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Ein Buch mit Geschichte, ein Buch der Geschichte | Hitlers "Mein Kampf" | bpb.de

Hitlers "Mein Kampf" Editorial "Mein Kampf" lesen, 70 Jahre später Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition des Instituts für Zeitgeschichte Ein Buch mit Geschichte, ein Buch der Geschichte: Hitlers "Mein Kampf" Zur Mentalitätsgeschichte des Nationalsozialismus. Ein Weg, um den Erfolg von "Mein Kampf" zu verstehen NS-Propaganda im bundesdeutschen Rechtsextremismus NS-Propaganda und historisches Lernen

Ein Buch mit Geschichte, ein Buch der Geschichte Hitlers "Mein Kampf"

Barbara Zehnpfennig

/ 22 Minuten zu lesen

"Mein Kampf" ist ein viel zitiertes, aber wenig gelesenes Buch. Dabei lohnt die Lektüre: Es eröffnet den Zugang zu Hitlers Weltanschauung und politischem Programm und verdeutlicht die Gefahren einfacher Lösungen für komplexe Probleme.

Dass sich eine deutsche Landesregierung als unerbittlicher Hüter der Urheberrechte eines Autors betätigt, der als einer der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte gilt, ist sicher ein historisches Unikum. Doch im Fall Adolf Hitlers, so scheint es, ist alles anders als sonst. Die bayerische Staatsregierung, welche die Rechte an Hitlers Bekenntnisschrift "Mein Kampf" hält, hat bislang noch jeden Versuch unterbunden, das Werk komplett oder in Teilen neu zu drucken und es damit der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gemeinhin dient das Urheberrecht dazu, einen Autor davor zu schützen, dass sein geistiges Eigentum von Unbefugten weiterverbreitet wird. In diesem speziellen Fall aber wurde das Urheberrecht im Sinne eines Zensurrechts gebraucht: Nicht der Autor sollte geschützt werden, sondern die Öffentlichkeit, nämlich vor der Lektüre eines als unzumutbar empfundenen Buches. Damit ist es jetzt allerdings vorbei: Ende 2015 laufen die Rechte an dem Werk aus, und dann kann es potenziell jeder publizieren, der will – sofern die bayerische Staatsregierung nicht doch noch einen rechtlichen Hebel findet, das in ihren Augen Schlimmste zu verhindern.

Doch ist dieses Buch wirklich so schlimm, dass man die Bürger vor der Lektüre bewahren muss? Lauert in ihm eine dämonische Kraft der Verführung, der auch ein in vielen Jahrzehnten gereiftes demokratisches Bewusstsein erliegen könnte? Um was geht es eigentlich in ihm, und wie hat man auf es reagiert? Diesen Fragen wird im Folgenden nachgegangen, wobei Eines schon vorab festzustellen ist: "Mein Kampf" nimmt tatsächlich eine Sonderrolle ein, weil es kaum ein Werk in der Geschichte gibt, bei dem sich in der Rezeption die Gedanken und die Taten des Autors derart unlöslich miteinander verbunden haben. Wer an "Mein Kampf" denkt, hat Auschwitz unmittelbar vor Augen.

Reaktionen

Obwohl Hitlers Taten weltweit bekannt sind, haben sie erstaunlicherweise nicht unbedingt weltweit Abscheu erregt. Das zeigt sich daran, dass "Mein Kampf" in manchen Ländern der Erde durchaus Konjunktur hat und teilweise mit Zustimmung gelesen wird. So erfreut sich Hitlers Werk beispielsweise in Indien, Ägypten und der Türkei großer Beliebtheit, und man findet es, in die jeweilige Landessprache übersetzt, in vielen Buchhandlungen. Nun könnte man bei einem arabischen Land vermuten, dass es Hitlers radikaler Antisemitismus ist, der auf Sympathien trifft; wohl aus besagtem Grund wird die Originalfassung von "Mein Kampf" vorzugsweise auf islamistischen Internetseiten angeboten. Doch bei den genannten drei Ländern steht eher die Bewunderung für den "starken Mann" im Vordergrund: Hitler wird verehrt als großer Führer, der die Nation einte und sie aus der absoluten Niederlage zu imperialer Größe emporbrachte (der anschließende Untergang wird dabei offensichtlich ausgeblendet). Nationale Einheit und Glorie ist ein Thema, das auch für Indien, Ägypten und die Türkei von Belang ist, und insofern erhofft man sich wohl aus der Lektüre von "Mein Kampf" Hinweise, wie man seinerseits entsprechend reüssieren könnte.

Den ersten Band seines Buches schrieb Hitler 1924 in der Landsberger Festungshaft; der zweite Band entstand in den Jahren 1925/26. Beide Bände wurden im Eher-Verlag zunächst getrennt publiziert, der erste 1925, der zweite 1926. Da sich der erste Band, in dem Hitler seinen Werdegang schildert, deutlich besser verkaufte als der zweite, der primär die Entwicklung der NSDAP nachzeichnete, erlebte der erste Band mehr Auflagen als der zweite, bis 1930 beide Bände vereint in einer "Volksausgabe" erschienen. Einzel- und Gesamtausgabe wurden nun parallel auf den Markt gebracht; insgesamt wurden von "Mein Kampf" bis zur sogenannten Machtergreifung 1933 etwa 240.000 Stück verkauft. Danach häufte sich die Zahl der Ausgabenvarianten (Leder, Dünndruck, Jubiläums-, Hochzeits- und andere Sonderausgaben), die jeweils unterschiedliche Auflagenhöhen erreichten. Bis 1944, als die Produktion schließlich versiegte, sind rund 12,5 Millionen Exemplare von "Mein Kampf" gedruckt worden.

Wie viele von diesen Büchern allerdings auch gelesen wurden, ist umstritten. Othmar Plöckinger hat in seinem Buch über die Rezeptionsgeschichte von "Mein Kampf" die These vertreten, dass es sich anders, als meistens angenommen, durchaus um ein vielgelesenes Buch gehandelt habe. Allerdings lassen die äußeren Indizien wie die Ausleihrate in Bibliotheken keine definitiven Aussagen über die tatsächliche Lektüre zu; dass alle, die während der Herrschaft Hitlers anlässlich der Eheschließung oder anderer wichtiger Ereignisse mit einer Ausgabe von "Mein Kampf" beglückt wurden, sich mit dem Buch anschließend auch auseinandergesetzt hätten, lässt sich hingegen definitiv ausschließen. Immerhin galt es schon damals wegen seines Stils, seiner Hasstiraden und seines Umfangs (fast 800 Seiten) als unlesbar. So wenig, wie man Hitler vor 1933 als Person ernst nahm, so wenig ernst nahm man im Allgemeinen auch, was er an Programmatischem in "Mein Kampf" verkündete.

Zwar gab es durchaus Reaktionen auf die Veröffentlichung – seitens politischer Gegner, seitens christlicher Publizistik, seitens anderer gesellschaftlicher Gruppen wie der Gewerkschaften. Doch meist beschränkte sich die Rezeption auf einzelne Aspekte oder nur auf die biografischen Teile des Buches. Die 1932 veröffentlichte Schrift "Hitlers Weg" des Reichstagsabgeordneten Theodor Heuss setzte sich schon intensiver – und sehr kritisch – mit "Mein Kampf" auseinander, verkannte aber die revolutionäre Dynamik, die ihm zugrunde lag. Heuss glaubte wie viele andere Bürgerliche, Hitler werde sich durch das parlamentarische Verfahren bändigen lassen.

Realistischere Einschätzungen fanden sich vor allem im Ausland. 1935 veröffentlichte der Journalist Tete Harens Tetens in der Basler "National-Zeitung" eine Reihe von zehn Artikeln, in der er warnend darauf verwies, dass Hitlers Politik einem Plan folge, den er bereits in "Mein Kampf" offenbart habe. Aus Wien meldete sich 1936 die Autorin Irene Harand zu Wort und geißelte couragiert die Schändung der Menschenrechte in Deutschland, die sie in Bezug zu Zitaten aus "Mein Kampf" setzte. Und 1939 brachte der Schriftsteller Robert Charles Ensor in Oxford eine Broschüre heraus, in der er ausführte, dass Hitlers radikaler Rassismus, den er schon in "Mein Kampf" hatte erkennen lassen und den man in seiner Bedeutung nicht zur Kenntnis genommen habe, zu einer Expansionspolitik führe, die nicht mehr aufzuhalten sein würde. Möglicherweise erlaubte der Blick von außen, also aus dem europäischen Ausland, eine klarere Einschätzung dessen, was "Mein Kampf" war und welche Bedeutung es für Hitlers politisches Vorgehen hatte, als die deutsche Binnenperspektive. Auf jeden Fall haben diese Warner in Hitlers Buch etwas gesehen, das in direktem Bezug zu Hitlers Vorgehen stand und von daher als Quelle für das Verstehen der Hitlerschen Politik von hohem Wert ist.

Diese Sicht wurde von der NS-Forschung nach dem Krieg in den meisten Fällen nicht geteilt. Zum einen hielt man es für eine Überschätzung der Bedeutung von Personen in der Geschichte, wenn man Hitler ins Zentrum des Geschehens rückte und sich von der Erforschung seiner Intentionen ein tieferes Verständnis des "Dritten Reichs" versprach. Zum anderen fand man "Mein Kampf" im Allgemeinen so banal und wirr, dass eine intensivere Befassung sich nicht zu lohnen schien. Das ist auch heute noch ein verbreitetes Urteil, nicht selten von denen vertreten, die sich der Mühe einer eingehenden Lektüre gar nicht ausgesetzt haben. Bei einem Teil der Forscher zeichnete sich in den vergangenen Jahren aber doch ein gewisses Umdenken ab; so schöpft beispielsweise die Hitler-Biografie von Ian Kershaw intensiv aus Hitlers Bekenntnisschrift. Dass aber erst 2000, also 55 Jahre nach Hitlers Tod und etwa 75 Jahre nach Abfassung seines Buches, ein durchgängiger Kommentar zu "Mein Kampf" veröffentlicht wurde, ist eine Merkwürdigkeit, die einmal mehr auf die Sonderstellung Hitlers in der Geschichte verweist. Wenn gegenwärtig vom Institut für Zeitgeschichte in München eine kommentierte Textausgabe vorbereitet wird, die publiziert wird, sobald das Buch gemeinfrei ist, zeigt dies, dass man Hitlers Schrift nun immerhin auch von anderer Seite einer Kommentierung für würdig befindet.

Ein Motiv für die letztgenannte Ausgabe ist sicher auch die Besorgnis, das Buch könnte großen Schaden anrichten, sollte es ohne Anmerkungen und Erklärungen auf den Markt gelangen. Es ist jedoch die Frage, inwiefern es sich dazu eignet, im dazu bisher nicht geneigten Leser rassistisches beziehungsweise sozialdarwinistisches Gedankengut zu verankern. Denn die Lektüre ist in der Tat mühsam, der Stil alles andere als einnehmend, die Themen sind weitgestreut und oft mit historischen Bezügen versehen, die sich nur dem Kenner erschließen. Selbst in der rechtsextremen Szene – die also von Hitlers Gedanken nicht mehr überzeugt zu werden braucht – dürfte man nicht allzu viele finden, die sich durch die 800 Seiten hindurchgearbeitet haben. Und wenn wie im Fall des Prozesses gegen den Holocaustleugner Ernst Zündel ein gleichgesinnter Verteidiger in seinem Plädoyer aus "Mein Kampf" zitiert, dann ist das noch kein Beweis für die fundierte Kenntnis der Schrift in rechtsextremen Kreisen. Befürworter wie Gegner wissen nur allzu oft nicht, wovon sie reden.

Deshalb soll nun zur Sprache kommen, was Hitlers Buch eigentlich beinhaltet: Es ist Autobiografie, es ist die Entfaltung einer Weltanschauung, es ist die Verkündung eines politischen Programms.

Autobiografie

Als sich Hitler 1924 nach seinem gescheiterten Putschversuch in der komfortablen Landsberger Haft befand, konnte er in Ruhe seine Gedanken niederschreiben und seine mit ihnen verknüpfte Autobiografie dem Zweck des Buches gemäß darstellen. Dieser Zweck war laut eigener Aussage, "die Ziele unserer Bewegung klarzulegen" sowie "ein Bild der Entwicklung derselben zu zeichnen". Zudem sollte der eigene Werdegang geschildert werden, sofern er für das Verständnis der Parteientwicklung notwendig war – auch, um der "von der jüdischen Presse betriebenen Legendenbildung" entgegenzuwirken. Warum Hitler sein Buch schrieb, ist damit deutlich: Er wollte, möglicherweise auch noch einmal für sich selbst, die Zielsetzungen der NSDAP klären, um diese innerlich zu einigen und nach außen, vor allem gegen die konkurrierenden völkischen Gruppierungen, abzugrenzen. Des Weiteren sollte der enge Zusammenhang zwischen seiner persönlichen Entwicklung und der der Partei erkennbar werden – die Einheit zwischen Partei und Parteiführer. Dass es dazu einiger gewaltsamer Umdeutungen der Geschehnisse bedurfte, dass als Fügung erscheinen musste, was vielleicht eher zufällig war, liegt auf der Hand. Doch auch wenn Hitler seinen Werdegang im Nachhinein so begradigt, dass er punktgenau auf das anvisierte Ziel hinführt, ist es sehr aufschlussreich, wie er diesen Werdegang schildert.

Gemäß Hitlers eigener, durchaus glaubhafter Darstellung waren es die Erfahrungen seiner Wiener Zeit und das Fronterlebnis, die ihn wesentlich prägten. Nach Wien kam er bekanntlich, weil er an der Kunstakademie studieren wollte; die vom Vater für ihn vorgesehene Beamtenlaufbahn war ihm ein Graus. Sein Scheitern bei der Aufnahme in die Akademie, sein mühsames Sich-Durchschlagen in der als Moloch erlebten Großstadt gibt Hitler recht unverblümt zu erkennen; es ist keine Heldensaga. Womit er, aus kleinbürgerlicher Umgebung stammend, nun erstmals konfrontiert wird, ist die Soziale Frage: das Massenelend eines städtischen Proletariats. Zugleich sieht er, wie eine politische Bewegung, die marxistisch orientierte Sozialdemokratie, sich zur Führerschaft der verelendeten Massen aufschwingt und im Sinn ihres sozialistischen Internationalismus antinational agitiert.

Letzteres erzeugt Hitlers Hass, denn er, der in einem nicht-funktionierenden Vielvölkerstaat, dem zerfallenden Habsburgerreich, aufgewachsen ist, hat sich nach eigenen Angaben schon früh gegen die Dynastie und für einen dezidierten deutschen Nationalismus entschieden. In Wien meint er, den Zusammenhang zwischen den Elementen des Sozialen und des Nationalen begriffen zu haben: Soziale Verelendung erzeugt Ressentiments gegen die eigene Nation, weil diese so etwas zulässt. Hitlers späterer "National-Sozialismus" zieht daraus die Konsequenz. Nur durch soziale Hebung kann man die Menschen an die Nation binden. Eigentlich hätte sich Hitlers Bewegung "Sozial-Nationalismus" nennen müssen. Denn das soziale Element ist ganz eindeutig Mittel zum Zweck – ein Mittel, um den Nationalismus zu befördern.

Hitler selbst benennt als Ertrag seiner Wiener Zeit die Einsicht in zwei "Gefahren", deren "entsetzliche Bedeutung für die Existenz des deutschen Volkes" ihm zuvor nicht bewusst war: "Marxismus und Judentum". Der Marxismus predigt Egoismus und Klassenhass, hetzt die Menschen gegen das eigene Volk auf, "entlarvt" alle bisher geltenden Werte als Herrschaftsinstrumente der Besitzenden. Hitler sieht in ihm eine furchterregende Kraft der Zerstörung, denn die marxistische Verheißung eines kommenden Reichs der Freiheit und Gleichheit ist für ihn nichts weiter als eine Lüge. Der für Hitler entscheidende Durchbruch ist jedoch erreicht, als er begriffen zu haben glaubt, wer hinter diesem Attentat auf die Menschheit steht: Als er "den Juden als Führer der Sozialdemokratie erkannte", werden ihm auf einmal die Zusammenhänge klar. Der Angriff auf die Nation erfolgt im Dienste eines fremden Volkes – der Juden.

Diese tarnen sich, so Hitler, als Religionsgemeinschaft, doch ihre Religion kennt keine wahre Transzendenz. Sie ist vielmehr ganz und gar auf irdischen Gewinn ausgerichtet und entspricht dem natürlichen Egoismus und Materialismus der Juden. Die letztgenannten Eigenschaften sind auch der Grund, weshalb sich die Juden in fremde Völker einschleichen, parasitär an ihnen teilhaben und sie von innen heraus zu zersetzen versuchen. Das alles folgt einem großen Plan, an dessen Ende, gemäß der biblischen Verheißung, die Weltherrschaft steht. Und der "jüdische Marxismus" ist der letzte Baustein in diesem Plan: Indem er die nationalen Grenzen durchbricht und die Menschen nivelliert, schafft er freie Bahn für die weltweite Herrschaft der Juden.

Man sieht hier beispielhaft, wie sich eine Verschwörungstheorie entwickelt: Die Suche nach der einen Ursache unterschiedlichster, von Hitler wahrgenommener Phänomene wie ethnische Spannungen im Vielvölkerstaat, kulturelle Dekadenz, von den Marxisten geschürter Hass auf die eigene Nation, kapitalistische Ausbeutung und so weiter führt zur "Entdeckung" des einen Urhebers: die Juden, die im Interesse ihres eigenen Volkes die anderen Völker von innen heraus schwächen, vor allem aber das Volk, das bisher das Habsburgerreich getragen und zusammengehalten hat: die Deutschen. Das heißt für Hitler: Es geschieht alles planmäßig; gerade die stärkste Kraft muss geschwächt werden, um den Zusammenbruch herbeizuführen. Die damals verbreiteten antisemitischen Stereotype und die Wahrnehmung, dass sich auf der Führungsebene der sozialistischen und bolschewistischen Bewegungen relativ viele jüdische Funktionäre fanden und einige Vordenker des Sozialismus jüdischer Herkunft waren, verschmelzen hier zu dem Urteil, dass der Marxismus eine jüdische Ideologie ist und dass man in ihm die letzte Stufe des Weges zur jüdischen Weltherrschaft vor sich hat.

Hitlers Wiener Jahre stehen also ganz im Bann der Herausbildung seiner Weltanschauung. Die zweite wesentliche Station seines Weges ist das Kriegserlebnis, das ihm möglicherweise die Erfahrung einer Willenskraft verschafft hat, auf die er bei seinem späteren, kaum fassbar steilen Aufstieg zurückgreifen konnte. Für sein Land kämpfen zu können, gibt Hitlers bisher ziellosem Leben eine Richtung und einen Sinn. Er, der sich in Wien als Sonderling und Einzelkämpfer durchschlug, ist auf einmal Teil einer großen Gemeinschaft. Zudem kann er seiner Sehnsucht nach dem Hohen und Großen, seiner Sehnsucht nach Tat und Selbstopfer nachgeben. So zieht er, wie viele andere, voller Begeisterung in den Krieg. Doch er schildert auch den mentalen Einbruch, der gerade angesichts der furchtbaren Stellungskriege des Ersten Weltkrieges seine Kameraden und ihn befällt: "an Stelle der Schlachtenromantik aber war das Grauen getreten". Die Angst hat Einzug gehalten, die Angst um das nackte Überleben. Hitler ficht, so seine Darstellung, einen inneren Kampf mit sich aus. "Schon im Winter 1915/16 war bei mir dieser Kampf entschieden. Der Wille war endlich restlos Herr geworden." Er hat seine Feigheit besiegt.

An solchen Stellen wird deutlich, weshalb das Buch "Mein Kampf" heißt. Hitler hat auf allen Ebenen einen Kampf ausgefochten, nicht nur um die äußere Durchsetzung seiner Partei, sondern auch um sein inneres Gleichgewicht. Dass bei ihm schließlich der Wille siegte und nicht die Vernunft, erwies sich nicht nur für ihn selbst als Verhängnis. Der Kampf, das ist gleich noch zu zeigen, bildet das Zentrum seines Denkens und Seins und damit auch seiner Weltanschauung.

Vier Jahre grauenhaften Kriegserlebens haben die Kämpfenden des Ersten Weltkrieges hinter sich, als sich in Deutschland die Kriegsmüdigkeit in Streiks niederschlägt und die innenpolitischen Friktionen so zunehmen, dass der Kaiser abdanken muss und die Republik ausgerufen wird. Für Soldaten mit Hitlers Einstellung ist das der "Dolchstoß". Im Felde unbesiegt, habe das deutsche Heer von den "Novemberverbrechern" in der Heimat, also den Sozialisten und den Juden, welche die Revolution betrieben hätten, den Dolch in den Rücken gerammt bekommen, sodass die Kriegsniederlage unvermeidlich war. Zu dieser Fehleinschätzung, was die Ursachen der Niederlage angeht, trug nicht zuletzt die beschönigende Darstellung der Kriegssituation bei, die lange von der Obersten Heeresleitung betrieben worden war.

"Es war also alles umsonst gewesen." Hitlers bitteres Resümee über eine Zeit härtester Entbehrungen mündet in ein Bekenntnis des Hasses, des Hasses auf all die, die er für die Vergeblichkeit seines Opfers verantwortlich macht. Ob er tatsächlich genau damals beschloss, Politiker zu werden, lässt sich weder be- noch widerlegen. Auf jeden Fall offenbart Hitler das Motiv für sein politisches Tun: Da es mit den Drahtziehern der Revolution, den Juden, "kein Paktieren" gebe, bleibe nur "das harte Entweder – Oder". Der politische Kampf ist für ihn primär Kampf gegen die Juden. Von dorther muss wohl alles Weitere, was Hitler noch über seinen Werdegang schildert – den Weg vom Vorsitzenden einer Splitterpartei zu einem Volksredner, der den Münchener Zirkus Krone zu füllen vermag – verstanden werden.

Weltanschauung

Hitlers Denken ist alles andere als wirr, vielmehr ist es von großer Kohärenz. Nimmt man die entsprechenden Passagen aus "Mein Kampf" zusammen, so ergibt sich eine in sich geschlossene Weltanschauung. Hitler wollte zuerst die Köpfe der Menschen gewinnen, bevor er sich ihrer Leiber (zur Fortzeugung der "Rasse" beziehungsweise zum Kampf) bediente. Er wusste, dass eine Revolution einer "neuen großen Idee" bedarf, um zum Erfolg zu gelangen, und das galt auch für die nationalsozialistische Revolution. Weshalb diese Revolution nötig war, wird aus dem bisher Ausgeführten klar: Für Hitler setzte der Marxismus zum Sprung auf die Weltrevolution an. Er musste aufgehalten werden, das war die deutsche Mission. Und deshalb musste ihm eine "Lehre von besserer Wahrhaftigkeit aber gleicher Brutalität der Durchführung entgegengestellt" werden.

Ausgangs- und Mittelpunkt von Hitlers Weltanschauung ist der Kampfgedanke. Die Natur, deren Teil der Mensch ist, ist ein Kampfgeschehen, und das aus gutem Grund. Denn der Kampf hat zwei förderliche Folgen: Er sorgt für Ordnung, indem er den Schwächeren zur Unterordnung unter den Stärkeren zwingt, und für Steigerung, weil die Kämpfenden über sich hinauswachsen müssen und der Kampf zu einer Auslese des Besseren führt. Ohne Ordnung kann ein System nicht überleben, ohne Steigerung gibt es keinen Fortschritt. Der Kampf ist für Hitler also für das Überleben und die Fortentwicklung eines Systems unerlässlich. Dieser Gesetzmäßigkeit kann sich der Mensch nur um den Preis seines Untergangs widersetzen, und gemeint ist dabei nicht nur der physische Kampf, sondern auch jede andere Form des Ringens mit den anderen Menschen, mit den widrigen Umständen oder mit sich selbst.

Der Kampf zwischen den Menschen erfolgt im Allgemeinen zwischen den Völkern, die sich im Zeitalter der Nationalitäten als Nationen definieren. Doch diese Zuordnung ist nicht trennscharf. Denn in die Völker können sich Nicht-Zugehörige einschleichen, die sich nicht als Fremde zu erkennen geben und die innere Einheit zerstören. Diese innere Einheit eines Volks ist jedoch überlebenswichtig, denn den Kampf führt man nur für das als gleich Empfundene, nicht für Fremdes. Hier kommt nun die "Rasse" ins Spiel. Für Hitler ist das einzig verlässliche Merkmal der inneren Homogenität eines Volkes die Zugehörigkeit zur selben "Rasse", weil diese nicht beliebig definierbar und veränderbar ist wie beispielsweise die Religionszugehörigkeit. "Rassische Reinheit" ist der entscheidende Weg zur seelischen Einheit, zu jener Willenseinheit, die man braucht, um für sein Volk sein Leben zu geben.

Für alles bisher Gesagte gibt es natürlich Vordenker und Vorgänger, und Hitler hat offenbar unendlich viel gelesen und rezipiert. Doch wie er die Versatzstücke zusammenfügt, ist originär. Dass man zu seiner Zeit die Rassentheorie so ernst nahm, dass beispielsweise auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft "Rassenforschung" finanzierte, ist heute kaum mehr vorstellbar, zum Verständnis der geistigen Situation der Zeit aber wichtig zu wissen.

Zwischen den "Rassen" gibt es für Hitler, darin etwa Arthur de Gobineau und Houston Stuart Chamberlain folgend, gravierende Wertunterschiede. Dabei bemisst sich der Wert an der Kulturleistung; "Rasse" wird hier sozusagen zum physischen Untergrund der Kulturen. Die "arische Rasse" ist die Kulturschöpferin par excellence, denn ihr verdankt sich fast alles, was gegenwärtig an "Kunst, Wissenschaft und Technik" zu finden ist. Neben kulturschöpfenden "Rassen" gibt es auch Kulturträger, die eine ihnen nahegebrachte Kultur fortführen können. Es gibt aber auch die "Rasse" der Kulturzerstörer, die selbst nicht schöpferisch ist, das von anderen Geschaffene aufzehrt und es letztlich dem Untergang zuführt. Natürlich sind damit die Juden gemeint.

Warum aber sind die Juden in den Augen Hitlers die gefährlichste aller "Rassen"? Warum muss ihrer Bekämpfung die oberste Priorität eingeräumt werden? Die Antwort auf diese Frage ist der Schlüssel zum Holocaust, und die Antwort findet sich ebenfalls in "Mein Kampf".

Die Juden zerstören die natürliche Kampfesordnung. Denn sie selbst sind aufgrund ihrer Weltverhaftetheit und ihrer Selbstsucht nicht willens zu kämpfen. Dennoch wollen sie herrschen, und Hitler stellt sich ernsthaft die Frage: "Sollte diesem Volk, das ewig nur dieser Erde lebt, die Erde als Belohnung zugesprochen sein?" Doch es kann nicht im Sinne der Vorsehung sein, das Werk der Natur der Selbstaufhebung preiszugeben. Insofern dürfen die Juden, wie Hitler meint, mit ihrer perfiden Taktik keinen Erfolg haben. Diese Taktik besteht darin, nicht selbst zu kämpfen, sondern die Starken, Kampfeswilligen zu demoralisieren und sich die Herrschaft so zu erschleichen. Dazu gibt es zwei besonders geeignete Mittel: Geist und Geld. Mit ihrer Geldmacht bringen die Juden die entscheidenden gesellschaftlichen Kräfte in ihre Abhängigkeit, und durch den Kapitalismus erzeugen sie eine Gier nach Mehr, die alle gesellschaftliche Solidarität aufkündigen lässt und die Menschen bedingungslos an den Genuss im Hier und Jetzt bindet. Ihren Geist verwenden die Juden zur Erzeugung von Ideologien, die den Kampf als etwas Böses, zu Überwindendes erscheinen lassen. Dazu gehören zum Beispiel der Liberalismus, der an die Stelle des Kampfes die wirtschaftliche Konkurrenz setzt, der Internationalismus, der die Völkerverständigung predigt, und als letzte Stufe der Marxismus, der mit der universellen Gleichheit der Menschen auch den ewigen Frieden und die Beseitigung jeder Nötigung zum Lebenskampf verheißt.

Faktisch bedeutet seine Durchsetzung jedoch das Ende der Menschheit. Denn er selbst ist wegen des fehlenden Antriebs zum Kräfteringen, wegen seiner Zerstörung des Persönlichkeitsprinzips und wegen seiner rein materialistischen Ausrichtung steril und wird das Vorhandene nur aufzehren. Da er, wie in Russland zu besichtigen, sich zunächst darum bemühen wird, "die nationalen Träger der Intelligenz auszurotten" und die Völker "ihrer natürlichen geistigen Führung" zu berauben, wird die verheißene Gleichheit die der Sklaverei sein, denn im weltweiten Reich der Gleichen werden dann die Juden ihre grausame Herrschaft ausüben. Allerdings wird diese Herrschaft nicht von Dauer sein. Denn "nach dem Tode des Opfers stirbt früher oder später der Vampir".

Politisches Programm

So wie Hitler in seiner Weltanschauung noch das Widerstrebendste zu einer Einheit zusammenzwingt, so wie er mit äußerster Willenskraft alles auf eine Ursache zurückführt, plante er auch ein systematisches, alle Widerstände brechendes Vorgehen zur Umsetzung seiner Weltanschauung. Das Ziel war klar umrissen: Es musste darum gehen, die Deutschen als den edelsten Teil der "Arier" für ihre Mission zu rüsten, nämlich den Endkampf mit der "Rasse" der Zerstörer aufzunehmen, um dadurch dem natürlichen Kampfgeschehen auf der Erde wieder Raum zu geben. Erst wenn das Denken, das den Kampf moralisch ächtet, aus der Welt geschafft sein würde, könnten die Völker, könnten die "Rassen" wieder in dem von der Natur gewollten Kräfteringen für den Fortbestand und das Fortschreiten der Menschheit sorgen.

Nicht alles konnte Hitler dann so verwirklichen, wie er es vorgesehen hatte. Aber schon in "Mein Kampf" verdeutlicht er seine Taktik: Das große Ziel ist nicht verhandelbar, die Mittel zu seiner Erreichung hingegen sind es. Im Nachgeordneten kann man Flexibilität walten lassen und sich den Umständen gemäß verhalten, solange man nicht aus den Augen verliert, warum man tut, was man tut. Diese Flexibilität Hitlers haben Zeitgenossen und auch spätere Deuter oft als Opportunismus missverstanden. Tatsächlich aber handelte es sich um die Nachgiebigkeit dessen, der sein eigentliches, wohlweislich – auch das steht schon in dem Buch – nicht in der Öffentlichkeit verkündetes Ziel unnachgiebig verfolgt.

Zunächst musste die innenpolitische Basis gesichert werden, bevor man zur Außenpolitik schreiten konnte. Alles hing in Hitlers Augen von der inneren Einheit des Deutschen Volkes ab, deshalb galt es, hier anzusetzen. Durch propagandistische Maßnahmen sollte die Weltanschauung verbreitet werden und die Partei weiteren Zulauf erhalten. Vor allem sollte dem weltanschaulichen Gegner die Klientel abspenstig gemacht werden. Bei einer ideologisch gefestigten Partei konnte man dann auch das Risiko der Legalitätstaktik eingehen – der Weg über das Parlament, das man von innen aushöhlen konnte. Nach seinem gescheiterten Putschversuch schien Hitler das der Erfolg versprechendere Weg. Einmal an die Macht gelangt, waren die Maßnahmen zur inneren Homogenisierung in Gang zu setzen.

Zuerst war durch eine entschiedene Sozialpolitik die Bindung der Menschen an die Nation wiederherzustellen – jener Zusammenhang des Nationalen und des Sozialen, den Hitler in Wien begriffen hatte. Politisch und gesellschaftlich musste dann eine "Gleichschaltung" erfolgen. Das bedeutete die Ausschaltung aller anderen Parteien, die Aufhebung des Föderalismus, die Ersetzung selbstständiger Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände durch staatlich gelenkte berufsständische Kammern und Ähnliches. Mittels weltanschaulicher Erziehung sollte das neue Weltbild in der Jugend verankert, mittels Eugenik, Rassengesetzen und eines neuen Staatsbürgerrechts die "rassische Reinigung" erreicht werden, um so auch die physische Grundlage für die Einigung des Volkes zu schaffen. Konkrete Maßnahmen zur "Reinigung" des Staates von den Juden sind "Mein Kampf" nicht zu entnehmen. Dass die Radikalität von Hitlers Schuldzuweisungen aber ebenfalls radikale Konsequenzen zur Folge haben würde, war durchaus zu erschließen.

Insgesamt zeichnet Hitler das Bild vom totalen Staat, der als Gefäß der "Rasse" fungieren soll und insofern trotz seiner Allgegenwärtigkeit dienende Funktion einzunehmen hat. Er dient dazu, die Basis für den Kampf der Deutschen mit dem Erzfeind der Menschheit zu bereiten. Dass die Umsetzung eines solchen Staatsmodells, bei dem Individualrechte grundsätzlich hinter den Rechten des Kollektivs zurückzutreten haben, nur mittels Organisation gemäß dem Führerprinzip zu verwirklichen ist, wird dabei sehr deutlich gesagt. Ob Hitler sich zur Abfassungszeit von "Mein Kampf" aber schon selbst als diesen Führer sah, ist keineswegs eindeutig.

Nach der inneren Konsolidierung und Homogenisierung sollte die expansive Selbstbehauptung des deutschen Volkes in Angriff genommen werden. Der erste Schritt war die Wiederbewaffnung, die zwar dem Versailler Vertrag widersprach, einem zu begründetem Selbstbewusstsein gelangten Volk, so die Überzeugung Hitlers, auf Dauer jedoch nicht verwehrt werden konnte. Damit wieder als Mitspieler im Konzert der Völker präsent, musste Deutschland Bündnispartner für die kommenden kriegerischen Auseinandersetzungen gewinnen. Hitlers Wunschpartner waren das faschistische Italien und England, wobei er bei letzterem auf die Fortsetzung der traditionellen Gleichgewichtspolitik hoffte, die in Deutschland ein entsprechendes Gegengewicht gegen das erstarkte Frankreich sehen lassen könnte. Diese Rechnung ging bekanntlich nicht auf. War die Bündnisfrage geklärt, sollte der erste Feldzug dem Erzfeind Frankreich gelten. Mit gesicherter Westflanke war dann der Weg für den Ostfeldzug frei – die Eroberung von "Lebensraum" für ein Volk, das sich durch seinen phönixhaften Aufstieg aus der Niederlage des Ersten Weltkrieges und durch die Erfüllung seiner weltgeschichtlichen Mission alles Recht auf diesen "Lebensraum" erworben haben würde.

Ein banales Buch, ein gefährliches Buch?

Die unvoreingenommene, sich auf Hitlers Denkstrukturen einlassende Lektüre von "Mein Kampf" zeigt, dass Hitler das planmäßige Vorgehen, das er mit seiner Verschwörungstheorie den Juden unterstellte, durch ein ebenso planmäßiges Gegenprogramm konterkarieren wollte. Und weil er wusste, dass Revolutionen in den Köpfen beginnen, war es ihm wichtig, dem Marxismus, den er für die politische Ideologie des Judentums hielt, eine ebenso überzeugende "arische" Weltanschauung entgegenzusetzen.

Dass "Mein Kampf" ein banales Buch ist, wird man angesichts des geschichtlichen Anspruchs, der Kohärenz der Weltanschauung und der Brisanz des in diesem Buch angekündigten politischen Programms wohl nicht mehr behaupten können. Aber ist es ein gefährliches Buch? Eine äußere Verführungskraft geht von ihm sicherlich nicht aus. Dass der Kampf der Ideologien, der in ihm ausgefochten wird, nicht zu Ende ist, ist aber ebenfalls offensichtlich: Man muss bloß den Begriff der "Rasse" durch den der "Kulturen" ersetzen, man muss nur Hitlers Antiliberalismus mit den heutigen Angriffen auf die westliche Lebensform vergleichen, man muss nur die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über das rechte Maß an Gleichheit und Ungleichheit beobachten, um zu erkennen, dass wir mit dem, was Hitler umtrieb, noch immer ringen. Das macht "Mein Kampf" zu einem wichtigen Buch, zu einem Buch, mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Gefährlich wäre dies Buch nur dann, wenn man glaubte, dass es Lösungen birgt. Zur Analyse der Gefahren aber, denen ein freiheitliches Gemeinwesen ausgesetzt sein könnte, ist es ein geradezu unverzichtbares Buch.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Zur Bewunderung des "Führers" in Indien vgl. Hasnain Kazim, Wie Adolf nach Indien kam, 11.3.2010, Externer Link: http://www.spiegel.de/panorama/chai-time-wie-adolf-nach-indien-kam-a-682326.html (1.10.2015).

  2. Die näheren Umstände der Entstehung sind nachzulesen bei: Othmar Plöckinger, Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers "Mein Kampf" 1922–1945, München 2006, S. 29–164.

  3. Mit der Lizenzvergabe ins Ausland verfuhr der Verlag bis zu Kriegsbeginn sehr restriktiv. Veröffentlicht wurden meist nur Übersetzungen des gekürzten Textes. Als man aufgrund der neuen Machtkonstellationen keine Rücksichten mehr zu nehmen brauchte, konnte der vollständige Text erscheinen, übersetzt in etwa 14 Sprachen.

  4. Vgl. O. Plöckinger (Anm. 2).

  5. Ebd., S. 203–577.

  6. Vgl. Tete Harens Tetens, Was will Hitler? Außenpolitik und "letzte Schlußziele" nach Hitlers eigenen Worten. 10 in der Basler National-Zeitung veröffentlichte Aufsätze, hrsg. von Johann Babtist Rusch/Alfred Kundert/Carl Albert Looski, Basel 1935.

  7. Vgl. Irene Harand, Sein Kampf. Antwort an Hitler, Wien 1936.

  8. Vgl. Robert Charles Kirkwood Ensor, Herr Hitlers Self-Disclosure in Mein Kampf, Oxford 1939.

  9. Zu den Ausnahmen gehört beispielsweise Werner Maser, der 1966 sein Buch "Adolf Hitlers Mein Kampf. Geschichte. Auszüge. Kommentare" mit dem Hinweis versah, dass kein Text für die Erklärung Hitlers und die NS-Zeit so aufschlussreich wäre wie "Mein Kampf". Der Titel von Karl Langes Buch "Hitlers unbeachtete Maximen. Mein Kampf und die Öffentlichkeit" (1968) verdeutlicht die Problemlage.

  10. Vgl. Ian Kershaw, Hitler, 2 Bde., Stuttgart 1998/2000.

  11. Barbara Zehnpfennig, Hitlers Mein Kampf. Eine Interpretation, München 20053. Eine kompakte, auf die ideologische und programmatische Seite konzentrierte Neufassung des Kommentars wurde 2011 publiziert: Barbara Zehnpfennig, Adolf Hitler: Mein Kampf. Studienkommentar, München 2011. Das Buch von Christian Zentner, Adolf Hitlers Mein Kampf. Eine kommentierte Auswahl, München 1974, besteht dagegen hauptsächlich aus Zitaten, die recht freihändig bewertet werden.

  12. Der Prozess fand 2007 vor dem Mannheimer Landgericht statt, der Verteidiger war Ludwig Bock. Vgl. Stephan Braun/Anton Maegerle, Rechtsanwälte der extremen Rechten, in: Stephan Braun/Alexander Geisler/Martin Gerster (Hrsg.), Strategien der extremen Rechten. Hintergründe – Analysen – Antworten, Wiesbaden 2009, S. 378–403, hier: S. 387.

  13. Komfortabel war die Haft insofern, als man Hitler freien Zugang zur Bibliothek, den Empfang von Besuchern, alle erforderlichen Materialien für die Abfassung seines Buches etc. gewährte.

  14. Diese und die folgenden Zitate sind der Ausgabe Adolf Hitler, Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band, 127.–128. Auflage, München 1934, entnommen. Die oben genannten Zitate entstammen dem Vorwort, S. XXVII.

  15. Glaubhaft ist das deshalb, weil beides erstens die einschneidendsten Erlebnisse in seinem Leben waren und weil zweitens seine Weltanschauung deutliche Spuren dieser beiden Erfahrungen in sich trägt.

  16. A. Hitler (Anm. 14), S. 20.

  17. Vgl. ebd., S. 181.

  18. Ebd.

  19. Ebd., S. 223.

  20. "Ich aber beschloss, Politiker zu werden." Ebd., S. 225.

  21. Ebd.

  22. Dazu noch einmal detaillierter: Barbara Zehnpfennig, Hitlers Weltanschauung, in: Frank-Lothar Kroll/dies. (Hrsg.), Ideologie und Verbrechen, Kommunismus und Nationalsozialismus im Vergleich, München 2014, S. 67–89.

  23. A. Hitler (Anm. 14), S. 597.

  24. Im Original gesperrt. Ebd., S. 44f. Zum Zusammenhang zwischen NS und Marxismus vgl. Barbara Zehnpfennig, Nationalsozialismus als Antimarxismus? Hitlers programmatisches Selbstverständnis in "Mein Kampf", in: Manuel Becker/Stephanie Bongartz (Hrsg.), Die weltanschaulichen Grundlagen des NS-Regimes. Ursprünge, Gegenentwürfe, Nachwirkungen, Berlin 2011, S. 79–98.

  25. Vgl. Arthur de Gobineau, Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, 4 Bde., Stuttgart 1939–405; Houston Stuart Chamberlain, Grundlagen des 19. Jahrhunderts, München 1899.

  26. A. Hitler (Anm. 14), S. 317.

  27. Ebd., S. 69.

  28. Ebd., S. 358.

  29. Ebd.

  30. So beispielsweise der Historiker und Hitler-Biograf Allan Bullock.

  31. Dass er allerdings in "Mein Kampf" so offen über Mittel und Ziele schrieb, hat Hitler später bereut.

  32. Wie konsequent er diese Entgegensetzung vornahm, wird veranschaulicht durch die Tabelle in: B. Zehnpfennig 2011 (Anm. 11), S. 247.

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Dr. phil., geb. 1956; Professorin für politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Passau, Philosophicum, Innstraße 25, 94032 Passau. E-Mail Link: barbara.zehnpfennig@uni-passau.de