Viele Menschen in Deutschland sind engagiert: in Nachbarschaft und Quartier, in Verbänden und Vereinen, in Bürgerinitiativen und Parteien, in informellen Netzwerken und Freiwilligendiensten. Laut Freiwilligensurvey 2009 sind 71 Prozent der Bevölkerung in Einrichtungen des Non-Profit-Sektors (auch Dritter Sektor genannt) "teilnehmend aktiv", zum Beispiel als Mitglied in einem Sportverein. 36 Prozent von ihnen haben darüber hinaus Aufgaben übernommen und gelten damit als freiwillig engagiert – mehr als 23 Millionen Menschen in Deutschland, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen von Feuerwehr und Rettungsdiensten über Kunst und Kultur bis hin zur Flüchtlingshilfe einbringen.
Engagement ermöglicht Teilhabe und Anerkennung. Daher sollte der Zugang dazu möglichst allen gleichermaßen offenstehen. Doch ähnlich wie bei der politischen Beteiligung im engeren Sinne, also beispielsweise bei Wahlen, wirken sich Bildungs- und Erwerbstatus auf den Grad des Engagements aus: Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen oder Bezieher von Arbeitslosengeld II wenden weniger Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten auf als Erwerbstätige und höher Gebildete. Auch in der Gruppe der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte gibt es noch erhebliches Potenzial, auf das die Gesellschaft nicht verzichten sollte.
Engagement weckt aber auch Begehrlichkeiten, wie die wiederkehrende Forderung nach sozialen Pflichtdiensten, wahlweise für Senioren, Arbeitslose oder Schulabgängerinnen, zeigt. Auf unentgeltlich erbrachte Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern ist mittlerweile kaum zu verzichten; insbesondere auf kommunaler Ebene wird auf ihr "freiwilliges" Engagement gesetzt. Hier gilt es, genau hinzusehen: Welche Strukturen und Leistungen sollten Staat und Kommunen unabhängig von Freiwilligenarbeit garantieren? Werden reguläre Arbeitsplätze mittels Engagementförderung eingespart? Wo stoßen zivilgesellschaftliche Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher Probleme an ihre Grenzen, und wo ist (wieder) die Politik gefragt?