Inhaltsbeschreibung
Wie sah das Bestreben der deutschen Gesellschaft aus, sich nach den Verbrechen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges moralisch neu zu orientieren? In seinem 80 Jahre deutsche Geschichte umspannenden Werk zeichnet der Historiker Frank Trentmann den Wandel der Moralvorstellungen und Mentalitäten nach: beginnend mit der Spätphase des Nationalsozialismus über die Nachkriegszeit, die Zeit der deutschen Teilung und der Wiedervereinigung bis in die Gegenwart.
Basierend auf einer Vielfalt an Quellen – offiziellen Dokumenten und Statistiken, privaten Briefen oder kulturellen Zeugnissen – lässt er verschiedenste Stimmen, auch aus der Bevölkerung, zu Wort kommen. So entsteht das Bild eines Prozesses, der von Umwegen, Widersprüchen sowie heftigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Schuld, Mitschuld, Versöhnung und Erinnerung gekennzeichnet ist.
Der Autor zeigt, wie die kritische Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen zum wichtigen, wenngleich nicht ausschließlichen moralischen Bezugspunkt der deutschen Gesellschaft wurde, die mit weiteren ethischen Debatten, etwa über Pazifismus und Militarismus, Toleranz und Rassismus oder Wohlstand und Umweltschutz, verflochten war. Dabei wird auch deutlich, wie groß die Diskrepanzen zwischen Anspruch und Realität zum Teil waren oder bis heute sind.