Inhaltsbeschreibung
Blasphemie ist so alt wie die Beziehung des Menschen zu Gott. Deren Qualität und der jeweilige gesellschaftliche Rahmen bestimmen, wann und wo Wort oder Tat als blasphemisch erlebt werden. Den einen dient(e) Blasphemie der Befreiung aus übermächtig empfundenen Zwängen, die anderen erlitten und erleiden sie als Verletzung des Unantastbaren. Kann man den Höchsten beleidigen? Lassen sich Religionen kränken? Oder geht es im Kern eher um die Verletzung einer Art transzendenter Hülle, die den einen heilig ist, den anderen ein Ärgernis? Und wie haben westliche Demokratien vor dem Hintergrund der Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit mit dem Phänomen Blasphemie umzugehen?
Jacques de Saint Victor nähert sich ihm in seiner historischen Entwicklung und beschreibt den Wandel, den Blasphemie als eine dem Wesen nach politische Konstruktion seit der Antike, im Mittelalter und der frühen Neuzeit durchlaufen hat. Sein besonderes Augenmerk gilt der Situation in Frankreich, wo laizistisches Freiheitsdenken neuerdings wieder auf eine wütende, emanzipatorische Prinzipien verletzende Renaissance der Blasphemieverfolgung trifft.