Vor 40 Jahren veröffentlichte der Club of Rome den Bericht "Grenzen des Wachstums“. Der Befund war alarmierend: Die herrschenden Produktions- und Lebensweisen industrialisierter Gesellschaften seien langfristig nicht tragbar; sie erschöpften die natürlichen Ressourcen und drängten die Erde an die Grenzen ihrer Tragfähigkeit. Der Bericht munitionierte eine bis heute andauernde Debatte und war eine wichtige Grundlage für die Entstehung der neuen sozialen Bewegungen. Auch die deutsche Politik beschäftigt sich intensiv mit den ökologischen Konsequenzen unseres Wirtschafts- und Wohlstandsmodells. So soll die 2011 vom Deutschen Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission "Wohlstand, Wachstum, Lebensqualität“ politische Handlungsempfehlungen für ein "ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften“ entwickeln.
Diese Aufgabe umfasst nichts Geringeres als die Neudefinition – und Neuvermessung – gesellschaftlichen Fortschritts. Neben der Frage, was unter Wohlstand und Lebensqualität gemeint ist und wie sie entsprechend gemessen werden können, kreisen die Diskussionen darum, welche Art von Wachstum notwendig ist, um möglichst viele Menschen "glücklich“ zu machen. Dabei dürfen natürliche Ressourcen nicht unwiederbringlich aufgebraucht und die Umwelt nicht zerstört werden.
Die Herausforderung gerät zur Mammutaufgabe, nicht zuletzt deshalb, weil diese Fragen nicht losgelöst von grundsätzlichen sozialphilosophischen Positionen zu betrachten sind. Je nachdem, welche Triebfedern als Ursachen des "Raubbaus an den natürlichen Ressourcen“ ausgemacht werden, unterscheiden sich die Lösungsansätze: Sind es Mentalitäten von Menschen oder ist es die "Natur“ des kapitalistischen Systems an sich, seine profitgetriebenen Produktionslogiken? Es gilt, für diese im Kern hochpolitischen Fragen Lösungen zu finden, die der sozialen und gesellschaftlichen Dimension gerecht werden.