Mode, schrieb der Soziologe Georg Simmel 1905, "ist Nachahmung eines gegebenen Musters und genügt damit dem Bedürfnis nach sozialer Anlehnung, sie führt den Einzelnen auf die Bahn, die Alle gehen, sie gibt ein Allgemeines, das das Verhalten jedes Einzelnen zu einem bloßen Beispiel macht. Nicht weniger aber befriedigt sie das Unterschiedsbedürfnis, die Tendenz auf Differenzierung, Abwechslung, Sich-abheben."
Konformität und Distinktion, die beiden zentralen Funktionen, die Simmel der Mode vor dem Hintergrund der Klassengesellschaft im Kaiserreich zuschrieb, sind unter den Bedingungen einer ausdifferenzierten, nahezu individualisierten Gesellschaft auch heute noch auszumachen. Insbesondere unter Jugendlichen gilt, dass sich Identität und Zugehörigkeit zu einer Lebenswelt – und, damit verbunden, Abgrenzung von anderen Gruppen – auch über die Wahl ihrer Kleidung und Accessoires konstituieren.
In der Konsumgesellschaft des 21. Jahrhunderts herrscht Überfluss: Das Grundbedürfnis nach Kleidung ist gesättigt; die Beschleunigung der Modezyklen kann entweder als Strategie der Modeindustrie gedeutet werden, immer neue Nachfrage zu generieren, oder als Antwort auf die Wünsche der Konsument(inn)en nach immer neuen Looks. Der Trend zu "Fast Fashion" hat Konsequenzen: für die Menschen, die Kleidung unter steigendem Produktionsdruck und oft gesundheitsschädlichen Bedingungen fertigen, und für die Umwelt, die durch den erhöhten "Stoffwechsel" belastet wird.