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Hauch der Freiheit, Last der Verantwortung | bpb.de

Hauch der Freiheit, Last der Verantwortung

Mindaugas Ubartas

/ 2 Minuten zu lesen

Hauch der Freiheit, Last der Verantwortung – das sind die beiden Hauptaspekte, die das Leben nach 1989 beschreiben. Der Wandel von der Planwirtschaft zur freien Wirtschaft, von der kontrollierten zur freien Gesellschaft war beängstigend und spektakulär, die Rede- und Handlungsfreiheit offenbarten die Rohheit und Kreativität der Menschen, Grausamkeiten sowie Heldentum, Wohlstand und Chaos. An einem Tag wurden jene, die einst jemand waren, zu Niemanden, und die einst Unterdrückten zu moralischen Autoritäten. Die Werte in der Gesellschaft veränderten sich, da jede/r nun selbst für den eigenen Lebensunterhalt sorgen musste, Bildung galt irgendwann als überholt, Kultur und Debatten verblassten, während Macht und Aggression sich durchgesetzt haben. Gleichzeitig kam die Welle der Freiheit mit voller Wucht, Redefreiheit, Meinungsfreiheit, neue Technologien, neue Produkte, neue Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Reiseziele, Sprachen, Tourist*innen. Es war wie eine Flut im positiven Sinne, die alle mit sich riss und die Menschen vom Stein zum Kiesel schliff. Aufregende Zeiten, aufregende Achterbahn.

Und seitdem hat es nicht aufgehört!

Jeder Teil unseres Lebens hat eine solche Transformation durchlaufen, etwas, das noch unvorstellbar war, als die Reise der Freiheit begann. Von einer Landwirtschaft, in der Pferde die Zugkraft waren, zu Hightech und autonomen Traktoren auf den Feldern. Vom Telefonanschluss in jedem 5. Haushalt zu einem Handy in jeder Tasche, was unsere Art zu kommunizieren verändert hat. Von pro Tag einem Flug nach Moskau zu täglichen Flügen in viele europäische Hauptstädte. Von keinen Autos zu Staus in den Städten. Der Beitritt zur EU, zur NATO, der Eintritt in den Schengen-Raum, die Einführung des EURO, der Start des litauischen Versuchssatelliten in den Weltraum! 30 Jahre auf einer solchen Welle zu reiten, da beneide ich mich sogar selbst!

Und es hört auch an diesem Punkt nicht auf!

Zur gleichen Zeit hat die gesamte Menschheit selbst eine Achterbahnfahrt erlebt. Mit wirtschaftlichen Höhen und Tiefen, dem Verschwinden riesiger Unternehmen und Strukturen, während andere neu entstanden sind: Technologie-Giganten. Mit Automatisierung, Robotertechnik, Digitalisierung und Technologien, durch die wir mehr Zeit für Kreativität oder zum Zeitvertreib gewonnen haben. Jetzt tragen wir unsere Bibliotheken alle in der Tasche, alle Bücher in unseren digitalen Lesegeräten. Die sozialen Netzwerke haben unsere Art zu kommunizieren verändert, vom exklusiven Kreis zur ganzen Welt. TV-Inhalte konsumieren wir anders als früher, bestimmen selbst, wann wir etwas sehen wollen, drücken auf Pause, spulen vor und zurück. Für Nachrichten greifen wir auf die unterschiedlichsten Quellen zurück. Durch die freie Verfügbarkeit von Daten ermächtigen wir die Gesellschaft. Wir nutzen künstliche Intelligenz, um Big Data-Fakten zu enthüllen, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind.

Zu diesem Grad des Wohlstands haben uns Freiheit, Handeln und Neugier gebracht. Wir träumen weiter, sind weiterhin innovativ, und ich weiß, dass uns eine freie und rosige Zukunft bevorsteht.

Fussnoten

Mindaugas Ubartas, geb. 1978 in Litauen, ist einer der führenden Digitalisierungsexperten der Region. Seine Berufserfahrung sammelte er u. a. auch bei Lietuvos Telekomas, Bitė Lietuva und Tele2. Anschließend leitete er B2B Bereich bei Telia Lietuva. 2019 übernahm Ubartas die Hauptgeschäftsführung beim Verband INFOBALT und verantwortet die Entwicklung und den Export der Informations­- und Kommunikationstechnologien Litauens.