"Der demografische Wandel entfaltet seine größte Dynamik in den höchsten Altersgruppen", so ein Befund des Psychologen und Altersforschers Andreas Kruse. In der Tat: Aus den derzeit 4 Prozent, die die "Generation 80 plus" an der Gesamtbevölkerung stellt, könnten in 20 Jahren 14 Prozent werden. Bis vor einiger Zeit standen die Lebenslagen und -bedingungen der Hochbetagten im Schatten der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Befassung mit den sogenannten best oder golden agers, also den 65- bis unter 80-Jährigen, auf deren Bereitschaft, in ihrem "Leben im Ruhestand" Engagement, Partizipations- und Bildungsbereitschaft oder gar Produktivität unter Beweis zu stellen, sich große Hoffnungen richteten.
Die vor 1935 geborenen Jahrgänge sind von derartigen Erwartungen weitgehend ausgenommen. Mit ihnen werden vornehmlich Gebrechlichkeit, Multimorbidität und vor allem neurodegenerative Erkrankungen assoziiert, stetig wachsende Betreuungs- und Pflegekosten und noch gar nicht abzusehende Herausforderungen für Politik und Gesellschaft. Diesen Altersbildern setzt die Forschung nun aber neues Wissen entgegen, etwa über die erstaunliche Plastizität der Persönlichkeit noch und gerade im hohen Alter und über die Fähigkeit sehr alter Menschen, auf ganz eigene Weise Sorge um sich selbst zu tragen. Wenn man sie lässt. Wo dies aber immer weniger möglich ist, gilt es, zukunftsweisende Modelle der Betreuung und Gemeinschaftlichkeit zu erproben.
Das Lebensende der Hochbetagten rückt nun zusammen mit dem unheilbar Kranker auch jüngeren Alters in den aktuellen Auseinandersetzungen um Sterbehilfe in den Fokus öffentlichen Interesses. Voraussichtlich im Herbst 2015 wird der Deutsche Bundestag Entscheidungen über vier Gesetzesvorlagen zu diesem hochsensiblen Problemfeld treffen. Es ist unerlässlich, dass in diesen Diskussionen die Argumente aller mittelbar und unmittelbar Betroffenen beziehungsweise ihrer Fürsprecher(innen) gehört und angemessen gewürdigt, aber auch hinterfragt werden.