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Editorial | Facts & Fiction | bpb.de

Facts & Fiction Editorial Politserien: Unterhaltsame Blicke auf die Hinterbühnen der Politik Hybride Geschichte und Para-Historie. Geschichtsaneignungen in der Mediengesellschaft des 21. Jahrhunderts Mehr als Kostüm und Kulisse: Geschichtsphilosophie im Historienfilm Batman jagt Bin Laden. 9/11 und der Kampf gegen den Terror im Hollywood-Kino Geschichte im Computerspiel

Editorial

Johannes Piepenbrink

/ 1 Minute zu lesen

Politik und Geschichte dienen zahlreichen Kinofilmen, Fernsehserien und Computerspielen als Stoff und "Kulisse". Historische und aktuelle Ereignisse, Prozesse und Persönlichkeiten bieten ein ideales Umfeld für die spannende Inszenierung menschlicher Dramen: Weltgeschichte zum Mitfühlen. Während der aufwändig ausgestattete Historienfilm eine lange Tradition hat, erfreuen sich Politserien seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Für beide gilt: Je "authentischer" die Darstellung und je "faktengetreuer" die Inszenierung, desto glaubwürdiger wirken sie.

Im Auge des Betrachters können Fakten und Fiktion bisweilen verschwimmen. Denn alle diese Medien – wie übrigens auch die klassischen Geschichtsdarstellungen – liefern Konstruktionen, die zwangsläufig immer auch – und vielleicht sogar vor allem – bestimmte Interpretationen und Deutungen der Gegenwart, Werthaltungen sowie Freund- und Feinbilder transportieren. Man mag derlei Geschichts- und Politikrepräsentationen als Unterhaltung abtun – doch gerade, weil die populärmedialen Verarbeitungen von Geschichte und Politik so eine enorme Reichweite haben und das kulturelle Gedächtnis vieler Menschen mitprägen, lohnt es sich, genauer hinzusehen und die entstehenden Bilder ernst zu nehmen.

Welches Bild vermitteln etwa Politserien wie "House of Cards" von demokratischen politischen Prozessen? Inwiefern werden gängige Opfer- und Täterbilder in bekannten Historienfilmen wie "Unsere Mütter, unsere Väter" auf den Kopf gestellt? Welche Kräfte werden für den Fortgang von Geschichte als entscheidend dargestellt: einzelne Figuren oder übermächtige Strukturen? Nicht zuletzt für die politische Bildung bieten Fragen wie diese Anknüpfungspunkte zur Vertiefung und Diskussion: Denn dass man durch solcherart Filme und Spiele nur unterhalten wird, ist eine Fiktion.