Freiwilligkeit geschieht - kann unter Umständen für die agierenden Personen weitreichende, vorher nicht abzusehende negative Konsequenzen für den Alltag haben. Aufgrund der Präsentation realer Akteure müssen hier vonseiten der Produzenten und Distributeure bestimmte Umgangs- und Darstellungsformen beachtet werden, die eine physische und psychische Schädigung der Kandidaten während und nach ihrem Fernsehauftritt ausschließen.
III. Grundidee und Regeln von Big Brother
Bei dem nichtfiktionalen TV-Format Big Brother handelt es sich um ein Spiel, das nach festen Regeln abläuft
Aus diesem Material stellt die Redaktion eine ca. 50-minütige Sendung (mit zwei Werbeunterbrechungen) zusammen, die dann einen Tag später um 20.15 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt wird. Am Samstag sendet RTL 2 eine Wochenzusammenfassung, und am Sonntag wird schließlich ein Talkformat präsentiert, bei dem Gäste eingeladen und die Big Brother-Kandidaten zu Talkthemen werden. Neben der täglichen Fernsehpräsenz ist Big Brother auch im Internet zu sehen, wobei hier das Geschehen im Haus synchron verfolgt werden kann.
Schließlich müssen die Kandidaten alle zwei Wochen zwei Mitbewohner nominieren, die das Haus verlassen sollen (6. Regel). Dabei werden die Nominierungen im Sprechzimmer abgegeben. Unter den beiden am häufigsten genannten Bewohnern sollen dann die Zuschauer telefonisch bis zum folgenden Sonntag entscheiden, wer endgültig aus dem Big Brother-Haus auszuziehen hat. Gewinner des Spiels ist, wer nach 100 Tagen als Letzter das Haus verlässt. Als Prämie erhält der Gewinner (bzw. die Gewinnerin) 250 000 DM. Jeder Bewohner darf jederzeit den Wohncontainer verlassen (7. Regel). Für die freiwillig ausgeschiedenen Kandidaten rücken neue Spielteilnehmer nach, die dann allerdings nicht den kompletten Hauptpreis für sich in Anspruch nehmen können.
IV. Big Brother im Kontext des Realitätsfernsehens
Big Brother kann man keiner homogenen medialen Gattung zuordnen, wie das beispielsweise bei Spielfilmen (z. B. Horror, Action, Krimi oder Science-Fiction) der Fall ist. Big Brother ist die Synthese aus einer Spielshow, einer Serie im Sinne einer Soap, einer Talkshow und einer Dokumentation. Demzufolge kann man dieses TV-Format als ein Hybridgenre bezeichnen
Zunächst einmal handelt es sich bei Big Brother um eine Spielshow, da die Sendung nach festen Spielregeln abläuft und die Kandidaten miteinander und auch gegeneinander spielen. Das gemeinsame Spiel besteht einerseits darin, dass die Bewohner jede Woche von der Redaktion eine Wochenaufgabe gestellt bekommen (z. B. Hauptstädte auswendig lernen oder dafür zu sorgen, dass eine Woche lang ein Lagerfeuer brennt), die sie nur kollektiv meistern können; verliert einer, hat auch die ganze Gruppe verloren. Aber letztlich treten alle Bewohner gemeinsam gegeneinander an, da nur einer den Gewinn von 250 000 DM erhalten kann.
Weiterhin entspricht die Erzählform von Big Brother einer Serie im Sinne einer Soap. In jeder ausgestrahlten Folge werden kleine Geschichten aus dem Leben der Bewohner im Big Brother-Haus erzählt, die von der Dramaturgie her als Fortsetzungsgeschichten angelegt sind
Big Brother ist ferner eine auf Endlichkeit angelegte Serie, die auf 100 Tage terminiert ist. Da alle zwei Wochen ein Bewohner das Haus verlassen muss, reduziert sich die Gruppe. Somit kann am Ende der Sieger ermittelt werden. Für jede Serie gilt, dass in ihr unverwechselbare Charaktere mit einer eindeutig zugewiesenen Biografie präsentiert werden. Dies trifft auch auf Big Brother zu, da die Kandidaten bestimmten Figuren bzw. sozialen Typen entsprechen, so dass man in diesem Sinne auch von einer gewissen 'Stigmatisierung der Bewohner'
Ferner enthält Big Brother Elemente einer Talkshow. Bei Big Brother stehen Gespräche über persönliche und alltägliche Inhalte zwischen den Hausbewohnern im Mittelpunkt. Solche Gespräche entstehen entweder spontan oder werden von der Redaktion angestoßen, indem die Kandidaten jeden Abend ein spezielles Diskussionsthema erhalten. Dennoch kann Big Brother nicht als eine klassische Talkshow bezeichnet werden, da weder Talkmaster noch Publikum anwesend sind. Gleichwohl findet an jedem Sonntagabend ein spezieller Studiotalk statt, bei dem die Ereignisse der letzten Wochen kommentiert und mit eingeladenen Gästen diskutiert werden. Hier tritt dann auch ein professioneller Gastgeber als Talkmaster auf, der die Gespräche führt, das Publikum einbezieht, aber auch mit den Kandidaten per Lifeschaltung Kontakt aufnimmt.
Weiterhin ist Big Brother eine Dokumentation, bei der das alltägliche Leben von Menschen bis ins Detail rund um die Uhr beobachtet, also dokumentiert wird. Das gesamte Fernsehformat enthält dann noch das konstitutive Element einer Zuschauerpartizipation, da das Publikum mit Hilfe der telefonischen Stimmenabgabe an dem Spiel direkt teilnehmen kann.
Seit Anfang der neunziger Jahre werden immer mehr Programmformen im Fernsehen platziert, bei denen 'echte' Menschen in verschiedenen Shows und Lebenssituationen zu sehen sind. Es agieren also nicht mehr allein professionelle Schauspieler, sondern verstärkt die Zuschauer selbst, die in die Rolle der Akteure schlüpfen
Big Brother muss einerseits als eine weitere Sendung im Kontext des performativen Realitätsfernsehens betrachtet werden, andererseits aber auch als Weiterführung. Bis jetzt wurde der Alltag immer nur in Ausschnitten medial zur Sprache gebracht bzw. ins Bild gesetzt. Der neue Akzent bei Big Brother liegt in der Totalität und Abgeschlossenheit des Alltags. Diesem - künstlichen - Alltag können die Kandidaten nicht entfliehen, da der Wohncontainer sie räumlich aneinander bindet und weil zudem die Kameras als ständige Begleiter keine Rückzugsmöglichkeiten ins Private erlauben.
Sendungen des Realitätsfernsehens spiegeln einen gesellschaftlichen Wandel in bestimmten Bereichen wider, bei dem das Private immer mehr aus der intimen Lebenswelt heraustritt und sich im öffentlichen Raum präsentiert
Die Medienwelt bietet vor allem der jungen Generation ein umfangreiches Angebot an Identifikationsobjekten sowie eine Bühne für die Darstellung und zum Teil auch schrille Inszenierung seines Selbst
V. Medienethische Problemfelder
Nach der Darstellung und Einordnung des TV-Formates Big Brother stellt sich die Frage, wie diese Sendung medienethisch zu bewerten ist. Auch wenn die juristischen Fachgutachten zu anderen Ergebnissen gekommen sind, missachtet nach folgender Interpretation Big Brother die Würde der Kandidaten und Rezipienten. Sowohl Produzenten als auch Distributeure sind ihrer Verantwortung hier nicht nachgekommen. Zentrale medienethische Problemfelder können u. a. anhand von vier thesenartigen Punkten vorgestellt werden: (1) Bei Big Brother handelt es sich um eine eingeschränkte Freiheit der Kandidaten. (2) Die Teilnehmer werden unter kommerziellen Gesichtspunkten für Zwecke des Senders instrumentalisiert. (3) Bei Big Brother kommen manipulative Werbemaßnahmen vor, die die Rezipienten nur schwer durchschauen können. (4) Big Brother präsentiert zu Unterhaltungszwecken ein in der Gesellschaft geächtetes Sozialverhalten (d. h. Mobbing).
An erster Stelle ist zu fragen, ob die Freiheit der Kandidaten, die vonseiten der Produzenten immer wieder ins Feld geführt wird, wirklich gewährleistet ist. Für die medienrechtliche Zulässigkeit des TV-Formates sprechen die Gründe, dass die Bewohner das Haus jederzeit wieder verlassen können, sie über das Projekt umfassend informiert worden sind und sie während ihres Aufenthaltes im Big Brother-Haus die Gelegenheit haben, unbeobachtet und unbelauscht mit einem Psychologen zu reden
Gemäß den internen, nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Spielregeln haben jedoch die Big Brother-Produzenten die Möglichkeit, in das Spiel einzugreifen: 'Big Brother hat das Recht, die Regeln jederzeit zu ändern, um redaktionellen und technischen Erfordernissen Rechnung tragen zu können.'
So wusste die Bewohnerin Manu beispielsweise nichts von den zum Teil herabsetzenden Kommentaren über ihre Person im Internet (Chat); sie konnte auch nicht wissen, dass auf dem Big Brother-Gelände am 9. April (Auszug des Bewohners Zlatko) Plakate mit entwürdigenden Aufschriften hochgehalten und vom Sender RTL 2 in Großaufnahme mehrmals gezeigt wurden - eine Kommentierung dieser Szenerie in dem anschließenden Talk blieb aus. Im Falle der Kandidatin Manu ist der Veranstalter RTL 2 seiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen, die der Sender immer wieder betont hat
Ein weiteres Moment, das Freiheit und Selbstbestimmung einschränkt, ist der in Aussicht stehende Gewinn von 250 000 DM am Ende der Spielshow. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Menschen gerade aufgrund dieser hohen Summe Einschränkungen ihrer Persönlichkeitssphäre zustimmen. Die Teilnahme an dem Gewinnspiel kann besonders jenen Menschen reizvoll erscheinen, die sich in einer sozialen oder finanziellen Notlage befinden. Das gibt zwar auch Dieter Dörr in seinem Gutachten zu bedenken, doch geht er davon aus, dass das Auswahlverfahren von RTL 2 eine Teilnahme unter solchen Bedingungen ausschließt
Ein zweiter ethischer Problemkreis bei Big Brother betrifft die Instrumentalisierung und Kommerzialisierung der Kandidaten. Zwar wissen die Kandidaten, dass aus dem zur Verfügung stehenden Filmmaterial ausgewählt werden muss, doch sie wissen nicht, welche Bilder die Redaktion verwendet und was die ausgestrahlten Aufnahmen beim Zuschauer vermitteln sollen. Natürlich wird im Journalismus immer ausgewählt, die mediale Berichterstattung kann niemals die ganze Wirklichkeit abbilden. Bei Big Brother liegt aber der Verdacht nahe, dass die ca. 50-minütigen Sendungen ein bestimmtes Image der Kandidaten präsentieren wollen, welches mit den Senderinteressen kompatibel erscheint. Hier kann von einer bewussten Inszenierungspraxis von RTL 2 gesprochen werden. Dabei wird das ausgestrahlte Filmmaterial allein nach dem Prinzip der Quotenträchtigkeit ausgewählt.
Diese Bilderselektion kann man besonders gut in der Woche nach den Nominierungen erkennen. Wenn zwei Kandidaten auf der Nominierungsliste stehen, wird jene Person besonders positiv dargestellt, von der sich die Redaktion eine hohe Einschaltquote bzw. eine gute Geschichte im Haus erhofft. Beispielsweise wurde in der Woche nach der Nominierung von Thomas und Zlatko (am 12. März) der Bewohner Thomas hauptsächlich nur noch als 'Stallbursche' gezeigt und von den anderen Bewohnern als 'Chicken-Tom' tituliert. Zlatko wurde in vielen positiven oder komischen Situationen dargestellt, während Thomas kaum noch im Bild zu sehen war
Rainer Laux von RTL 2 weist aber den Vorwurf der Zuschauer-Beeinflussung durch die ausgewählten Bilder zurück und macht auf das Internet aufmerksam, in dem schließlich alle Bilder zu sehen seien
Die Unterhaltungsshow Big Brother verfolgt ein rein kommerzielles Interesse. Gewinnstreben und Wettbewerb sind zweifellos unverzichtbare Elemente für das marktwirtschaftlich organisierte Fernsehen. Bei Big Brother überlagert jedoch der ökonomische Imperativ das gesamte Spiel. Man kann sich dem Eindruck nicht ganz verschließen - und das ist der dritte kritische Punkt -, dass das Leben im Wohncontainer letztlich so inszeniert wird, dass Big Brother an vielen Stellen wie eine große Werbeveranstaltung wirkt, die die (zumeist jungen) Zuschauer zum Kauf bestimmter Produkte anregen soll. Natürlich ist Werbung unverzichtbarer Bestandteil einer funktionierenden Wettbewerbsgesellschaft und unter sozialethischen Gesichtspunkten prinzipiell gegen jede Beschneidungsversuche zu verteidigen
Diese Differenzierung ist bei Big Brother aber fraglich. Wenn eine Werbemaßnahme als solche nicht gekennzeichnet und Konsumentensouveränität eingeschränkt wird, kann von einer ethisch illegitimen Form der Manipulation im Sinne getarnter Werbung gesprochen werden
Auch der Auftritt von Verona Feldbusch (am 18. und 19. Mai) glich einem Werbeauftritt für den Spinat mit dem 'Blubb', für den sie seit geraumer Zeit in den Medien Werbung macht. Für diesen Auftritt erhielt sie von ihren Sponsoren eine bestimmte Summe, die sie - wie in der letzten Sendung am 9. Juni bekannt wurde - dem zweiten und dritten Sieger der Show übereignete. Im Wohncontainer hat Verona Feldbusch an die weiblichen Bewohnerinnen T-Shirts verschenkt, auf denen in großen Buchstaben 'blubb' zu lesen war. Unter ethischen Gesichtspunkten ist dieser Auftritt deshalb problematisch, da hier in leicht verfremdeter, aber dennoch in deutlich erkennbarer Form Werbung für ein bekanntes Produkt gemacht wird.
Neben diesen drei Einwänden stellt sich bei Big Brother noch ein viertes grundsätzliches Problem. Dieses TV-Format präsentiert nämlich ein Verhalten, das in unserer Gesellschaft geächtet ist. Eines der Spielprinzipien ist das Mobbing: Das Spiel verlangt von den Bewohnern, dass sie sich für oder gegen Menschen entscheiden und ihre Sympathien bzw. Antipathien bei den alle zwei Wochen stattfindenden Nominierungen öffentlich kundtun. Im Mittelpunkt der Bewertung steht dabei die individuelle Performance der Mitkandidaten, d. h. ihre Persönlichkeit. Obwohl die Kandidaten von dieser Spielregel vor dem Einzug in das Big Brother-Haus in Kenntnis gesetzt worden sind, konnte man bei allen Nominierungen und der sich anschließenden Bekanntgabe der Ergebnisse emotionale Regungen wie Ratlosigkeit, Betroffenheit, Frustration, Ärger, Wut etc. feststellen. Den Kandidaten fiel es teilweise sehr schwer, die offene Ablehnung im Hinblick auf ihre Person zu ertragen und zu verarbeiten (z. B. Jona). Auch wenn Mobbing zum Alltag einer Konkurrenz-Gesellschaft gehört und viele Menschen unter den Antipathien anderer leiden, ist medienethisch zu fragen, ob ein solches Prinzip als konstituierendes Element einer Unterhaltungsshow eingesetzt werden darf. Da Big Brother nicht auf Konfliktlösung, sondern eher auf Konfliktsteigerung zielt, wird dieses TV-Format von seinem Grundansatz her auch keine positiven Modelle für gelingende Formen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens anbieten. Diese Frage nach den Grenzen im nichtfiktionalen Unterhaltungsbereich ist um so drängender, weil mittlerweile auch andere Shows des performativen Realitätsfernsehens Mobbing zum unterhaltsamen Prinzip erklärt haben