Inhaltsbeschreibung
Müll begleitet die Geschichte der Menschheit. Unsere wandernden Urahnen ließen das Wenige, was ihnen unnütz schien, einfach zurück. Erst Sesshaftigkeit und Nutztierhaltung zwangen die Menschen dazu, sich aktiv um ihren Abfall zu kümmern, darunter menschliche und tierische Ausscheidungen ebenso wie Kadaver. Roman Köster zeichnet die Entwicklung dieser Mensch-Abfall-Beziehungen quer durch Epochen und Weltregionen anschaulich nach. Was wurde wie und wo entsorgt, weiterverwertet und wiederverwendet? Wer waren die Initiatoren für Formen der Müllbeseitigung? Wer lebte gar vom Müll, sei es durch die Sammlung, den Verkauf oder Export dessen, was andere loswerden wollten?
Köster arbeitet nicht nur die Wandlungen heraus, die der Stellenwert von Müll und seine Behandlung im Lauf der Jahrhunderte erfuhren. Er beleuchtet auch die sozialen Rollen in der Müllverwertung und -entsorgung und die Bezüge zwischen Wohlstand und Müllaufkommen. Unterschiedliche Epochen und Kulturen, so zeigt das Buch, verfügten über teils bemerkenswerte Praktiken im Umgang mit Müll, und jahrhundertelang gelangten die meisten Abfälle, oft weniger aus Einsicht als aus Notwendigkeit, in irgendeiner Weise wieder in Nutzung. Erst seit dem 20. Jahrhundert sehen sich Gesellschaften, so Köster, damit konfrontiert, dass das Müllaufkommen in einer auf stetige Konsumsteigerung ausgerichteten Wirtschaft trotz vielfältiger Bemühungen um Eindämmung und Recycling kaum mehr beherrschbar scheint - mit fatalen Folgen für Mensch und Umwelt.