Lateinamerika verfügt über einen einzigartigen Artenreichtum. Sechs der Länder, die weltweit den höchsten Grad an biologischer Vielfalt aufweisen, befinden sich in der Region: Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Peru und Venezuela. Der sich über weite Teile des brasilianischen Amazonasbeckens erstreckende Regenwald ist der Lebensraum mit der größten Biodiversität der Welt. Andere Ökosysteme, wie die Feuchtgebiete des Pantanal in Brasilien oder die für die Höhenzüge der Anden typische Vegetationsform des Páramo sind Lebensraum für viele endemische Tier- und Pflanzenarten, also Arten, die nur in diesen Gebieten vorkommen. Feucht- und Regenwaldgebiete sowie die Höhenzüge der Anden sind darüber hinaus sozial und kulturell bedeutsam. Sie sind zudem wichtige Wasserspeicher für die Trinkwasserversorgung der Großstädte, die Energiegewinnung aus Wasserkraft und die Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen.
Neben der hohen biologischen Vielfalt gibt es in der Region auch enorme Rohstoffvorkommen. Nach aktuellen Schätzungen lagern im Untergrund des Subkontinents mehr als 65 Prozent der weltweiten Lithiumvorkommen, knapp die Hälfte der Silber- und Gold- sowie ein Drittel der Zinnreserven.
Diese drei Dinge – die biologische Vielfalt, der für die regionale Wirtschaft ab Ende der 1990er zunehmend wichtiger gewordene Rohstoffreichtum und die großen Agrarflächen – stehen vor dem Hintergrund hoher Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt und der Ausweitung von Bergbau und agrarindustriellen Landnutzungen in der Region in einem wachsenden Widerspruch zueinander. Vielerorts ist dieser Widerspruch zwischen Ökologie, Sozialem und Ökonomie zum Gegenstand von Konflikten geworden. Das Observatorio de Conflictos Mineros de América Latina (OCMAL), ein zivilgesellschaftliches Beobachtungszentrum für Bergbaukonflikte, geht aktuell (September 2016) von 216 Konflikten um Bergbau in der Region aus, die meisten davon in Peru (39), Mexiko (37), Chile (36), Argentinien (26), Brasilien (20) und Kolumbien (13). OCMAL bestätigt zudem, was auch andere Studien belegen: Die zum Teil gewalttätig ausgetragenen Konflikte um Natur, deren Nutzung, Kontrolle, Schutz und Aneignung haben auf dem Subkontinent seit Beginn des 21. Jahrhunderts stark zugenommen.
Obgleich der Neo-Extraktivismus in Lateinamerika zwischen 2000 und 2013 wegen seiner sozialpolitischen Erfolge gesellschaftlich breit akzeptiert war,
Konfliktfeld Bergbau
Die Zunahme sozialer Auseinandersetzungen um den Bergbau erklärt sich durch die Überlagerung unterschiedlicher territorialer Ansprüche, Interessen und Forderungen. Hohe Weltmarktpreise für Rohstoffe und technologische Innovationen haben dazu beigetragen, dass ländliche Gebiete und Rohstoffvorkommen, die bislang als "unproduktiv" oder als für profitable Kapitalverwertungen schwer erschließbar galten, in den Fokus von Staat, (trans-)nationalen Bergbauunternehmen sowie nationalen Akteuren geraten sind, die – etwa im Bereich der Goldsuche – auf das schnelle Geld hoffen. Lateinamerika war in den vergangenen 20 Jahren im internationalen Vergleich die Region mit den höchsten Investitionen in den Bergbau. Wichtige Empfängerländer ausländischer Direktinvestitionen in diesem Sektor sind Mexiko, Peru, Ecuador, Kolumbien und Brasilien. Der Investitionsboom übersetzte sich in den genannten und anderen Ländern der Region in einen Wettlauf um die Vergabe von Konzessionen zur Erkundung und Ausbeutung bergbaulicher Rohstoffe. In Kolumbien etwa stiegen die vom Staat vergebenen Konzessionen seit 2002 von 200 auf inzwischen über 9600,
Bei den Gebieten, für die diese Konzessionen vergeben werden, handelt es sich nicht, wie häufig angeführt, um "ungenutzte" oder "leere" Räume. Im Gegenteil: Ein Großteil der Konzessionen für Bergbau im kolumbianischen Amazonas befindet sich in Gebieten, über die indigene Bevölkerungsgruppen de jure territoriale Selbstbestimmungsrechte besitzen. Im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens überlagern sich die Pläne des ehemaligen staatlichen Bergbauunternehmens Vale do Rio Doce, in der Gemeinde Canaã dos Carajás die Eisenförderung auszuweiten, mit den Forderungen nach territorialer Selbstbestimmung seitens indigener Bevölkerungsgruppen und sogenannter quilombolas, einer ethnischen Minderheit aus Nachkommen geflohener afro-brasilianischer Sklaven, die seit der Verfassungsänderung von 1988 einen legalen Anspruch auf kollektive Landrechte hat.
In der Provinz Guajira, im Norden Kolumbiens, plant das Unternehmenskonsortium Cerrejón, bestehend aus den transnationalen Konzernen Anglo American, BHP Billiton und Glencore, die Ausweitung der größten Kohlemine Lateinamerikas in ein Gebiet, das überwiegend von der indigenen Gemeinschaft der Wayuu bewohnt wird. Hierbei drohen nicht nur, wie bereits in anderen Fällen im Rahmen des Kohlebergbaus von Cerrejón geschehen, die Umsiedlung von Dörfern und, damit verbunden, die Zerstörung ortsgebundener Identitäten, sondern auch die Umleitung eines für die Wasserversorgung der ländlichen Gemeinschaften und naheliegenden Städte wichtigen Flusses. Das ist auch der Grund, warum eine breite Allianz aus Gewerkschaften, Umweltorganisationen, Indigenen und Bürgerinitiativen gegen die Minenvergrößerung protestiert. Der Fall ist beispielhaft, denn Wasserversorgung steht in vielen Bergbaukonflikten im Zentrum der Auseinandersetzungen. Industrieller Bergbau verbraucht nicht nur viel Wasser, Bergbauprojekte drängen auch in jene sensiblen Ökosysteme vor, die für die Trinkwasserversorgung essenziell sind: die Tieflandgegenden des Amazonas, die Paramós und die Gletscher der Anden.
Beispiele für Auseinandersetzungen um die Vergabe von Bergbaukonzessionen in diesen sensiblen Ökosystemen sind zahlreich. Ein Konflikt, der mit dem Slogan "El Aqua vale más que el Oro" ("Wasser ist wertvoller als Gold") überregional bekannt geworden ist, ist jener um eine industrielle Goldmine im Department Famatina in der argentinischen Provinz La Rioja. Seit 2005 mobilisiert die 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Gemeinde erfolgreich gegen dieses Projekt. Das zentrale Moment dieser Mobilisierung ist die Bezugnahme auf Wasser als Lebensgrundlage, woraus die Forderung nach einer demokratischen Bestimmung über die Aneignungen und Nutzungen von Gemeingütern abgeleitet wird.
In den brasilianischen Bundesstaaten Minais Gerais und Espírito Santo lässt sich am Rio Doce erahnen, was es bedeutet, wenn die Lebensgrundlagen ländlicher Bevölkerungen auf Jahrzehnte durch Chemikalien zerstört sind: Am 5. November 2015 brachen in der Gemeinde Mariana zwei Dämme eines mit giftigen Abwässern und Schlamm gefüllten Rückhaltebeckens einer Eisenerzmine des Unternehmens Samarco Mineração. 19 Menschen starben, etwa 50 Millionen Tonnen des giftigen Schlamms strömten in den Rio Doce, der 660 Kilometer weiter östlich in den Atlantik mündet. Seither streiten Gemeinden, Staatsanwaltschaft, Unternehmen, Umweltbehörden und -organisationen um Verantwortlichkeiten, Schadensersatzzahlungen und die Frage, welchen Bergbau die brasilianische Gesellschaft eigentlich haben will. Die Hauptleidtragenden dieser Katastrophe und die Verlierer der Auseinandersetzungen stehen bereits fest: die am und vom Rio Doce lebende ländliche Bevölkerung.
Territoriale Überlagerungen führen vor allem dann zu Konflikten, wenn lokale Akteure den Bergbau als eine Bedrohung ihrer räumlichen und kulturellen Selbstbestimmungsrechte, ihrer ökonomischen Lebensgrundlagen (zum Beispiel Landwirtschaft, handwerklicher Bergbau, Fischerei) und ihrer politischen Rechte als citizens erleben.
Konfliktfeld Infrastrukturprojekte
Im Zusammenhang mit dem Bergbau sind häufig auch Infrastrukturprojekte Gegenstand sozial-ökologischer Auseinandersetzungen, insbesondere dann, wenn ihre Realisierung die Selbstbestimmungs- und territorialen Autonomierechte indigener Bevölkerungsgruppen verletzt und sensible Ökosysteme berührt. Der Ausbau der Transport- und Energieinfrastruktur ist ab Ende der 1990er Jahre zu einem wichtigen Moment regionaler Integrationspolitik vor allem in Südamerika geworden. Angeführt von Brasilien verabschiedete die Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR) im August 2000 eine Initiative zur regionalen, infrastrukturellen Integration Südamerikas (IIRSA).
Ein Projekt dieser Initiative, bei dem es zu mehrfachen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Protestakteuren und der Polizei kam, ist der geplante Straßenbau durch das Indigenenschutzgebiet Isiboro-Sécure im bolivianischen Tiefland (Territorio Indígena y Parque Nacional Isiboro Sécure, kurz: TIPNIS-Nationalpark). Der Protest gegen den größtenteils aus Mitteln der brasilianischen Entwicklungsbank finanzierten Straßenbau entzündete sich nicht nur an der fehlenden Beteiligung der indigenen Bevölkerungsgruppen des TIPNIS, sondern auch am modernisierungstheoretischen und in Teilen neokolonialen Entwicklungs- und Fortschrittsdiskurs der bolivianischen Regierung unter Evo Morales. Führende Vertreter der Regierung argumentierten, dass der Straßenbau alternativlos sei, und "die Erschließung des Gebietes es den lokalen indigenen Gemeinschaften endlich ermöglichen würde, der Armut und ihrem Status als Wilde zu entfliehen".
Letzteres zeigt sich insbesondere an Auseinandersetzungen um Infrastrukturprojekte im Energiesektor in Brasilien. Das Land sieht sich in Bezug auf die Energieversorgung als Vorreiter einer grünen Ökonomie. Deren Ziel ist es laut UN-Umweltprogramm, gesellschaftlichen Wohlstand und soziale Gerechtigkeit zu erhöhen und gleichzeitig ökologische Krisen und Knappheiten zu reduzieren.
Der Großstaudamm Belo Monte am Rio Xingu im Amazonasbecken ist hierfür beispielhaft. Das Großprojekt mit einer Gesamtleistung von 11.000 Megawatt wurde im Mai 2016 von der kurz darauf suspendierten Präsidentin Dilma Rousseff im Teilbetrieb eröffnet. Im Juni 2016 erzeugten drei von insgesamt sechs Turbinen Strom, bis 2019 soll die Gesamtleistung erreicht werden.
Konfliktfeld Mega-Events
Sportliche Großereignisse werden stets mit vollmundigen Versprechen angekündigt. Dies war auch in Brasilien im Vorfeld der Fußball-WM 2014 und der jüngsten Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro der Fall: Von ihnen, so hofften die Ausrichter, würden wirtschaftliche Wachstumsimpulse ausgehen; die Allgemeinheit würde von Investitionen in nachhaltige Transport- und Abwassersysteme profitieren; ebenso sollte durch die Bearbeitung drängender Umweltprobleme ein Beitrag zur Verbesserung der allgemeinen sozialen und ökologischen Situation geleistet werden. Von all diesen Hoffnungen und Versprechungen ist wenig übrig geblieben. Im Gegenteil: Statt soziale Ungleichheiten in den Austragungsorten abzubauen, verstärkten sich mit den Sportereignissen durch die Kommerzialisierung ganzer Stadtgebiete die Tendenzen der Verdrängung und damit der sozialen Segregation. Tausende Bewohnerinnen und Bewohner von Armenvierteln in Rio wurden zum Teil gewaltsam verdrängt, ihre Häuser für Medienzentren, Olympische Dörfer und Verbindungsstraßen abgerissen, das Menschenrecht auf Wohnen somit ausgehebelt. Statt den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und für die breite Masse erschwinglich zu machen – wie bei den Protesten in mehreren brasilianischen Städten 2013 gefordert –, verfügen die Austragungsorte nun über exklusive Transportverbindungen zwischen Fußballstadien, Flughäfen und Hotels, die für die städtischen Arbeitspendler kaum Verbesserungen versprechen.
Zu diesen sozialen Effekten der Mega-Show kommen die negativen ökologischen Folgen: Für den Bau eines neuen olympischen Golfplatzes wurde die Fläche eines Naturschutzgebietes verkleinert, und für die Einrichtung einer neuen Schnellbuslinie, die Transolímpica, wurden gar 20 Hektar atlantischen Regenwalds gerodet – eine Maßnahme die sonst nur schwer vorstellbar ist, denn der atlantische Regenwald zählt zu einem stark gefährdeten Ökosystem. Die Beispiele zeigen, wie sich Schicht- und Herrschaftsverhältnisse im Kontext von sportlichen Mega-Events gleichsam in die sozialen und ökologischen Strukturen der Austragungsstädte einschreiben.
Hierauf verweisen auch die Maßnahmen zur Säuberung der Bucht von Guanabara. Die Bucht ist das Eingangstor zu Rio de Janeiro, vor fulminanter Kulisse fanden hier die olympischen Segelwettbewerbe statt, in der angrenzenden Lagune Rodrigo de Freitas die Ruderwettkämpfe. Beide Gewässer sind seit Jahrzehnten hochgradig kontaminiert, in sie fließen täglich mehrere Tausend Liter ungefilterte Haushalts- und Industrieabwässer. Weil die Weltöffentlichkeit im August 2016 den Blick auf Rio richtete, wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, die Wasserqualität in der Bucht zu verbessern – mit mäßigem Erfolg, wie Medienberichte während der Spiele zeigten.
Tatsächlich interessierte sich lange Zeit niemand für die sozial-ökologischen Problemlagen in der Bucht. Mehr noch, sie wurden sogar bewusst unsichtbar gemacht: Weil die Zuleitungsrohre zu einem neu gebauten Raffineriekomplex des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras nur knapp unterhalb der Wasseroberfläche verlaufen und Fischerboote somit mit ihnen kollidieren könnten, erklärte das Unternehmen das betreffende Gebiet zur Sperrzone. Lokalen Fischern wurde der Zugang zu den ohnehin mageren Fischgründen dieses Teils der Bucht verweigert. Hiergegen lehnten sich betroffene Fischer auf: Sie gründeten die sogenannte Vereinigung der Männer und Frauen des Meeres (AHOMAR), protestierten öffentlich und gingen juristisch gegen die willkürlichen Grenzziehungen durch Petrobras und die damit verbundene Bedrohung ihrer Lebensgrundlagen vor. Die Regierung antwortete mit Repressionen: Fischerboote wurden aus Militärhubschraubern beschossen und zerstört, der Protest auf diese Weise gewaltsam beendet. Seit 2010 wurden vier der widerspenstigen Fischer ermordet; der Sprecher der Vereinigung musste die Bucht verlassen, er lebt heute versteckt unter Polizeischutz.
Dies zeigt: Sozial-ökologische Widersprüche und Konflikte sind nicht auf den ländlichen Raum beschränkt. Im Rahmen der Olympischen Spiele wurde Rio de Janeiro zu einem Konfliktterrain, auf dem um die sozialen und ökologischen Folgen der Spiele gestritten wurde und wird. Ein Merkmal all dieser Konflikte ist, dass sie immer von asymmetrischen Machtverhältnissen und widersprüchlichen Interessen strukturiert sind. Und dies ist besonders dann der Fall, wenn mächtige und korrupte Weltsportverbände involviert sind.
Soziale Konflikte: Orte des Wandels in Zeiten der Krise?
Um die gegenwärtige Zunahme sozialer Konflikte um Naturaneignung und Rohstoffausbeutung in Lateinamerika begrifflich zu fassen, hat die argentinische Sozialwissenschaftlerin Maristella Svampa den Begriff des giro eco-territorial ("öko-territoriale Wende") geprägt.
Der oben erwähnte Protest gegen die Ausweitung der Kohlemine von Cerrejón im Norden Kolumbiens etwa wird getragen von einem Bündnis aus direkt betroffenen Frauenorganisationen der indigenen Gemeinschaft der Wayuu, nationalen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen mit Sitz in Bogotá, einer städtischen Bürgerinitiative in der Provinzhauptstadt Rioacha und der Gewerkschaft der Kohlekumpel von Cerrejón. Ein solch heterogenes Bündnis wäre derzeit in Deutschland unvorstellbar, die Interessengegensätze vor allem zwischen Bergbaugewerkschaft und Umweltgruppen scheinen hierfür (noch) zu groß.
Die Wahrnehmung des Raubbaus an der Natur als eine kollektive Bedrohung existenzieller Lebensgrundlagen ist in den vergangenen Jahren an vielen Orten Lateinamerikas zu einem verbindenden Element zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen geworden. Dies verdeutlicht auf eindrückliche politisch-praktische Weise, dass soziale und ökologische Fragen nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Obgleich es in vielen der aktuellen Auseinandersetzungen zuvorderst um die Verhinderung von riesigen Staudämmen, industriellem Bergbau, Ausweitung der agrarindustriellen Produktion oder Abholzungen geht, fordern die Protestakteure – bewusst oder unbewusst – darüber hinaus mehr demokratische Mitsprache, die Neugestaltung der gesellschaftlichen Formen der Naturnutzung und -aneignung sowie die Umsetzung und Ausweitung bestehender sozialer, politischer und kultureller Rechte. Damit wenden sie sich gegen den Staat und beziehen sich gleichermaßen auf ihn, insbesondere dann, wenn sich soziale Bewegungen wie in den Fällen der lokalen Konsultationen gegen Bergbau auf staatlich verfasste Partizipationsrechte und direktdemokratische Instrumentarien berufen.
In den erweiterten Forderungen, in der Überwindung vermeintlicher Interessengegensätze sowie in der Anerkennung und Einforderung bestehender politisch-institutioneller Errungenschaften liegt das Potenzial für einen sozial-ökologischen Wandel. Wie weitreichend die Möglichkeiten für einen solchen Wandel gegenwärtig sind, ist indes eine offene Frage. Viele Protestakteure sind Repressionen und Drohungen ausgesetzt; die Zahl der Morde an Menschenrechtsaktivisten und -aktivistinnen in der Region ist erschreckend. Allein in Kolumbien kamen im vergangenen Jahr 228 Personen unter zum Teil ungeklärten Umständen zu Tode, insbesondere in ländlichen Gebieten.
Dies zeigt auch: Gesellschaftlicher Wandel in Lateinamerika hängt nicht allein von den Kräfteverhältnissen in der Region ab. Ebenso entscheidend sind vorherrschende Konsummuster unter anderem in Deutschland, die wesentlich auf der Ausbeutung von Rohstoffen im globalen Süden beruhen,