Seit einigen Jahren wird in Deutschland versucht, die systematische Förderung freiwilligen Engagements als ein explizites Politikfeld in Bund, Ländern und Kommunen zu etablieren.
Diese Bemühungen um die Etablierung von Engagementförderung als Politikfeld verleihen folgender Frage Aktualität und Dringlichkeit: Was ist eigentlich unter jenem "Engagement", das hier systematisch zum Gegenstand politischer Prozesse (politics) und inhaltlicher Politiken (policy) gemacht werden soll, zu verstehen? Diese Frage als solche ist alles andere als neu. Wir vertreten jedoch die These, dass sie unter veränderten gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Bedingungen neu zu stellen beziehungsweise neu zu beantworten ist. Kernaspekte eines solchen aktuellen Verständigungsversuches möchten wir hier entfalten.
Gesellschaftliche und politische Wandlungs- und Transformationsprozesse wurden und werden zum Anlass für Diskurse über "Engagement" – hier sehr allgemein verstanden als Dachbegriff für ein Tätigwerden von Menschen für eigene und/oder fremde Belange. Unterschiedliche Funktionen von Engagement, unterschiedliche Verständnisse von und Begriffe für Engagement kommen dabei zum Ausdruck. Dies lässt sich auch in der deutschen Geschichte nachzeichnen: Im Kontext der administrativen und sozialen Reformen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie des aufblühenden Vereinswesens wurden unter der Chiffre "Ehrenamt" Aspekte von Engagement thematisiert, die mit Amtlichkeit, Staatsnähe, Patrimoniat und gesellschaftlichem Ansehen zu tun haben. Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert etablierten sich vielfältige Formen ehrenamtlichen Engagements in den sich herausbildenden Wohlfahrtsverbänden, von kirchlichen Verbänden bis zu denen der Arbeiterbewegungen; sie rahmen und prägen bis heute Traditionen und Selbstverständnis "Ehrenamtlicher". Auch durch die Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, unter dem Engagement in den ideologischen Sog des Dienstes an der "Volksgemeinschaft" geriet, führte die Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkt einsetzende Pluralisierung der soziokulturellen Milieus beziehungsweise der individuellen Werteinstellungen dazu, dass die Freiwilligkeit von Engagement jenseits fester weltanschaulicher Einbettungen in den Vordergrund trat. Die sozialen und politischen Bewegungen Ende der 1960er und der 1970er Jahre stellten Engagementformen des Protests, des aktiven Widerstands und der Selbstorganisation in den Vordergrund. Dabei führten die "Engagementwelten" klassischer Ehrenamtlichkeit beziehungsweise neuer Freiwilligentätigkeit hier und des politischen Protestes beziehungsweise der außerparlamentarischen politischen Beteiligung dort jedoch weitgehend eine Parallelexistenz. Seit den 1990er Jahren lenken die Transformationsprozesse der politischen und sozialstaatlichen Systeme den Blick auf die Bedeutung von Engagement für die Stärkung der Demokratie, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für Daseinsvorsorge insgesamt und wird mit der Rede von "Bürgerschaftlichem Engagement" an republikanische Denktraditionen und den Diskurs zur Zivilgesellschaft angeknüpft.
Vieles spricht dafür, dass heute ein weiterer Schub gesellschaftlicher Entwicklung einen erneut veränderten Blick auf "Engagement" und damit eine weitere Etappe des Engagementdiskurses induziert. Angekommen in einer Zuwanderungsgesellschaft, erfährt Deutschland eine weitere Pluralisierung auch seiner Engagementlandschaft.
Im Kontext dieser Entwicklungen nimmt die Vielfalt der Engagementformen zu. Neue Differenzierungen und Justierungen unter dem weiten Dach des Engagementbegriffs sollten allerdings nicht anhand der gebräuchlichen Semantiken für die unterschiedlichen Engagementtraditionen geschehen, sondern vielmehr in Kategorien, die Spannungsverhältnisse, aber auch Vermittlungsmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Engagementformen reflektieren.
Vielfältiges Engagement – Pole eines Spannungsfeldes
"Engagement" als Dachbegriff lässt Raum für eine große Vielfalt von Formen und Kategorien. Der Vorteil des von der Enquete-Kommission aufgenommenen Begriffs des "bürgerschaftlichen Engagements"
Engagement zwischen freiwilliger Mitarbeit und Mitsprache bei Entscheidungsprozessen.
Auf der einen Seite gibt es all die Handlungsformen, in denen sich Engagement vor allem praktisch in vielfältigen Formen wechselseitiger Hilfe (Solidarität), der Sorge und Hilfe für Andere (care) oder dem Einsatz für Sport, Kultur und Umwelt ausdrückt. Ein Bezug zum engeren Bereich der Politik und dem weiteren Bereich öffentlicher Auseinandersetzungen ist zwar möglich, aber nicht konstitutiv. Nicht zufällig spricht man hier oft von "Freiwilligenarbeit", werden doch gemeinsam Leistungen erbracht – im Unterschied etwa zum Engagement einer Bürgerinitiative oder NGO.
Auf der anderen Seite finden sich Formen des Engagements, bei denen es um Handeln im politischen Gemeinwesen in der Form von Forderungen, Argumenten, der Organisation von Meinungsführerschaft, Protest und Kampagnen geht. Vieles davon ist in modernen Demokratien in Formen der partizipatorischen Ergänzung repräsentativer Demokratie institutionalisiert worden. Zu unterstreichen ist, dass diese Formen von Engagement vor allem mit den Mitteln der Sprache operieren und als deliberative Prozesse zu verstehen sind. Als solche werden sie denn auch in der politikwissenschaftlichen Diskussion gefasst und als "politische Partizipation" und civic action von anderen Formen des Engagements unterschieden.
Mit beiden Schwerpunkten befasst sich eine breite Diskussion: (Demokratie-)Theorien mit Fragen aktiver Bürgerschaftlichkeit, soziologische, kulturwissenschaftliche und historische Studien mit Ehrenamt, freiwilliger Mitarbeit, volunteering oder benevolat. Ein Problem liegt darin, dass beide Zugänge die jeweils andere Seite ausblenden.
Engagement zwischen Protest und Widerstand und der Stärkung von Gemeinsinn.
Ein konstitutiver Aspekt alter und neuerer sozialer Bewegungen ist immer Protest und Widerstand. Man engagiert sich für die Anerkennung von Forderungen und Verhaltensweisen, die von tragenden Mehrheiten als fremd oder gar inakzeptabel angesehen werden. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert erhielten bürgerschaftliches Engagement, Caritas und Ehrenamt durch die Arbeiterbewegungen vielfältige Anstöße, mit Arbeitervereinen, Arbeiterkrankenkassen, Genossenschaften und anderem. Ein weiterer bedeutsamer Schub ergab sich im Kontext der sozialen Bewegungen der 1970er Jahre – mit Frauen- und Umweltbewegungen beispielsweise. Auch heute gibt es vielfältige Bewegungen des kulturellen Aufbruchs und seiner Politisierung, etwa bei Fragen von Ernährung, Gesundheit oder Ökologie.
Auf der anderen Seite lebt Engagement aber auch von der Bestandskraft kultureller Muster und Orientierungen, die für unsere Gesellschaft mit prägend sind, einmal neu waren und jetzt zu ihrem Traditionsbestand zählen. Große Bereiche des Engagements bei Kultur, Sport und ähnlichen Formen selbst organisierter Geselligkeit spiegeln diesen Reichtum an Traditionen, von Nation, Loyalität, Nachbarschaft, persönlichen Vertrauensverhältnissen, aber auch die Schwierigkeiten, bei den eigenen Anliegen und der entsprechenden Vereinstätigkeit mit gesellschaftlichem Wandel Schritt zu halten. Die Orientierung hin auf Gemeinsinn und Konsens impliziert sehr oft einen grundsätzlichen Abstand von Politik mit ihren Kontroversen. Aber sie kann auch zu überraschenden Kurzschlüssen zwischen Minderheitenprotest und Ansprüchen auf Bewahrung von Traditionen führen. Pegida beispielsweise kann wohl kaum für sich reklamieren "Wir sind das Volk!". Was aber, wenn man hier reklamieren würde "Wir sind auch das Volk"? Wie sollte sich demgegenüber die Forderung nach Anerkennung der Vielfalt von Engagement ausdrücken?
Im Spannungsfeld von Minderheitenprotest und Berufung auf den Gemeinsinn aller Bürger hat sich aber auch ein breites Zwischenfeld an Vermittlungsformen entwickelt, die weit weniger problematisch sind. Bei lokalen Verfahren, die unter breiter Beteiligung der Bürger Leitbilder für Stadtentwicklung und urbanes Leben erarbeiten wollen, werden die Karten zwischen der Orientierung auf Bewahrung und Wandel, Konsens und Konflikt neu gemischt. Vor einigen Jahrzehnten wäre es wohl weit schwieriger gewesen, so wie heute den Slogan "Wir sind bunt" zu einem breit geteilten Leitbild von Stadtentwicklung zu machen. Weitere Beispiele für Engagement zwischen Bewahrung und Protest lassen sich bei den Wohlfahrts- und Sozialverbänden finden. Sie treten aus ihren korporatistischen Einbindungen immer wieder mit advokatorischen Anliegen und Aktionen heraus (beispielsweise beim Thema Kinderarmut) und zeigen dabei ihre Fähigkeit und den Willen, charity und change miteinander zu vermitteln.
Engagement zwischen organisiertem freiwilligen Engagement und aktiver Sorge in informellen Netzwerken.
Ob Ehrenamt, freiwilliges oder bürgerschaftliches Engagement, Bürgerinitiative oder Bürgerbeteiligung – in den vergangenen 200 Jahren hat sich in Deutschland ein Verständnis von Engagement herausgebildet, das in hohem Maße auf einen bestimmten Grad formaler Organisation
Auf der anderen Seite wird die Bedeutung informeller Ressourcen seit einiger Zeit wieder deutlich stärker in Erinnerung gerufen, beispielweise mit Blick auf den steigenden Bedarf an Unterstützung älterer Menschen als einem Aspekt des demografischen Wandels. Pflege, darauf wird immer wieder verwiesen, wird nach wie vor zu einem hohen Prozentsatz nicht nur in familiären Settings, sondern auch in nachbarschaftlichen und sonstigen von persönlicher Bekanntschaft und Vertrauen geprägten Bezügen geleistet, die weder ganz privat noch ganz öffentlich sind.
Damit zeigt sich, dass es auch in diesem dritten Spannungsfeld eine ganze Reihe von Zwischenformen gibt. Verdeutlicht werden kann dies an zwei ganz unterschiedlichen Feldern: Arrangements der Sorge für ältere Menschen
Engagement zwischen
bonding
als Möglichkeiten der Selbstbehauptung und
bridging
zwischen unterschiedlichen Gruppen und Kulturen.
Der Soziologe Robert Putnam hat in seiner Auseinandersetzung mit dem Konzept des Sozialkapitals die Unterscheidung zwischen verbindendem (bonding) und überbrückendem (bridging) social capital eingeführt.
Herausforderungen an Politik in einer zivilen Gesellschaft
Gesellschaftlicher Wandel und mit ihm auch der Wandel der Engagementlandschaft ist von vielen Faktoren geprägt – wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen. Immer hat aber auch die Politik dabei eine wichtige Rolle gespielt. Sie förderte oder marginalisierte bestimmte Formen des Engagements; sie half beispielsweise ehrenamtliches Engagement, den Status der Gemeinnützigkeit, Mitbestimmungsformen und Verbandsrecht zu institutionalisieren. Unter ihrem Einfluss ergaben sich im demokratischen Deutschland der Nachkriegszeit eine korporatistische Ordnung, die Interessengruppen und Verbänden einen bestimmten Platz in der politischen Willensbildung zuwies, und eine sozialstaatliche Ordnung, die bestimmte Vorstellungen von der Mitverantwortung der Bürger in Familie, Gemeinde und Gesellschaft postulierte.
Welchen Platz soll Engagement mit seinen zuvor skizzierten vielfältigen Formen, Ansprüchen und Selbstverständnissen in Zukunft einnehmen? Welche Rolle sollen insbesondere jene Formen spielen, die im klassischen Kanon bislang nicht vorgesehen waren? Drei Maximen halten wir für besonders wichtig:
Die Vielfalt von Engagementformen wahrnehmen und respektieren.
Es ist wiederholt kritisiert worden, die Engagementstrategie der Bundesregierung sei durch eine mehrfache Verengung von Engagement gekennzeichnet: Vom Eigensinn, der Freiheit und der politischen Einmischung ist nirgendwo die Rede, alles konzentriert sich auf den sozialen Nutzwert von Engagement, Helfen und Pflegen und das, was am ehesten mit einer Gemeinsinnrhetorik kompatibel ist.
Es geht also um die Frage nach Profil und Selektivität vorherrschender Leitbilder von Engagement – in der Politik, aber auch der öffentlichen Meinung. Die Aufmerksamkeit für den sozialpolitischen Nutzen von Engagement und seine integrative Rolle drängt Engagement als Ferment der Demokratie, als Widerspruch und Infragestellung von Hierarchien und Kompetenzverteilungen zwischen Bürgern, Wirtschaft und (Sozial-)Staat oft in den Hintergrund.
Sich für Engagement jenseits traditioneller Trennungen und Kategorien sensibilisieren.
Nachdem in Deutschland lange Zeit ein Diskurs dominierte, bei dem Engagement mit Helfen und Zivilgesellschaft mit Gemeinsinn enggeführt wurden, hat sich nicht zuletzt mit "Stuttgart 21" ein zweiter Strang rekonstituiert, in dem es um Partizipation der Bürger an staatlicher Politik und Planung, das Versprechen auf einen anderen Umgang mit Konflikten und widerstreitenden Interessen geht. Partizipations- und Engagementdebatten werden bislang allerdings sehr oft zweigleisig geführt. Tatsächlich geht es aber bei Partizipation nicht immer und allein darum, wie weit Politik und Experten die Einwände, Vorbehalte (und Eigeninteressen) der Bürger in ihrer ganzen Breite ernst nehmen, sondern auch darum, inwieweit Verfahren geeignet sind, die Kompetenzen, Alternativkonzepte, Projekte und mögliche dauerhafte eigene Beiträge von Gruppen aktiver Bürger in Beteiligungskonzepte einzubeziehen. In internationalen Studien zu lokalen "sozialen Innovationen",
Der Ruf nach Politiken der Vermittlung unterschiedlicher Formen und Orientierungen von Engagement lässt sich aber auch in Hinblick auf die anderen von uns bezeichneten Spannungslinien beobachten. Die derzeit so populäre Arbeit an Leitbildern für die zukünftige Entwicklung der eigenen Stadt und Gemeinde kann zum Beispiel nur dann mehr als Wohlfühlszenarien liefern, wenn sowohl in diesen Leitbildern wie auch im Prozess ihrer Erarbeitung Platz für das Engagement von und für Minderheiten, Divergenz und Unangepasstes ist. Eine erfinderische Politik der Engagementförderung ist auch da gefragt, wo man nicht in der traditionellen Gegenüberstellung von gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Formen des Engagements denkt, sondern – wie etwa bei der politischen Unterstützung von neuen gemeinsamen Wohnformen im Alter – die öffentliche und private Seite einer Aufwertung von care und neue Wege der Vergesellschaftung von Sorgeaufgaben zusammendenkt. Und jene Gruppen von Migranten, die in einem Zusammenschluss des bonding ihre religiösen und kulturellen Besonderheiten bewahren wollen, kommen in offenen Gesellschaften an interkultureller Verhandlung und einer darauf eingestellten Politik nicht vorbei; die Öffnung hin auf Allianzen des bridging und ein gemeinsames Engagement schwacher und starker Gruppen haben dabei eine Schlüsselrolle.
Bessere Beziehungen zwischen Regierungspolitiken und den verschiedenen Mitspielern in der Zivilgesellschaft finden.
Eine international kontrovers diskutierte Frage betrifft Nähe und Distanz zwischen von Engagement (mit)getragenen Initiativen, Projekten und Organisationen des Dritten Sektors und der verfassten Politik und Verwaltung. Wo und inwieweit soll es um feste finanzielle Förderung von Beiträgen aus der Zivilgesellschaft gehen, ihre Angliederung an staatliche Politiken und Leistungskataloge? Und wo will man dem Eigensinn von Vereinen, Initiativen und Projekten mehr Raum geben, auch um den Preis, dass sie dann nur indirekt auf die Kultur staatlicher Angebote und Leistungen einwirken können? Die Anerkennung der Vielfalt von Engagement verlangt auch den Respekt verschiedener Arrangements von Nähe und Distanz. Angesichts dessen ist es nicht einfach, allgemein verbindliche Leitsätze, wie sie in anderen Ländern in compacts
Die Frage, wie das liberale Versprechen auf garantierte Freiheitsräume und Schutz vor staatlicher Einflussnahme verbunden werden kann mit republikanischen Traditionen der Einbindung in und Mitverantwortung der Bürger für die Belange des Gemeinwesens, bleibt kompliziert und strittig.
Zum Schluss
Alles in Allem: Es geht um so etwas wie die soziale Ökologie des Engagementbereichs, die Wiederentdeckung und Neubewertung von Vielfalt, die Anerkennung von Verbindungen und wechselseitigen Abhängigkeiten, die Suche nach guten Balancen zwischen verschiedenen Kulturen und Arten von Engagement. Dafür braucht es eine Politik, die diese Vielfalt anerkennt und "kultiviert", neue verbindende Formen und Synergien fördert, sodass beispielsweise Partizipationskonzepte auf vorhandenes Engagement bauen und umgekehrt alternativen Projekten Wege in den Mainstream geebnet werden. Politik sollte dabei so intervenieren, dass beides – Schutz vor Übergriffen politisch Mächtiger und ein respektvolles Fördern und Fordern – möglich wird.
Das Plädoyer, die sich gegenwärtig entfaltende Vielfalt von Engagement in ihren verschiedenen Spannungsbögen zur Kenntnis zu nehmen und zu würdigen, wäre also gründlich missverstanden, würde es als Beliebigkeit interpretiert: "Hauptsache, Bürger tun etwas!" Damit würde man einem rein formalen Engagementbegriff das Wort reden, der in letzter Konsequenz den Einsatz für Flüchtlinge genauso umfassen könnte wie den für "ausländerfreie Zonen" und der zugleich Engagementförderung politischen oder ökonomischen Opportunitätskalkülen anheimstellen würde. Ein wesentlicher Ertrag der unter der Chiffre "bürgerschaftliches Engagement" geführten Debatte liegt darin, die Rede von Engagement in den Kontext der Idee der Zivilgesellschaft gestellt zu haben. Ohne Frage ist dieser Begriff mehrdeutig und die um ihn geführte Debatte vielschichtig. Gleichwohl hat sich ein Verständnis herausgebildet, das "Zivilgesellschaft" nicht auf die Bezeichnung eines gesellschaftlichen Teilbereichs (nämlich des Dritten Sektors der freien Assoziationen) beschränkt, sondern als Modell für die Entwicklung von Gesellschaft insgesamt, im Sinne einer guten Gesellschaft, versteht.
Der Umfang, in dem dieses zivilgesellschaftliche Teilhabe- und Gerechtigkeitsversprechen eingelöst (oder verfehlt) wird, bietet sich als zentraler normativer Bezugspunkt an, wenn es um Engagementpolitik und Engagementförderung geht. Entsprechende Qualitäten – seien es gesellschaftliche Kontextbedingungen, Einstellungen der Bürger oder institutionelle Strukturen – lassen sich in ihrem Einfluss auf das Engagementniveau empirisch nachzeichnen.