Inhaltsbeschreibung
Auch mehr als 30 Jahre nach der Vereinigung beider deutscher Staaten sind fortbestehende Unterschiede zwischen Ost und West ein viel debattiertes Thema in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Worin liegen diese begründet? Wie sind sie zu bewerten, und wie kann politisch auf sie reagiert werden?
Differenziert legt der Soziologe Steffen Mau die Faktoren dar, die dazu führten, dass sich in Ostdeutschland andere soziale Muster verfestigten als im Westen. Dies betreffe Sozialstruktur und Demografie ebenso wie politische Kultur und Identitäten. Während ein Abbau von Ungleichheiten – etwa in Bezug auf Lohnniveau, Vermögensverteilung und Elitenrepräsentanz – bedeutend bleibe, müsse zugleich akzeptiert werden, dass zahlreiche Unterschiede fortdauern werden. Allerdings habe sich im Osten aufgrund verschiedener Faktoren ein politischer Raum etabliert, in dem das Gefühl weit verbreitet sei, innerhalb bestehender Institutionen wenig bewirken zu können. Dies würden sich rechtsradikale und demokratiefeindliche Akteure mit zunehmendem Erfolg zunutze machen. Um demokratische Impulse zu reaktivieren, plädiert Mau dafür, in Ergänzung zur repräsentativen Parteiendemokratie mit alternativen Partizipationsformen, vor allem sogenannten Bürgerräten, zu experimentieren.