Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Editorial | Schulden | bpb.de

Schulden Editorial Geldpolitik und Staatsverschuldung. Monetäre oder fiskalische Dominanz? Einhegen oder pflegen? Internationale Regulierung von Staatsverschuldungskrisen im langen 20. Jahrhundert Austeritätspolitik als gesellschaftliches Projekt Staatsschulden, Haushaltskonsolidierung und staatlicher Gestaltungsspielraum in Schweden Geld und Schulden. Zwei Seiten einer Medaille Junge Menschen, Geld, Schulden Wie geht es "raus aus den Schulden"? Narrative Krisenbewältigung in der Privatverschuldung Schuld und Schulden. Wie moralisch ist die Ökonomie?

Editorial

Anne-Sophie Friedel

/ 2 Minuten zu lesen

Mit dem Jahr 2016 entfaltet die 2009 im Grundgesetz verankerte "Schuldenbremse" für den Bundeshaushalt ihre volle Wirkung. Von nun an gilt: Bei der Nettokreditaufnahme darf der Bund sich nur innerhalb der engen Marge von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bewegen. Für die Länder greift ab 2020 ein absolutes Neuverschuldungsverbot. Ziel ist ein dauerhaft ausgeglichener Haushalt, eine "Schwarze Null", um die Staatsschuldenquote langfristig zu senken. Auch auf europäischer Ebene tritt die Bundesregierung für diese Strategie als Ausweg aus der Finanz- und Verschuldungskrise ein.

Der strikte Sparkurs ist jedoch im In- und Ausland umstritten – "Austerität" lautet das Schlagwort, an dem die Geister sich scheiden. Während manche überzeugt sind, auf diese Weise das durch die Krise auf die Probe gestellte Vertrauen der Finanzmärkte in den Wirtschaftsstandort stärken und die Konjunktur beleben zu können, ohne künftige Generationen finanziell zu belasten, sehen andere darin eine massive Einschränkung des politischen Handlungsspielraums und befürchten, dass Investitionen in Bildung und Infrastruktur ausbleiben, soziale Asymmetrien sich verstärken und das Wirtschaftswachstum ins Stocken gerät.

Sei es in der internationalen Gemeinschaft, auf staatlicher Ebene oder im Privaten – über den "richtigen" Umgang mit Geld wird kontrovers diskutiert. Zugleich gilt Geld in vielen Gesellschaften als Tabuthema, ebenso sein Zwilling, der Kredit. Die wechselseitige Abhängigkeit, die durch die Geldleihe zwischen zwei Parteien entsteht, ist negativ besetzt. Als nicht selten von Gewalt geprägte Herrschaftsbeziehung zieht sie ihre Spur durch die Geschichte. Oft klingt im Diskurs über Verschuldung ein moralischer Unterton an, liegen Schuld und Schulden nah beieinander. Niemand ist gern verschuldet – aber ist ein Wirtschaften ohne Schulden möglich, eine Gesellschaft ohne Kredit wünschenswert?