Die Vorstellungen, die wir mit dem Thema "Organisierte Kriminalität" verbinden, sind häufig geprägt durch Film und Fernsehen. Aufgrund des Reizes, ja des Vergnügens, das eine Fiktionalisierung Organisierter Kriminalität bieten kann, ist es schwer, sich einer Romantisierung der Problematik zu erwehren. Figuren wie Vito Corleone oder Tony Soprano firmieren bisweilen auch für tatsächliche Straftäter als Vorbilder. Auch fern vom Fiktionalen bestimmen Klischees die Vorstellungen. Organisierte Kriminalität wird mit unterschiedlichen mafiösen Organisationen gleichgesetzt, von der italienischen Namensgeberin über kriminelle Gruppierungen anderer Ethnien bis zu Rockerbanden. Auch die Betätigungsfelder scheinen klar: Drogen- und Menschenhandel, Schutzgelderpressung oder illegales Glücksspiel.
In Fachkreisen wird seit Jahren um die "richtige" Definition gerungen. Sowohl die Organisation von Straftaten als auch die von Straftätern lassen sich als Problemlösungsstrategien Krimineller begreifen. Die Verwicklungen "organisierter" Straftäter verkomplizieren sich beispielsweise durch Transnationalisierung und die Erschließung des Internets für kriminelle Möglichkeiten.
Um Strategien zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität zu verbessern ist eine genaue Beobachtung vonnöten, die sich von der Mythisierung krimineller Gruppierungen abgrenzt. Neben den Herausforderungen, die die Organisierte Kriminalität unserer Zeit mit sich bringt, stellen sich auch andere Fragen: Was unterscheidet Organisierte Kriminalität von anderem strukturellen Unrecht, wie es sich zum Beispiel in der Finanzindustrie entwickelt zu haben scheint?