Wer sich mit monströsen Körpern beschäftigt, muss auf Tuchfühlung gehen mit dem Abseitigen, Fremden, Grotesken, mit dem Mythischen und Fiktiven. Diese Haltung bestimmte lange Zeit den Wissenschaftsdiskurs, und man beschrieb mit monströsen Körpern die Fantasiegestalten vormoderner Zeiten. Historische Untersuchungen galten dementsprechend antiken oder mittelalterlichen Darstellungen monströser Chimären, zoomorpher Wesen oder anderer hybrider Gestalten. Die modernen Betrachterinnen und Betrachter mögen weniger diese Wesen selbst als die in den Darstellungen zum Tragen kommende "Sorglosigkeit hinsichtlich der Trennung von Realität und Fiktion"
Das Körpermonster entspricht als das Andere, das Abseitige und Unheimliche immer auch den Vorstellungen und den Wissensordnungen einer Kultur. In dieser Hinsicht unterliegt das, was als monströs, unheimlich oder faszinierend dargestellt wird, einem spezifisch-kulturellen Kontext und einem bedeutungsgeschichtlichen Wandel. Die monströsen Körper lassen sich als vielfältige Figurationen von Macht oder Freiheit des Menschen deuten. Wer monströse Darstellungen eindringlich betrachtet, bemerkt, dass die antiken Mischwesen und Wundergestalten ebenso wie die Geschöpfe auf den Holzschnitten und Einblattdrucken der Frühen Neuzeit Ausdruck politischer, sozialer und kultureller Konventionen sind. Die Vereinigung von Eigenschaften phänotypisch verschiedener Lebewesen, die Hybridisierung des Anorganischen mit dem Lebendigen oder die Gestaltung eines bedrohlich lebensfähigen Typus mit tierischen Elementen sind aufs Engste mit dem jeweiligen Verhältnis zur Natur verbunden. Kulturkonstitutive Differenzen, wie die Unterscheidungen von Tier und Mensch, Tier und Pflanze, Leben und Tod oder Kultur und Natur, werden durch monströse Gestalten hergestellt und können umgekehrt über die analytische Betrachtung dieser Gestalten hinterfragt werden. Diese erhalten ihren bedrohlichen und monströsen Charakter erst über die ordnenden Unterscheidungen. Monströse Körper sind daher niemals nur Spezialfälle fehlgebildeter Lebewesen, sondern Figurationen symbolischer Ordnungen einer Kultur.
Wissenschaftliche Aufmerksamkeit im "Zeitalter des Wunderbaren"
In seinem 1573 veröffentlichten Monumentalwerk "Des monstres tant terrestes que marins avec leurs portraits" setzt der französische Kriegschirurg Ambroise Paré körperliche Fehlbildung mit menschlichem Fehlverhalten gleich. Die entstellten Wesen, auf deren historische Beschreibungen Paré zurückgreift, sind jedoch nicht einfach nur fehlgebildete Körper, sondern ihre ungewöhnliche Körperlichkeit verweist auf ein bestimmtes religiöses und moralisches Verhalten, das sich gegen die Natur und gesellschaftliche Normen richtete. Paré führt die Ursachen von Fehlbildungen auf eindrückliche Ereignisse zurück und nennt 13 Gründe zur Entstehung des Monsters. Neben Krankheit, der Gebärmuttergröße oder der Einbildung steht für ihn "the glory of God" an erster Stelle.
Erstaunlich ist jedoch, dass Paré trotz seiner auf religiösen Glaubenshaltungen und auf der Kategorie der Einbildungskraft aufbauenden Argumentation ein neues Verständnis für Fragen nach der Entstehung von "Missgestalten" mit begründete. Paré ist im "Zeitalter des Wunderbaren" auch ein Vertreter einer neuen medizinischen Autorenschaft des Monströsen. Ende des 16. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Monumentalwerke über Monster.
Das auf ästhetische und visuelle Strategien reduzierte Körpermonster ist damit eine Denkfigur der Moderne, die im fortschrittsgeleiteten Narrativ der empirischen Wissenschaften selbst angelegt ist und nicht nur als zeitdiagnostischer Moment einer Geschichte, sondern als Motiv einer wirkmächtigen Geschichtsauffassung des Wissens selbst gelesen werden kann. In dieser Auffassung differenziert sich die Geschichte des monströsen Körpers in eine Geschichte des Fortschritts und in eine Geschichte kulturell-tradierter Vorstellungen. Die modernen Humanwissenschaften – als Träger wissenschaftlichen Fortschritts – haben demnach durch Anhäufung eines empirischen Wissens und positiver Erkenntnisse die Monster-Deutungen des Körpers als Irrtümer einer fehlgeleiteten Sinngebung des Natürlichen herausgestellt, die es zu überwinden galt. In den Alltagswelten hingegen schienen sich die Vorstellungen eines monströsen Körpers frei von modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu halten, also weiterhin in einem eher vage bestimmten Raum moralischer und mythischer Sinndeutungen.
Die Unterscheidung des Monsters in fiktive Gespinste und anormale Körper hat jedoch ihren Preis. Wie der Mediziner und Wissenschaftsforscher Michael Hagner schreibt, sei vor aller kritischen Befragung "das dichotome Schema solcher Erklärung allzu offensichtlich: Aberglauben vs. logische Stringenz, Stigmatisierung und Dämonisierung vs. Humanität, spekulative Imagination vs. empirische Überprüfung, Zeichenhaftigkeit vs. biologische Erklärung, Kultur vs. Wissenschaft".
Gegenwärtige Konjunkturen des Monströsen
Spätestens seit den öffentlich debattierten Forschungserfolgen der synthetischen Biologie zeichnet sich gegenwärtig ein erneutes Interesse an Chimären, Körpermonstern und hybriden Wesen ab. Die Herstellung von Chimären unterliegt nun nicht mehr nur den bildnerischen Schöpfungsfantasien künstlerischer Darstellungen, sondern sie ist Teil eines auf den Naturwissenschaften beruhenden Schöpfungsaktes. 2010 berichtete der prominenteste Vertreter der synthetischen Biologie, der Unternehmer Craig Venter, von der Erschaffung lebendiger Zellen im Labor. In einer darauffolgenden Flut von Medienberichten wurden die wissenschaftlichen Entwicklungen der synthetischen Biologie und die methodischen Anstrengungen auf die griffige Formel der "Lebensherstellung" gebracht.
Nehmen in den Bio- und Lebenswissenschaften der Gegenwart die fiktiven Gespinste auf bedrohliche Weise reale Gestalt an? Onkomaus, Klonschafe und Kuhhunde als exponierte Superspezies einer "neuartigen ökonomisch ausgerichteten Bio- und Sozialmacht" verkörpern die bedrohlichen Tendenzen des naturwissenschaftlichen Fortschritts.
Tatsächlich entsprechen die Figurationen des "technomorphen Schöpfungsmythos" gerade nicht den Fantasiewelten vormoderner Zeiten, wie es beispielsweise mediale Narrative im Kontext der Wissenschaftspopularisierung nahelegen,
Monströse Körper sind nicht einfach Verkörperungen eines auf wissenschaftlichen Herstellbarkeiten beruhenden Lebens, auch die biotechnologisch vom Menschen erzeugten Wesen sind keineswegs so zu deuten, als würde ein uralter Menschheitstraum verwirklicht. Die monströsen Gestalten sind immer in spezifische Konstellationen von Wissenschaft und Öffentlichkeit, Kultur und Wissen, Wahrnehmung und Diskurs eingebettet. Und diese Konstellationen sind gegenwärtig auch Kulminationspunkte zahlreicher Konflikte, die nicht allein mit wissenschaftskritischen oder kulturpessimistischen Haltungen eines natürlichen versus künstlichen Körpers zu fassen und nicht auf die Dichotomie des Erlaubten oder Verbotenen zu reduzieren sind. Folglich bedarf es einer Perspektive auf die medialen Übertragungen und Transformationen von Wissensbeständen. Im Zentrum dieser Betrachtungen stehen die Strategien der Visualisierung, die historischen Formen der wissenschaftlichen Bildproduktionen und die sprachlichen Dimensionen des Wissens.
Diskurse des monströsen Körpers
Wer nach dem Körpermonster fragt, muss sich auch mit dessen ästhetischen, kommunikativen, rhetorischen und diskursiven Elementen auseinandersetzten, mit kulturell eingeübten Wahrnehmungsmustern und mit den Metaphern, die in diesen Figurationen zum Tragen kommen. Wird also auf der einen Seite von geradliniger Verwissenschaftlichung, Rationalisierung und Objektivierung des Körpers ausgegangen, widmet man sich aber auf der anderen Seite der sprachlichen, ästhetischen und kommunikativen Dimension, so verweist das auf eine wirkmächtige erkenntnistheoretische Asymmetrie. Diese stellt ein in der Moderne erzeugtes Denkmuster dar, mit der das Wissen unterteilt wird in eine Wissenschaft der Rationalität, Faktizität und Objektivität und in eine Wissenschaft, die auf Schrift und Sprache beruht.
Wenn wir nach den monströsen Körpern fragen, so ist der empirisch-faktische Körper nicht der Ausgangspunkt der Betrachtung, weil sonst die wirkmächtige Vorstellung eines natürlichen Körpers als eine überzeitliche und damit stabile Kategorie verfestigt wird, die jedoch selbst eine politische, soziale und historische Konstruktion ist.
Statt den monströsen Körper aus seinen Abweichungen heraus zu definieren, um dann zu fragen, wie in bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten mit diesen Körpern im weitesten Sinn umgegangen wurde, haben diese Arbeiten gerade nicht mit Definitionen oder fest umrissenen Konzepten des Fremden, Unheimlichen oder Monströsen argumentiert, sondern galten der Sichtbarmachung, den öffentlichen Inszenierungen und gesellschaftlichen Vorstellungen sowie dem Zusammenhang eines individuellen Körpers mit den historischen Gestaltmetaphern eines kollektiven Körpers. Eine Geschichte des monströsen Körpers wird somit dann produktiv, wenn sie die Geschichte der Verwissenschaftlichung des Körpers weitererzählt, indem eine dritte Ebene ins Spiel gebracht wird. Denn in den Bereichen des Ambivalenten, des Widersprüchlichen, der Ungewissheiten, die sich dem allumfassenden wissenschaftlichen Erklärungsanspruch nicht fügen, sind der Mangel und die Unsicherheit mit dem Prozesshaften, mit dem Werden eines Wissens verknüpft, und die Geltungsbereiche eines Wissens werden als veränderbar und zeitlich begrenzt aufgezeigt. Erst so eröffnet sich der Raum für Fragen, wie und worüber kommuniziert wird, welche Auffassungen von Wissenschaft und Leben zum Tragen kommen und wie in diesen Prozessen der Übertragung und Transformation mithin eben jene Monster erscheinen, die als Figuren des Dritten das Denken in Dichotomien infrage stellen, Grenzen überschreiten, feststehende Dualismen irritieren, vielleicht sogar gewohnte Denk- und Wahrnehmungsmuster herausfordern.
Diese neu entdeckte begriffliche Unschärfe des Körpermonsters heißt nicht, dass es nicht immer schon eine Faszination am Außergewöhnlichen gegeben hat. Das Monströse ist vielleicht sogar der Ursprung von Kultur und Kult, der Religion, der Philosophie und der Ideen des Humanen, die auf bestimmten Setzungen, Idealen und Ordnungen beruhen. Um aber als monströs zu erscheinen, bedarf es eines "kollektiven Einverständnis(ses) über das Gewöhnliche; und das Auffällige hebt sich erst vor dem Hintergrund des Unauffälligen ab".
In diesem Sinne verbirgt sich im Körpermonster eine unhintergehbare Ambivalenz. Es hat einerseits eine identitätsstiftende Funktion als Negativfolie des Eigenen. Anderseits verweist das Körpermonster auch auf eine positive Tradition, die es notwendig macht, seine kritisch-subversiven Potenziale mitzudenken.
Monströse Körper in den Humanwissenschaften des 19. Jahrhunderts
Eine Kulturgeschichte des Körpermonsters, das in ganz unterschiedlichen Konstellationen von kulturellen Vorstellungen, wissenschaftlichen Entwicklungen und symbolischen Ordnungen des Wissens seine Bedeutung erhält, ließe sich leicht und durchaus spannend in verallgemeinerten Begriffen fassen. Hier sollen jedoch einige Aspekte der epochenspezifischen Konstellation des Körpermonsters um 1900 vertieft werden.
Anders, als man vielleicht vermuten könnte, verschwindet trotz der naturwissenschaftlichen Fundierung der Wissenschaften in dieser Zeit das Monster nicht, die Humanwissenschaften wie die Medizin und Psychiatrie hielten an dem Begriff der Monstrosität fest. Im Gegensatz zum mythisch aufgeladenen Begriff des Monsters sollte die Monstrosität als ein wissenschaftlich formatierter Terminus seine Bedeutung beibehalten. Die Monstrosität wurde hier zum Sinnbild des fehlgebildeten, außergewöhnlichen und devianten Körpers, der zugleich eine konstitutive Bedeutung für das Wissen des "normalen" Körpers erhielt. In dieser historisch-spezifischen Konstellation wurde der monströse Körper zum exponierten Dissidenten in einer Gesellschaft, deren Ordnungsgefüge auf einem System von Wissenschaft und Populärkultur beruhte. Monstrositäten waren exilierte Dissidenten einer Normalität, indem bestimmte Körper als defizitär und anormal markiert wurden. Erst der Diskurs der Normalisierung hat, wie Michel Foucault schrieb, seine Monster geschaffen.
Zu Beginn der 1920er Jahre beklagte der kunstbeflissene Berliner Chirurg Eugen Holländer in seiner Abhandlung "Wunder, Wundergeburt und Wundergestalten" das Hervortreten eines neuen Mystizismus und Fatalismus. Der monströse Körper stand für Holländer paradigmatisch für eine Manipulation des Wunderglaubens, mit dem vor allem die klerikalen Kräfte ihren Machtanspruch durchgesetzt hätten. Mit den frühneuzeitlichen Darstellungen von Körpermonstern habe vor allem die Kirche dem Volk die falschen Ideale aufgesetzt und damit zur "Dummgläubigkeit und Glaubensseligkeit" der breiten Bevölkerung beigetragen.
In der mythisch und religiös motivierten Betrachtung von Wundergestalten sah Holländer demzufolge auch eine Figuration, die historisch jenseits von Rationalisierung und Objektivität stand, deren Betrachtung "heute vor dem Richterstuhl der anatomischen Wissenschaft" erfolge.
Das anatomisch hergeleitete Menschenbild, auf dem Holländer sein programmatisches Ziel einer wissenschaftlichen Aufklärung begründete, beruht auf einer fortschrittsgeleiteten Kulturbetrachtung im Namen der Medizin. Diese Disziplin wurde hier zum Träger einer empirischen Eigentlichkeit des Körpers, die ihre Waffen gegen die Metaphysik des Wunders richtet.
Rudolf Virchow war nicht nur überzeugter Mechanist, sondern auch leidenschaftlich engagiert in der Besprechung und Veröffentlichung sogenannter menschlicher Monstrositäten.
Der technologische Fortschritt bescherte auch der Medizin des 19. Jahrhunderts neue Möglichkeiten, so wurde zunehmend fotografiert, besprochen, veröffentlicht. Insbesondere die medizinische Fotografie, die in dieser Zeit entstand, widmete sich den als monströs bezeichneten Körpern. Sie wurden als "pathologische oder teratologische Fundstücke" in Lehrbüchern, Zeitschriften und wissenschaftlichen Abhandlungen zahlreich publiziert. Als einen "Überbietungsdiskurs" der Medizin hat der Kulturwissenschaftler Gunnar Schmidt diese Praktiken der Wissensgenerierung beschrieben, die die Vielfalt des menschlichen Körpers zum Gegenstand eines wissenschaftlichen Wettbewerbs des Vergleichs, der Aufzeichnung und der Archivierung seiner Extremformen machten.
Die Mediziner des 19. Jahrhunderts nahmen Vermessungen am Schädel, des Gehirns und seines Gewichtes vor; weibliche Genitalien, insbesondere afrikanischer Frauen, wurden untersucht, die Länge und Form der Schamlippen vermessen. Der ungeheure wissenschaftliche Aufwand diente dazu, aus den kleinsten Abweichungen menschlicher Körper und aus der genormten Variationsbreite der körperlichen Beschaffenheit Schlussfolgerungen auf eine psychophysische Wertigkeit des devianten Menschen zu ziehen. Monstrosität wurde in Modellen der Regression erklärt, um wissenschaftliche, auf quantitativen Verfahren der Vermessung beruhende Parameter zur "Kennzeichnung der Abweichung aus der Norm zu erhalten".
Ausblick
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging die Zahl der medizinischen Neuerscheinungen über menschliche Monstrositäten zurück und die Variationsbreiten des menschlichen Körpers verloren in epistemischer Hinsicht an Bedeutung. Doch der Überbietungsdiskurs, der in der Medizin um 1900 geführt wurde, scheint gegenwärtig in den Inszenierungen medialer Körperbilder wirksam, indem nach Figurationen des Monsters neu gefragt wird.
Der Literaturwissenschaftler Matthias Thiele hat die strukturelle Identität von Monster und Sensation betont und die medialen Bilder monströser Körper aus "der Perspektive ihres täglichen Spektakels der Normalisierung analysiert".
Hingegen fragt die Philosophin Rosi Braidotti mit dem Monster nach dem Verhältnis von Devianz und Normalität und problematisiert, ob die derzeitigen medialen Körperbilder eines "posthuman techno-teratological phenomen" das Deviante privilegieren und damit die konventionellen Konzepte des Humanen überschreiten.
Wenn wir uns also gegenwärtig mit den Bildern und Praktiken der Repräsentation von Körperbildern beschäftigen, wird auch die Frage verhandelt, wie wir diesen Repräsentationen eine positive Richtung geben können. Rosi Braidotti hat betont, dass sich in den gegenwärtigen Trend pro Grenzüberschreitungen vielleicht neue Möglichkeiten für ein Denken des Humanen eröffnen, das sich der wirkmächtigen Forderung der Übereinstimmung mit einer einzigen Norm entzieht. Die aktuelle Faszination am Monströsen bette die medialen Ausstellungen eines "Freak-Body" in soziale, kulturelle und symbolische Praktiken ein. Während Attribute der Monstrosität, der Anomalie und der Abweichung historische Instrumente der Abwertung sind, so könnten mediale Repräsentationen gegenwärtig auch alternative Möglichkeiten bereitstellen, um Differenzen positiv anders zu denken. Wir können uns neu mit den vielfältigen, ambivalenten Praktiken divergierender Verkörperungen auseinandersetzen, mit den darin enthaltenen Identitätsansprüchen, mit denen das Eigene, das Selbst immer über Ausschlüsse und Abwertungen konstituiert wird. Die medialen Erzeugungen von Körperbildern erscheinen somit als ein interessantes Spiel mit Uneindeutigkeiten.
Dass wir auf die Frage, wie Differenz anders zu denken ist, keine eindeutigen Antworten liefern können, ist kein Defizit. Vielmehr sollten wir diese Frage offen halten, um die Möglichkeiten vielfältiger theoretischer und politischer Koalitionen nicht einzubüßen. Ohne Identitätspostulate und Normativitäten gibt es eben auch keine Kultur, doch Differenzen können auch so verstanden werden, dass sie die "Kohärenz eines jeden Identitätspostulats" zerstören.
Heutige mediale Inszenierungen des Körpers schaffen vermutlich neue Figurationen des Monsters. Das Deviante, das Andere oder das Verdrängte als empirische Referenz für soziale Andersheit könnte über die Permanenz ihrer medialen Ausstellung normalisiert werden. Bleibt zu fragen, ob das Deviante von gestern das Normale von heute sein könnte und ob uns die medialen Inszenierungen monströser Körper vielleicht sogar toleranter machen für mannigfache Weisen der Differenzen, um die Vielfältigkeit menschlicher Existenzweisen anzuerkennen.