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Editorial | Kinderarbeit | bpb.de

Kinderarbeit Editorial Zur Geschichte der Kinderarbeit Der Kampf der ILO gegen Kinderarbeit Maßnahmen gegen ausbeuterische Kinderarbeit Plädoyer für den kinderrechtlichen Ansatz Die UN-Kinderrechtskonvention: Der normative Rahmen Brauchen Kinder ein Recht zu arbeiten? Fairer Handel? Süße Schokolade aus bitteren Bohnen

Editorial

Johannes Piepenbrink

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Weltweit müssen laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) rund 215 Millionen Kinder arbeiten, vor allem in den ländlichen Regionen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Etwa 115 Millionen davon sind erheblichen Risiken ausgesetzt. Nicht selten schuften sie dabei gegen Niedrigstlöhne für Produkte, die in den industrialisierten Ländern angeboten und konsumiert werden – kaum ein Handy, kaum eine Tafel Schokolade, in denen nicht auch Kinderarbeit steckt. Mit der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen und mehreren ILO-Übereinkommen sind zwar wichtige Schritte gegen die "schlimmsten Formen" von Kinderarbeit unternommen worden, doch mangelt es vielerorts an deren Durchsetzung.

Trotz der erschreckenden Zahlen ist es notwendig, Kinderarbeit differenziert zu betrachten. Nicht jede Arbeit ist ausbeuterisch, und ebenso wenig muss arbeitenden Kindern ein Schulbesuch zwangsläufig verwehrt bleiben. Pauschale Verbote können die Situation der Kinder mitunter noch verschlimmern, sie etwa in die Illegalität drängen, wo Arbeitsbedingungen noch schlechter zu kontrollieren sind. Um Kinderarbeit dauerhaft zu reduzieren, bedarf es verschiedener Maßnahmen, in vielen Fällen jedoch vor allem der Schaffung von (Bildungs-)Alternativen: Denn neben wirtschaftlichen Nöten sind es meist fehlende Bildungsinfrastrukturen, die Kindern kaum eine andere Wahl lassen, als durch körperliche Arbeit frühzeitig zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.

Entgegen dem Ziel, Kinderarbeit möglichst abzuschaffen, besteht ein anderer Ansatz darin, Kinder selbst entscheiden zu lassen, ob und wie viel sie arbeiten möchten, und ihnen vielmehr ein "Recht zu arbeiten" zu garantieren. Mit Rücksichtnahme auf ihren sozialen und kulturellen Kontext solle Kinderarbeit demnach nicht generell abgewertet, sondern die Arbeitsleistung der Kinder stärker anerkannt werden, indem flächendeckend für menschenwürdige Bedingungen gesorgt werde.