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Editorial | 1848/49 | bpb.de

1848/49 Editorial 1848/49 und der Ort des Revolutionären in der deutschen Geschichte 1848/49. Ursachen, Entwicklung und Erbe einer europäischen Revolution Fragen an 1848/49. Ein Forschungsüberblick Frauen und die Revolution. 1848 als Frauenaufbruch Deutsche "Forty-Eighters" in den USA Demokratiestärkung durch Demokratiegeschichte? Beispiel 1848/49

Editorial

Anne-Sophie Friedel

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Ausgehend von Paris rollte 1848 eine revolutionäre Welle über Europa. Quer über den Kontinent forderten die Protagonisten des "Völkerfrühlings" nationale Einheit, eine neue Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheiten. Die regierenden absoluten Monarchen lenkten zunächst ein, gewährten Liberalisierungen und ließen verfassungsgebende Versammlungen zu – im Deutschen Bund tagte die erste frei gewählte gesamtdeutsche Volksvertretung in der Frankfurter Paulskirche. Doch Uneinigkeit über die Dimensionen des politischen und sozialen Wandels sowie gegenläufige nationale Interessen bremsten die Veränderungsdynamik aus. Bis Herbst 1849 hatten die Fürsten, die die Kontrolle über das Militär behalten hatten, wieder die Oberhand gewonnen, und es folgte eine erneute Restauration.

Als "gescheiterte" Revolution steht "1848/49" im kollektiven Gedächtnis in vielen Ländern im Schatten anderer historischer Wegmarken. Dabei entfalteten die Ereignisse eine katalysierende Wirkung für die Demokratisierung der europäischen Gesellschaften, insbesondere auf die Entstehung der Arbeiter- und Frauenbewegung, der politischen Parteien und einer breiten politischen Öffentlichkeit. Der Grundrechtekatalog und die Verfassung, die das Paulskirchenparlament für ein geeintes Deutschland erarbeitet hatte, waren wegweisend für die republikanische Architektur von Weimar und Bonn.

Es ist diese demokratiehistorische Perspektive, die an der Schwelle zum 175. Jubiläum der Revolution von 1848 im öffentlichen Gedenken in Deutschland in den Mittelpunkt gerückt wird – in einer Zeit, in der die Demokratie vielerorts unter dem Druck populistischer Wahlerfolge und autokratischer Tendenzen steht und einmal mehr deutlich wird, dass auch etablierte Rechte und Freiheiten verteidigt und gegebenenfalls aufs Neue erkämpft werden müssen. Auch dafür steht die Revolution von 1848. Das Erbe von "1848/49" reicht indes weit über diese Aspekte hinaus.