Kinderarbeit ist ein komplexes Phänomen: "Die Kinderarbeit" gibt es nicht, denn die etwa 215 Millionen Mädchen und Jungen, die heute laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO weltweit arbeiten, tun dies unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Tatsächlich gibt es auch Kinderarbeit, die keine Kinderrechte verletzt. Die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland ist allerdings geprägt durch Medienberichte und Kampagnen, die Kinder in Steinbrüchen, Textilfabriken oder auf Kakaoplantagen zeigen. Diese Mädchen und Jungen werden ausgebeutet, sie arbeiten an gefährlichen Orten, laufen Gefahr sich an Geräten und Maschinen zu verletzen oder sind giftigen Pestiziden ausgesetzt. Sie sind der Willkür ihrer Arbeitgeber und der erwachsenen Kollegen ausgeliefert und haben in der Regel die Schule abgebrochen oder nie eine besucht. Die Weltgemeinschaft ist sich weitgehend einig, dass solche Ausbeutung von Kindern unverzüglich beendet werden muss.
Die ILO schätzt, dass etwa 115 Millionen Kinder weltweit solcher Ausbeutung unterliegen, etwa zehn Prozent dieser Kinder arbeiten für den Export: Ihre Arbeit steckt also etwa in Natursteinen, Textilien oder Kakao, Tee und Orangensaft. Ausbeuterische Arbeit verletzt das Recht eines Kindes, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt zu werden (Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, Artikel 32) und immer auch weitere Rechte. Genannt seien hier: das Recht auf Leben (Artikel 6), das Diskriminierungsverbot (Artikel 2), das Recht auf Berücksichtigung des Kindeswillens (Artikel 12), das Recht auf Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung und Verwahrlosung (Artikel 19), das Recht auf Gesundheitsversorgung (Artikel 24), das Recht auf Bildung (Artikel 28), das Recht auf Beteiligung an Freizeit (Artikel 31), das Recht auf Maßnahmen gegen Entführung und Kinderhandel (Artikel 35).
Die ILO-Konvention 182 definiert Ausbeutung von Kindern und bannt Sklaverei, Schuldknechtschaft und Zwangsarbeit, die kommerzielle sexuelle Ausbeutung, den Einsatz als Soldaten und jegliche Form der Arbeit, welche die seelische und körperliche Gesundheit von Kindern gefährdet. Die Konvention 182 ist die am schnellsten gezeichnete Konvention der ILO, bis heute haben sie 175 Staaten ratifiziert. Auf der normativen Ebene ist die Sache also klar: Ausbeutung – die ILO spricht von "den schlimmsten Formen der Kinderarbeit" muss beendet werden und kein Grund der Welt kann ihre Existenz rechtfertigen: Kinderrechte sind universell und unteilbar.
Ausbeutung verursacht Armut
Auch aus ökonomischer Sicht kommt man schnell zu dem Schluss, dass ausbeuterische Kinderarbeit Armut verursacht und nachhaltige Entwicklung hemmt. Wer hätte je von einem Land gehört, das aufgrund der Ausbeutung der Kinder prosperiert? Wohl häufen einzelne Personen, Gruppen oder Unternehmen Reichtümer an, etwa in der illegalen Ökonomie: Mit Kinderprostitution und Kinderpornografie werden jedes Jahr Milliardenumsätze gemacht. Kinder graben im Kongo nach Coltan, das Geschäft wird von Warlords kontrolliert, die jegliche Regulierung des Bergbaus verhindern. Die internationale IT-Industrie profitiert, denn Coltan wird zu Tantal verarbeitet, einem wichtigen Bestandteil von Laptops und Handys. Mafiöse Strukturen, massive Korruption, Gewalt sowie die Negierung grundlegender gesellschaftlicher Werte verhindern die Entwicklung legaler Ökonomie und Entwicklung insgesamt.
Die ILO hat im Jahr 2003 untersucht, wie Kinderarbeit die Gesamtökonomie schädigt: Der Weltgemeinschaft entgehen demnach volkswirtschaftliche Werte im Umfang von 5,1 Billionen US-Dollar, die durch höhere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Produktivität erwirtschaftet werden könnten, wenn bis zum Jahr 2020 Kinderarbeit beendet würde. Die Kosten für diese Maßnahmen – zumeist Investitionen in Bildungssysteme – sind bereits in die Schätzung eingerechnet.
Die Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird, entpuppt sich als simple Durchhaltepropaganda: In der Realität schuften sich Kinder durch ausbeuterische Arbeit kaputt, und die Liste ihrer Berufskrankheiten ist lang: von der Staublunge über schwere Haltungsschäden, chronische Haut-, Augen- und Atemwegserkrankungen, Traumatisierung, Vergiftungen, Unter- und Mangelernährung aufgrund zu harter Arbeit, Wachstums- und Reifungsverzögerungen. Ungezählt sind die Folgen von Arbeitsunfällen, wie der Verlust von Gliedmaßen und bleibende Behinderungen.
Die ILO schätzt, dass jedes Jahr 22.000 Kinder bei Arbeitsunfällen sterben. Wer von klein auf schuftet und niemals eine Schule besucht, wer ausgebeutet wird und dadurch gesundheitliche und seelische Schäden davonträgt, der hat kaum Chancen, seinem Leben als Tagelöhner zu entkommen.
Ausbeutung beenden: Einfache Verbote reichen nicht aus
Die Bekämpfung ausbeuterischer Kinderarbeit steht seit Mitte der 1990er Jahre im Mittelpunkt verschiedener Bemühungen internationaler Organisationen wie der ILO und von Unternehmen, die durch Kampagnen mit Kinderarbeit in ihren Lieferketten konfrontiert wurden. Einfache Verbote reichen jedoch nicht aus, vielmehr bedarf es eines umfassenden Ansatzes. Denn die Ausbeutung von Kindern hat viele Ursachen und die Situation der Kinder kann sich durch gut gemeinte, aber eindimensionale Maßnahmen sogar verschlechtern.
Klären wir zunächst die Frage, ob Armut die hauptsächliche Ursache für die Ausbeutung von Kindern ist: Es ist keine Überraschung, dass in Staaten mit weit verbreiteter extremer Armut sehr viele Kinder arbeiten: In Liberia sind 89 Prozent der Menschen extrem arm, 35 Prozent der Kinder arbeiten. Allerdings lässt sich daraus kein Automatismus ableiten: Denn bei geringerer extremer Armut kann es dennoch mehr Kinderarbeit geben, wie etwa in der Elfenbeinküste, wo 25 Prozent der Menschen extrem arm sind, aber mehr Kinder arbeiten, als in Liberia, nämlich 45 Prozent aller Mädchen und Jungen.
Als zum Beispiel Anfang der 1990er Jahre die Textilindustrie in der indischen Stadt Tirupur einen ungeheuren Aufschwung nahm, stieg die Anzahl der Kinderarbeiter in der Stadt und lag mit etwa 20 Prozent weit über dem Durchschnitt des Bundesstaates Tamil Nadu mit etwa zwölf Prozent Kinderarbeitern. In Tirupur gab es damals etwa 200.000 Arbeitsplätze in der Textilindustrie, 40.000 davon waren mit Kindern unter 14 Jahren besetzt. Zu dieser Zeit traf Angebot auf Nachfrage: Die Stadt verzeichnete aufgrund des Wirtschaftsbooms hohe Zuwanderungsraten.
Die Kinder der Migrantenfamilien arbeiteten mit, denn die Hoffnung der ganzen Familie ruhte darauf, gemeinsam ein besseres Einkommen zu erzielen. Die Kinder – Mädchen, ebenso wie Jungen – hatten nie eine Schule besucht und in ihrer Heimat mit den Eltern als Tagelöhner auf den Feldern gearbeitet. Oder sie hatten die Schule verlassen, als die Familie umzog. Die Industrie fragte billige und vor allem willige Arbeitskräfte nach, die am besten klaglos stundenlang und ohne Pause monotonste Arbeit ausführten. So verzeichnete eine Region, die boomte, eine höhere Anzahl ausgebeuteter Kinder als die weitaus ärmeren ländlichen Nachbardistrikte.
Das Wohlstandsparadox kann auch auf dem Land beobachtet werden: Das Verhältnis zwischen den Ressourcen eines Haushaltes und dem Ausmaß der Kinderarbeit (Anzahl der Kinder, die arbeiten, und Arbeitszeit) steigt auch hier zunächst an: Haushalte, die extremer Armut entkommen, verzeichnen mehr Kinderarbeit. Erst ab einer bestimmten Wohlstandsschwelle nimmt die Kinderarbeit wieder ab.
Die Ökonomen Sonia Bhalotra und Christopher Heady berichten über Äthiopien: Erwerben dort Familien Land, schicken sie ihre Kinder eher in die Schule als zur Arbeit auf dem Hof und dem Feld. Doch wenn sie ihren Viehbestand vermehren, tendieren sie dazu, ihre Kinder zum Hüten der Herde einzusetzen und womöglich aus der Schule zu nehmen – denn sie können sich keine bezahlten Hirten leisten. Wird der Zugang zu Krediten erleichtert, kaufen Familien eher Vieh als Land, was die Situation der Kinder verschlechtert. Erst wenn die Familien ihre Lage deutlich verbessern können, sehen sie sich in der Lage, alle Kinder zur Schule gehen zu lassen.
Hätte nun ein gesetzliches Verbot und seine Durchsetzung, im Falle der Exportindustrie eventuell befördert durch Boykotte von Verbrauchern, oder die Beschränkung des Marktzuganges die Situation der Kinder verbessert? Eine vergleichbare Situation, wie in der indischen Textilstadt Tirupur gab es in Bangladesch, und sie ist bis heute das meist zitierte Beispiel für die fatale Wirkung einseitiger Verbote, die nur die "Nachfrageseite" im Blick haben: 1992 hatte der US-amerikanische Senator Tom Harkin einen Entwurf vorgelegt, der den Bann von Produkten aus Kinderarbeit vorsah. Die Textilindustrie von Bangladesch war eines seiner Beispiele. Daraufhin entließen Arbeitgeber in Bangladesch in kurzer Zeit etwa 50.000 Mädchen und Jungen. Ein großer Teil der Kinder landete in der Prostitution und in ausbeuterischen Arbeiten im informellen Sektor (zum Beispiel Zerkleinern von Steinen).
Angebots- und Nachfrageseite bearbeiten
Kehren wir nach Tirupur zurück und fragen, wie es gelingen konnte, die Ausbeutung von 40.000 Kindern deutlich zu reduzieren. Heute arbeiten etwa 5.000 Kinder unter 14 Jahren in Nähereien, zumeist in kleinen Betrieben, die für den heimischen Markt produzieren. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Textilindustrie hat sich auf etwa 400.000 verdoppelt. terre des hommes und seine Partner vor Ort hatten eine Strategie entwickelt, die sowohl die "Angebots-" wie auch die "Nachfrageseite" berücksichtigte. Die Kombination beider Ansätze ermöglicht positive Synergien: Auf der einen Seite werden Kinder und ihre Familien und Gemeinschaften gestärkt und der Zugang zu Bildung ermöglicht, sodass sich das "Angebot" an minderjährigen Arbeitskräften verringert. Auf der anderen Seite wird die Regulierung des Textilsektors vorangetrieben, was wesentlich dazu beiträgt, die "Nachfrage" nach Kinderarbeitern zu stoppen.
In Tirupur unterstützen terre des hommes und andere Organisationen die Reintegration von Kinderarbeitern in Schulen, die Verbesserung der öffentlichen Schulen durch Schulmanagementsysteme, Aufklärung und Organisation in den Slums und Dörfern sowie Anwaltschaftsarbeit gegenüber den örtlichen Aufsichtsbehörden für die Textilindustrie. In Europa wurden Handelskonzerne über öffentliche Kampagnen dazu gedrängt, Verhaltenskodizes zu erarbeiten und sie wirksam und seriös mit ihren Zulieferern umzusetzen.
In den vergangenen Jahren führen auch Programme und Gesetzesinitiativen der indischen Regierung zu einem Rückgang ausbeuterischer Kinderarbeit in der Region. Dazu gehören etwa Maßnahmen wie kostenlose Schulspeisungen, Mittel für die Renovierung oder den Bau von Grundschulen oder auch das Regierungsprogramm zur Armutsbekämpfung, das Erwachsenen das Recht auf 100 Tage bezahlter Arbeit pro Jahr in öffentlichen Vorhaben zusichert.
Auf Seiten der NGOs wurde großes Gewicht darauf gelegt, klassische Methoden der Armutsbekämpfung mit der Bekämpfung ausbeuterischer Arbeit zu kombinieren: So verpflichteten sich Frauenselbsthilfegruppen, die mittels Sparprogrammen und Mikrokrediten kleine Gewerbe aufbauen, die Erträge ihrer Mühen zunächst für den Schulbesuch ihrer Kinder zu verwenden. Und Jugendliche, die bereits einige Jahre in der Textilindustrie gearbeitet hatten, wurden ausgebildet und dabei unterstützt, sich in Kooperativen zusammenzuschließen und ihrerseits Gewerbe aufzubauen. Eine Querschnittsevaluierung dieser Projekte in Tirupur belegt: Ganze Dörfer und Slumviertel wurden mit diesem Ansatz nachhaltig frei von der Ausbeutung von Kindern, das heißt: Alle Kinder besuchen eine Schule und keines unterliegt einer ausbeuterischen Arbeitssituation.
Die Zahl der Kinderheiraten reduzierte sich ebenfalls drastisch. Ehemalige Kinderarbeiter, die in Schulen reintegriert wurden und eine Berufsausbildung absolvieren konnten, haben Zugang zu besser bezahlter Arbeit mit grundlegender sozialer Absicherung. Diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen nutzen ihre neuen Möglichkeiten, um dafür zu sorgen, dass ihre kleine Geschwister zur Schule gehen.
Diese Programmerfahrungen dokumentieren, dass Verbote ohne sozialpolitische Maßnahmen für Kinder und ihre Familien keine Wirkung zeigen und die Situation von Kindern sogar verschlimmern können. Stattdessen muss erstens das Verbot von Ausbeutung durch Programme flankiert werden, die vor allem den Zugang zu qualitativ guter Bildung eröffnen. Zweitens braucht es konkrete Alternativen, die ausgebeuteten Kindern tatsächlich sofort zugute kommen. Die Kombination von Maßnahmen in Richtung "Angebots-" und "Nachfrageseite" ist unerlässlich.
Wer – umgekehrt – die Regulierung eines Wirtschaftszweiges vernachlässigt, riskiert, dass zwar die einheimischen Kinder in den Projektregionen zur Schule gehen, stattdessen aber Kinder aus anderen Regionen oder noch stärker marginalisierten Bevölkerungsgruppen rekrutiert werden. So konzentrierten sich indische NGOs und Entwicklungsorganisationen Anfang der 1990er Jahre zum Beispiel im indischen "Teppichgürtel" um die Stadt Varanasi im Bundesstaat Uttar Pradesh auf Befreiungsaktionen und Bildung für Kinder, die als Schuldknechte Teppiche knüpften. Die Arbeit war erfolgreich, viele Kinder wurden befreit und konnten wieder zur Schule gehen. Allerdings gab es immer wieder neuen "Nachschub" und offensichtlich lohnte sich für die Arbeitgeber sogar das Geschäft mit Kinderhändlern aus benachbarten Bundesstaaten.
Diese Situation führte zu einem Aufruf des indischen Aktivisten Kailash Satyarthi, den Teppichhandel mit der Situation zu konfrontieren und mittels Verhaltenskodizes und Zertifizierungen den Sektor zu regulieren. Das erste Sozialsiegel, das Zeichen "Rugmark" für Teppiche ohne Kinderarbeit, wurde daraufhin gemeinsam mit indischen NGOs, dem Handel und den Hilfswerken Brot für die Welt, Misereor und terre des hommes ins Leben gerufen.
Eine andere Geschichte: Kinderarbeit in Würde
Dass Kinderarbeit nicht zwingend Kinderrechte verletzt, ist für viele Menschen kaum vorstellbar. Die Arbeit von Kindern ist nicht per se ausbeuterisch. Mädchen und Jungen arbeiten mit und lernen dabei zum Beispiel im Haushalt die grundlegenden Fertigkeiten der Hauswirtschaft oder im elterlichen Betrieb verschiedene Handwerks- oder Landbebauungstechniken. Durch Mithilfe und Arbeit werden wichtige gesellschaftliche Werte vermittelt, wie zum Bespiel Zusammenarbeit und Einsatz für eine Gemeinschaft. Arbeit kann ein Mittel zur Selbstverwirklichung sein und kann materielle und soziale Bedürfnisse befriedigen. Werden Kinder ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechend an Arbeiten beteiligt, erlangen sie Selbstbewusstsein und lernen, gemeinsam mit anderen produktiv für die Gemeinschaft zu sein – wichtige Werte in vielen Kulturen, die eine andere Vorstellung von Kindheit haben.
Die Arbeit von Kindern steht auch nicht automatisch dem Schulbesuch im Wege. Eine große Zahl von Kindern weltweit arbeitet und geht gleichzeitig zur Schule, dies gilt zum Beispiel für die große Mehrheit der Kinder in Lateinamerika und Afrika.
Nicht-ausbeuterische Kinderarbeit kann als Potenzial für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung gesehen werden. Projekte für Kinderarbeiter zum Beispiel in Kolumbien und Peru zeigen, dass vor allem die Einbeziehung der Erfahrungen der Kinder im Schulunterricht vielfältige positive Wirkungen hat: Die Werkstattschulen der Organisation Creciendo Unidos in Kolumbien zum Beispiel knüpfen an die täglichen Erfahrungen arbeitender Kinder an und qualifizieren die Kinder weiter: Sie werden nicht gedrängt, ihre Arbeit aufzugeben und niemand muss sich schämen, weil er arbeitet.
Ein Abrutschen in ausbeuterische oder illegale Arbeit wird durch den Zusammenhalt der Gruppen verhindert. Fertigkeiten, die Mädchen und Jungen bei ihrer Arbeit gelernt haben, helfen ihnen in der Schule. Viele arbeitende Kinder können zum Beispiel gut rechnen. Umgekehrt hilft die Schule, ihre Produkte und ihr Marketing zu verbessern. Einige Kinder schließen sich zusammen und stellen ihre Waren, etwa kleine Süßigkeiten, gemeinsam her oder kaufen im Verbund zu einem günstigeren Preis ein. So verbessern sie ihr Einkommen und unterstützen sich gegenseitig.
Pauschale Verbote jeglicher Arbeit von Kindern würde diese Kinder in die Illegalität treiben und damit ihre Situation deutlich verschlechtern. Damit wären arbeitende Kinder weitaus verletzlicher und gefährdet, in ausbeuterische Arbeit abzurutschen oder drangsaliert zu werden.
"Kinderarbeit" gilt es differenziert und im Hinblick auf die Kinderrechte zu betrachten. Am besten fassen es Kinder selbst zusammen – wie beispielsweise in der Erklärung des ersten internationalen Treffens von Kinderarbeitern aus Afrika, Asien und Lateinamerika im indischen Kundapur im Dezember 1996, in der es heißt:
"Wir, die Kinderarbeiter der Welt …
Wir wollen, dass unsere Probleme, unsere Vorschläge, Bemühungen und unsere Organisationen beachtet und anerkannt werden.
Wir sind gegen Boykotte von Waren, die von Kindern gemacht wurden.
Wir wollen Respekt und Sicherheit für uns und die Arbeit, die wir leisten.
Wir wollen Unterricht, in dem wir etwas über unsere Situation und für unser Leben lernen.
Wir wollen eine Berufsausbildung, die unseren Fähigkeiten und unserer Lebenssituation entspricht.
Wir wollen eine gute Gesundheitsversorgung, die für arbeitende Kinder zugänglich ist.
Wir wollen bei allen Entscheidungen gefragt werden, die uns betreffen, egal ob diese Entscheidungen in unseren Städten und Dörfern, unseren Ländern oder international getroffen werden.
Wir wollen, dass die Ursachen für Kinderarbeit, vor allem die Armut, benannt und bekämpft werden.
Wir wollen, dass auf dem Land Lebensmöglichkeiten erhalten oder geschaffen werden, sodass Kinder nicht in Städte abwandern müssen.
Wir sind gegen ausbeuterische Arbeit, wir wollen in Würde arbeiten und Zeit zum Lernen, Spielen und Ausruhen haben.
Wir wollen, dass Kinder auf den großen Konferenzen gehört werden. Wenn 20 Minister zu einer Konferenz kommen, dann sollen auch 20 Kinderarbeiter da sein. Wir wollen mit den Ministern diskutieren, sie sollen nicht über unsere Köpfe hinweg über uns reden."