Am 1. Juli 2013 wird Kroatien als 28. Staat der Europäischen Union beitreten. Ende März hat die Europäische Kommission die Beitrittsreife des Landes bestätigt. Auch wenn die Lichter nun auf "grün" stehen, Kroatiens Weg in die EU war lang und beschwerlich, geprägt von Verzögerungen und manchmal auch Blockaden. Und die kritischen Stimmen verstummen nach wie vor nicht, weder in den etablierten Mitgliedstaaten noch im Land selbst.
Auf den Zerfall Jugoslawiens, der sich schon in den 1980er Jahren angekündigt hatte, folgten die Jugoslawien-Kriege und brachten der Region sehr unruhige Zeiten. Von allen Staaten des westlichen Balkans werden Kroatien indes die größten politischen Fortschritte attestiert. Binnen weniger Jahre ist in einer Postkonfliktgesellschaft ein EU-Beitrittsstaat gewachsen. Nach den politischen Traumata der 1990er Jahre sind die Beziehungen zu den Nachbarn weiterhin wechselhaft. Konfliktpotenzial ist in der Region reichlich vorhanden – erkennbar beispielsweise am "Bankenstreit" zwischen Kroatien und Slowenien oder den gegensätzlichen Reaktionen auf die Freisprüche der kroatischen der Generäle Ante Gotovina und Mladen Markač durch die Berufungskammer des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag Ende 2012.
Der erfolgreiche Annäherungsprozess an die EU lässt auch auf positive Impulse in den nachbarschaftlichen Beziehungen hoffen. Damit könnte Kroatien in der Region eine wichtige Vorbildfunktion ausüben. Nach wie vor ist die Deutungshoheit über die Geschichte Kroatiens umkämpft, und ein konsequenter Wille zur Aufarbeitung derselben ist nicht immer erkennbar. Annäherungen und innergesellschaftliche Verständigung sind durchaus möglich, wenn ein konstruktiver, offener Umgang mit der Geschichte gewagt wird.