Hintergrund
Politische Großereignisse wie die Wahl des Bundespräsidenten bieten auch randständigen Parteien wie der DVU (2011 mit der NPD fusioniert) oder der NPD Zugang zu einer breiteren Öffentlichkeit. Als Oppositionsparteien in den Landtagen von Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern durften NPD bzw. DVU (nur 2009) Wahlmänner in die Bundesversammlung entsenden. Die Bundesversammlung tritt nur zur Wahl des Bundespräsidenten zusammen. Sie besteht aus den Mitgliedern des Deutschen Bundestages sowie einer gleichen Zahl von Delegierten , die nach dem Verhältniswahlrecht von den Landesparlamenten entsandt werden. Frank Rennicke ist seit Jahrzehnten in verschiedenen Organisationen der rechtsextremen Szene aktiv, etwa der 1994 verbotenen "Wiking-Jugend" und der 2009 verbotenen Nachfolgerin "Heimattreue Deutsche Jugend". Außerdem war er an den "Schulhof-CD"-Projekten der NPD beteiligt, mit denen die Partei Schüler für die "nationale Sache" begeistern wollte. Als in Szenekreisen prominenter Liedermacher gehört Rennicke fest zum neonazistischen Musikrepertoire. Die Liste seiner Musikveröffentlichungen ist lang, fast ebenso lang ist die der Indizierungen seiner Tonträger – unter anderem wegen der offenen Verehrung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß.
Lernziele
Die Schüler können die diskriminierenden, rassistischen und pro-nazistischen Inhalte in Rennickes Liedern wiedergeben und verstehen, welche Auswirkungen seine Wahl zum Bundespräsidenten besonders für Bürger mit Migrationshintergrund gehabt hätte. Die Schüler erkennen die Gründe der NPD und DVU zur Aufstellung Rennickes als Kandidat und sind in der Lage zu beschreiben, welche Eigenschaften ein Bundespräsident ihrer Meinung nach haben sollte.
Einsatz im Unterricht - Kopiervorlage 13
In Aufgabe 1 soll mithilfe der im Filmclip gezeigten Liedbeispiele die ausgrenzende und anti-demokratische Weltanschauung Rennickes offengelegt werden (z.B. "Deutschland über alles, das Reich muss neu erstehen", "die Rassen zu vermischen, bis man den Menschen nicht mehr sieht, davon kann ich als Deutscher, euch singen unser Lied", "weil ich den Adolf gerne mag"). Durch die Gegenüberstellung der Zitate Joachim Gaucks und Horst Köhlers erarbeiten sich die Schüler in Aufgabe 2 die Erkenntnis, dass Rechtsextremisten nicht von der universellen Gleichwertigkeit aller Menschen ausgehen und demzufolge z.B. Migranten , politisch Andersdenkende und Juden ausgeschlossen werden. Danach erschließen sich die Schüler in Aufgabe 3 die Gründe für die Kandidatur Rennickes – wobei keine der Antworten gänzlich falsch ist: Die NPD wurde tatsächlich gewählt und ist formal berechtigt, einen aus ihrer Sicht geeigneten Kandidaten vorzuschlagen. Alle Antworten sind diskutabel, wobei die wichtige Erkenntnis ist, dass die Bühne der Präsidentenwahl zur Verspottung der Demokratie und zur Stärkung der eigenen Reihen genutzt werden sollte. Die abschließende Auseinandersetzung mit dem Amt des Bundespräsidenten (Aufgabe 4) bietet Gelegenheit zur Reflexion der eigenen Ansprüche an diese Integrationsfigur.