Die Chance auf sozialen Aufstieg ist ein Grundpfeiler der sozialen Ordnung in kapitalistischen Marktgesellschaften. Die Hoffnung auf sozialen Aufstieg entfesselte über Jahrhunderte hinweg – und tut dies in weiten Teilen der Welt noch heute – ungeheure Energien, die zu immensen Arbeitsleistungen, zu Disziplin, Verzicht und Leidensfähigkeit im Dienste einer besseren Zukunft anspornten. Gleichzeitig gilt die Möglichkeit sozialer Aufstiege als zentrales Kriterium für Leistungsgerechtigkeit und die Offenheit einer Gesellschaft. Gerade mit den Veränderungen hin zu einer aktivierenden und investiven Sozialpolitik ist die Chancengerechtigkeit, die sich auf die Ermöglichung sozialer Mobilität richtet, ins Zentrum gerückt. Untersuchungen zur Chancengleichheit etwa im Bildungssystem oder im Hinblick auf intergenerationale soziale Mobilität bescheinigen jedoch der deutschen Gesellschaft eine geringe Chancengleichheit. Die Chance auf einen höheren Bildungsabschluss oder eine höhere berufliche Position ist in Deutschland übermäßig stark abhängig von der sozialen Herkunft. Und das gilt selbst dann noch, wenn Leistungsindikatoren (wie schulrelevante Kompetenzen beziehungsweise Bildungsabschluss) dabei in Rechnung gestellt werden. Erst in jüngerer Zeit zeigen Studien hier eine leichte Tendenz zu mehr Chancengleichheit. So hat sich im Verlauf der PISA-Studien Deutschlands Position im Hinblick auf die Herkunftsabhängigkeit schulischer Kompetenzen zunehmend verbessert, und auch Studien zur intergenerationalen Bildungs- und Klassenmobilität weisen auf leicht zunehmende Chancengleichheiten hin, freilich ausgehend von einem vergleichsweise geringen Niveau.
Für die Wahrnehmung und Legitimation sozialer Ungleichheit spielen jedoch relative Chancenungleichheiten möglicherweise eine geringere Rolle als absolute Mobilitätserfahrungen, also Erfahrungen einer Verbesserung der eigenen Statusposition und des Lebensstandards im Vergleich zu den eigenen Eltern beziehungsweise im Vergleich zu früheren Zeiten. Diese absoluten Mobilitätserfahrungen hängen in hohem Maße von strukturellem sozialem Wandel ab, wie dem Tempo der Bildungsexpansion, der Form des berufsstrukturellen Wandels, dem Wirtschaftswachstum, der Einkommensentwicklung und dem technologischen Fortschritt. Die Erwartung eines allgemeinen Wachstums an Lebenschancen trägt nicht minder zur Legitimation sozialer Ungleichheiten bei als die Hoffnung auf individuelle Aufstiegsmöglichkeiten: Solange es allen immer besser geht und solange jeder die Chance hat, sozial aufzusteigen, solange gelten soziale Ungleichheiten auch dann als akzeptabel, wenn sie zunehmen.
Diesem Legitimationsmuster sozialer Ungleichheit verdanken kapitalistische Marktgesellschaften ein gutes Stück ihrer historischen Überlegenheit und Hartnäckigkeit.
Für Deutschland gilt das, wie in diesem Beitrag gezeigt wird, in besonderer Weise. Ungeachtet der leichten Zunahme relativer Mobilitätschancen nehmen Aufstiegserfahrungen und -chancen erkennbar ab, und zwar im Hinblick sowohl auf die intergenerationale Bildungs- und Berufsmobilität als auch auf eher kurz- und mittelfristige Einkommensmobilität.
Entwicklungen intergenerationaler Mobilität
Die soziologische Mobilitätsforschung unterscheidet sorgsam zwischen absoluter und relativer (oder auch struktureller und zirkulärer, individueller und kollektiver) Mobilität. Der Unterschied lässt sich am Bild der Rolltreppe gut erklären: Absolute Mobilität beschreibt die Geschwindigkeit, mit der alle auf einer Rolltreppe nach oben (oder in Krisen gegebenenfalls auch nach unten) fahren, ohne sich dabei jedoch zu bewegen und ohne ihre relativen Abstände zueinander zu verändern. Die Geschwindigkeit und Steigung der Rolltreppe wird dabei durch technischen Fortschritt, Wirtschaftswachstum, Bildungsexpansion und berufsstrukturellen Wandel bestimmt. Relative Mobilität beschreibt dagegen die Bewegungen von Personen auf der Rolltreppe selbst: Einige drängen nach vorn, andere machen ein paar Schritte nach unten. Die Frage, wie viel Bewegung auf der Rolltreppe herrscht, wie viele Personen ihre Position wechseln und dabei wie weit nach oben kommen oder nach unten fallen, charakterisiert die "Offenheit" oder – in der Sprache der Mobilitätsforschung – die "Fluidität" einer Gesellschaft.
Wie haben sich Aufstiegsmobilitäten im Kohortenverlauf entwickelt? Mit der Industrialisierung setzte ein historisch lang anhaltender Mobilitätsstrom aus dem Reservoir der (überwiegend ländlichen) Unterschichten in die industrielle Lohnarbeiterexistenz ein, der auch in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg noch anhielt und in den "Abschied von der Proletarität" (Josef Mooser) mündete. Dieser berufsstrukturelle Wandel wurde überlagert, verlängert und abgelöst von der Bildungsexpansion und dem Wachstum der "postindustriellen" Berufe insbesondere im Bereich der qualifizierten Büroarbeit und der Dienstleistungsberufe.
Entsprechend nehmen intergenerationale soziale Aufstiege über die Geburtskohorten hinweg zunächst zu (Abbildung 1). Betrachtet man die erwerbstätigen Personen im Alter von 30 bis 64 Jahren, so zeigt sich, dass der Anteil der erwerbstätigen Personen, die gegenüber ihrem Vater einen beruflichen Aufstieg erfahren haben, in der Generation der vor 1933 Geborenen bei etwa 30 Prozent lag (bei westdeutschen Frauen mit unter 25 Prozent deutlich darunter). Dieser Anteil steigt zunächst an und sinkt dann aber auch wieder. Bei den westdeutschen Männern ist der höchste Wert (37 Prozent) bei den unmittelbar nach dem Krieg geborenen Kohorten erreicht und seither ein leichter Rückgang (auf 32 Prozent) zu verzeichnen. Bei ostdeutschen Männern ist dieser Rückgang, vereinigungsbedingt, bereits bei den Kohorten der 1934 bis 1945 Geborenen erkennbar und auch in der weiteren Kohortenfolge extrem stark. Nur noch ein Viertel der heute unter 45-Jährigen ist gegenüber dem Vater beruflich aufgestiegen. Bei den Frauen ist in den letzten beiden Kohortengruppen zwar kein erneuter Rückgang, aber eine Stagnation der zunächst stark anwachsenden Anteile von beruflichen Aufsteigerinnen zu beobachten. Sie konsolidieren ihre Aufstiegsraten auf einem Niveau von 37 Prozent (westdeutsche Frauen) bis 40 Prozent (ostdeutsche Frauen) und damit deutlich oberhalb desjenigen der Männer. Insgesamt zeigen die Daten das Bild einer mindestens deutlich gebremsten (Frauen), wenn nicht bereits rückläufigen (insbesondere ostdeutsche Männer) Entwicklung von beruflichen Aufstiegen.
Abbildung 2: Entwicklungen von beruflichen Auf- und Abstiegen, nach Herkunftsklasse (Erwerbstätige, 30–64 Jahre)
Abbildung 2: Entwicklungen von beruflichen Auf- und Abstiegen, nach Herkunftsklasse (Erwerbstätige, 30–64 Jahre)
Generationen. Während die in der NS-Zeit geborenen Männer zu 16 Prozent beruflich abstiegen, sind es in den jüngsten Generationen über 20 Prozent. Die Frauen konnten ihre zunächst sehr hohen Abstiegsraten von gut einem Drittel auf etwa ein Viertel drücken, liegen damit aber noch deutlich über denen der Männer und verzeichnen in den jüngeren Kohorten wieder einen leichten Anstieg.
Interessanterweise ist der Rückgang der Aufstiege über die jüngeren Kohorten hinweg jedoch nicht bei den ungelernten Arbeitern am stärksten ausgeprägt, sondern gerade bei den Kindern der mittleren Berufsklassen. Ebenso ist die Zunahme von intergenerationalen Abstiegen am stärksten bei den höheren Berufsklassen. Während bis in die Nachkriegskohorten hinein gut 40 Prozent der erwerbstätigen Söhne aus den oberen Berufsklassen sozial abgestiegen sind, nehmen diese Abstiege in den jüngeren Kohorten auf über 50 Prozent im Westen und über 60 Prozent im Osten zu. Auch in den gehobenen Mittelschichtsberufen ist der Anteil der Abstiege mittlerweile höher als der der Aufstiege – und dies wiederum in extremem Ausmaß in Ostdeutschland. Selbst bei den Ungelernten zeigen sich hier deutliche Rückgänge in der Aufstiegsmobilität.
Die Betrachtung absoluter Mobilitätsströme ist in der soziologischen Mobilitätsforschung zunehmend hinter die Modellierung relativer sozialer Mobilität zurückgetreten. Wenn sich dabei in jüngerer Zeit für Deutschland eine geringfügige Zunahme der Fluidität oder Offenheit der Klassengesellschaft zeigt, so dürfte dies nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass gerade in den höheren Berufsklassen soziale Abstiegsdynamiken zunehmen. Die Zunahme sozialer Abstiege bei höheren Berufsklassen ist – statistisch gesehen – durchaus ein Beitrag zu mehr "Chancengleichheit". Sozialpolitisch gilt sie jedoch, gerade in der hochgradig ständischen und auf Statuserhalt ausgerichteten deutschen Sozialstaatskultur, als problematisch. Sie ist in der Tat ein klares Indiz dafür, dass die Frage des intergenerationalen Statuserhalts zu einer Gretchenfrage von "Mittelschichtsgesellschaften" geworden ist.
Die gebremste Entwicklung beruflicher Aufstiegsmobilität ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass der berufsstrukturelle Wandel weit vorangeschritten ist und sich infolgedessen Sättigungseffekte einstellen. Im Vergleich zu vielen anderen entwickelten OECD-Staaten ist die Tertiarisierung in Deutschland allerdings immer noch gering ausgeprägt, der industrielle Sektor vergleichsweise stark. Auch die Bildungsexpansion ist in den vergangenen Jahrzehnten langsamer verlaufen als in vielen anderen Ländern. Insofern besteht hier noch Potenzial zur Erhöhung von Aufstiegsmobilität. Die Zunahme an Studierenden weist in diese Richtung. Dennoch ist fraglich, ob sich berufs- und bildungsbezogene Aufstiegsmobilitäten in Zukunft nochmals erhöhen werden. Dagegen sprechen nicht zuletzt die zunehmenden Polarisierungen am Arbeitsmarkt und die Verfestigungen von Armut und sozialer Benachteiligung.
Verfestigungen der Armut: Abnehmende Aufstiegsmobilität
Die ökonomischen Verteilungsungleichheiten sind nicht zuletzt deshalb bedeutsam für die Einschätzung zukünftiger Mobilitätschancen, weil sie den Spielraum für die Bildungs- und Zukunftsinvestitionen abzirkeln. In den höheren Berufsklassen nimmt der Bildungswettbewerb gerade angesichts der zunehmenden intergenerationalen Abstiegsdrohungen eine ökonomisch immer kostenintensivere Form an, wie sich am Boom privater Bildungseinrichtungen und Förderangebote zeigt. Vor allem aber für die unteren Berufsgruppen stellt die Investition in Bildung die zentrale Schwelle für mögliche Aufstiegsmobilitäten dar.
Die Zunahme ökonomischer Verteilungsungleichheiten ist vielfach dokumentiert.
Besonders hervorzuheben ist der Trend zu einer Verfestigung von Armut am unteren Rand der Gesellschaft. Sie verweist auf einen Prozess zunehmender Blockierung von Lebenschancen und damit einer dauerhaften sozialen Ausgrenzung größerer Bevölkerungsteile vom gesellschaftlichen Wohlstand. Um Verfestigungen von Armut zu erfassen, sollten zwei zentrale Aspekte berücksichtigt werden: zum einen die Kumulation von materiellen Problemlagen; zum anderen die Dauer von Armutsphasen, die für die Auswirkungen der Armut auf die weiteren Lebensläufe von ausschlaggebender Bedeutung ist. Der in Abbildung 3 dargestellte Indikator unterscheidet verschiedene Armuts-, Prekaritäts- und Wohlstandslagen anhand einer sowohl multidimensionalen wie längsschnittlichen Betrachtung. Dazu werden auf Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), getrennt für West- und Ostdeutschland, die Haushaltsnettoeinkommen und die drei Lebenslagendimensionen der Arbeitslosigkeit, der Wohnsituation und der Verfügbarkeit von finanziellen Rücklagen für jede Person über jeweils fünf Jahre hinweg betrachtet.
Personen, die fünf Jahre hintereinander kontinuierlich über sehr geringe Einkommen verfügen und gleichzeitig von mehrfachen Lebenslagendeprivationen (beispielsweise Arbeitslosigkeit und Wohndeprivation) betroffen sind, werden der "Zone der verfestigten Armut" zugeordnet. Der Anteil der Personen in dieser Zone lag in der Fünfjahresperiode von 1984 bis 1988 noch bei sechs Prozent und verweilte bis in die 1990er Jahre auf diesem Niveau. Seither ist ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen. In den letzten vier Fünfjahresperioden lag er bereits bei zehn Prozent der westdeutschen Bevölkerung. Angesichts der grundsätzlichen Untererfassung von Personen in ausgeprägten Armutslagen in Umfragen ist dies ein beachtlich hoher Wert. Geradezu alarmierend ist jedoch die Ausdehnung der Zone der verfestigten Armut in Ostdeutschland. Während sie nach der Wiedervereinigung mit vier Prozent der ostdeutschen Bevölkerung deutlich kleiner ausfiel als im Westen und noch bis Ende der 1990er Jahre hinein unter dem westdeutschen Vergleichswert blieb, stieg sie seither auf einen Anteil von zwölf Prozent der ostdeutschen Bevölkerung an.
Personen, die in einer Fünfjahresperiode überwiegend geringe Einkommen und einzelne Lebenslagendeprivationen (zum Beispiel Arbeitslosigkeit) aufweisen, werden der "Zone der Prekarität" zugeordnet. Diese umfasst über den gesamten Zeitraum hinweg in West- wie in Ostdeutschland nochmals etwa zehn bis elf Prozent der Personen. Diese armutsnahe und stets gefährdete, aber gleichwohl noch nicht in die verfestigte Armut abgerutschte Personengruppe hat jedoch nicht signifikant zu- oder abgenommen. Dasselbe gilt für die kleineren Personengruppen der "temporären Armut" (Personen, die in einer Fünfjahresperiode starke Schwankungen zwischen guten Jahren und schlechten Jahren, jeweils auf Einkommen und Lebenslagen bezogen, erfahren) und der "inkonsistenten Armut" (Personen, die dauerhafte Inkonsistenzen zwischen Einkommens- und Lebenslagen aufweisen). Das Ergebnis widerspricht deutlich der These einer "Verzeitlichung" der Armut, also der Erwartung, dass insbesondere kurzfristige, vorübergehende Armutsepisoden zunehmen könnten. Vielmehr zeigt sich, dass es die Zone der verfestigten Armut ist, die im Zeitverlauf deutlich zunimmt.
Abbildung 3: Trends von Armut, Prekarität und Wohlstand
Abbildung 3: Trends von Armut, Prekarität und Wohlstand
Über den Erscheinungsformen der Armut und Prekarität in Abbildung 3 befindet sich eine Gruppe von Personen, die sich überwiegend in gesicherten Einkommens- und Lebenslagen befindet, in einzelnen der jeweils fünf betrachteten Jahren jedoch in prekäre Einkommensbereiche absinkt oder einzelne Lebenslagendeprivationen aufweist. Diese Gruppe lässt sich daher als "Zone des instabilen Wohlstands" charakterisieren. Sie ist jedoch im Westen wie im Osten im Zeitverlauf kleiner geworden. Die "Zone des gesicherten Wohlstands" schließlich, die durch dauerhaft gesicherte Einkommens- und Lebenslagen gekennzeichnet ist, weist abgesehen von konjunkturellen Schwankungen keinerlei Trend zu einer Zu- oder Abnahme auf.
Abbildung 4: Armutsdynamiken über zehn Jahre, 1984–2012
Abbildung 4: Armutsdynamiken über zehn Jahre, 1984–2012
Die Zunahme verfestigter Armut ergibt sich dabei weniger aus einer Zunahme von Abstiegen in die verfestigte Armut hinein als durch eine im Zeitverlauf immer geringer werdende Wahrscheinlichkeit, aus verfestigter Armut wieder heraus zu kommen. Dazu lassen sich für die Personen, die mindestens zehn Jahre kontinuierlich an der Befragung des SOEP teilgenommen haben, die Übergangswahrscheinlichkeiten von einer Fünfjahresperiode in die nächstfolgende untersuchen. In Abbildung 4 ist der Verbleib aller Personen, die sich über fünf Jahre hinweg in verfestigter Armut befanden, in der darauffolgenden Fünfjahresperiode dargestellt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden die Typen der inkonsistenten und temporären Armut hier der Zone der Prekarität zugeordnet und die beiden Zonen des gesicherten und des instabilen Wohlstands zusammengefasst. Der Anteil der Personen, die sich nach fünf Jahren in verfestigter Armut auch in den folgenden fünf Jahren in dieser Zone befindet, lag zu Beginn des Beobachtungszeitraums bei unter 45 Prozent. Bis zur Wiedervereinigung stieg dieser Anteil bereits auf gut 60 Prozent an und verharrte zunächst, bei einigen Schwankungen, auf diesem Stand. Seit der Jahrtausendwende steigt der Anteil der Personen, die in der Zone der verfestigten Armut verbleiben, auf 70 Prozent an und verharrt seither, wiederum mit einigen Schwankungen, auf diesem extrem hohen Niveau. Wenn überhaupt, gelingen lediglich kleine Aufstiege in die benachbarte Zone der Prekarität oder in eine Form der temporären oder inkonsistenten Armut. Aufstiege in den gesicherten Wohlstand finden sich so gut wie gar nicht, und Aufstiege in den instabilen Wohlstand verharren im Beobachtungszeitraum bei unter zehn Prozent.
Schluss
Ökonomische Ungleichheiten haben in Deutschland signifikant zugenommen. Sie gehen jedoch nicht mit mehr, sondern mit weniger ökonomischer Mobilität einher. Während am oberen Rand eine Konzentration von Spitzeneinkommen und Vermögen stattfindet – begünstigt durch eine entsprechende Steuerpolitik – verfestigt sich am unteren Rand die Armut auf dramatische Weise. Diese Polarisierungen der Sozialstruktur sind eingebettet in eine anhaltend hohe Chancenungleichheit im deutschen Bildungs- und Berufssystem. Wenn sich hier in jüngster Zeit Tendenzen einer abnehmenden Chancenungleichheit abzeichnen, dann dürften diese nicht zuletzt durch einen Trend bedingt sein, der bislang weniger Beachtung gefunden hat: die in der Tendenz abnehmende oder mindestens stagnierende intergenerationale Aufstiegsmobilität und die gleichzeitig zunehmenden Abstiege, insbesondere in den Mittelschichten.
Besonders alarmierend ist die abnehmende Aufstiegsmobilität aus Armut, und dies obwohl die aktivierende Sozialpolitik gerade auf diese setzt. Alarmierend ist aber auch die regelrechte Vernichtung von Aufstiegschancen in Ostdeutschland. Es ist davon auszugehen, dass die jüngeren Tendenzen einer langfristigen Verfestigung von Armut den in Ostdeutschland bereits deutlich erkennbaren, im Westen sich erst ansatzweise abzeichnenden Rückgang der intergenerationalen Aufstiegsmobilitäten weiter verschärfen werden – darauf deuten auch Analysen zur Entwicklung von Jugendarmut, in der sich ein zunehmender Effekt der sozialen Herkunft beobachten lässt.
Die empirischen Befunde legen damit nahe, dass die rasante Verschärfung ökonomischer Verteilungsungleichheiten nicht nur, wie jüngst diskutiert, negative Effekte auf nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum zeitigen,