Inhaltsbeschreibung
Wenn es um Spannungen zwischen Russland und dem Westen, ihre Ursachen und Geschichte geht, wird vielfach die NATO-Osterweiterung ins Feld geführt. Oftmals sind solche Bezüge wenig fundiert oder werden gar, etwa von Staatspräsident Putin, zur Rechtfertigung der Anwendung von imperialer Gewalt missbraucht.
Die Historikerin Mary Elise Sarotte hat alle zugänglichen Dokumente zu dem Themenkomplex ausgewertet und zahlreiche Interviews mit verschiedenen Akteuren geführt. Detailliert zeigt sie die Beweggründe auf, die zur Aufnahme von Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts in die NATO führten. Wurden dabei, wie vielfach kolportiert, Zusagen westlicher Akteure gegenüber Russland bzw. der Sowjetunion gebrochen? Wenn ja, wer hatte die Zusagen in welchem Kontext erteilt? Warum und inwiefern wurden sie nicht eingehalten? Hätte es realistische Alternativen zu der Art und Weise gegeben, in der die Erweiterung vollzogen wurde? Die Autorin zeichnet die Entwicklung der Gespräche und Verträge zwischen der Sowjetunion bzw. Russland und westlichen Akteuren vom Mauerfall bis zum Amtsantritt Putins nach. Dabei zeigt sie, dass die Entscheidungsprozesse hinter der NATO-Osterweiterung sehr komplex und die Verhandlungen zwischen Russland und den Westen vielfach von Mehrdeutigkeiten und Missverständnissen durchzogen waren. Sarotte blickt durchaus kritisch auf die Rolle der USA und anderer westlicher Akteure und legt Defizite des tatsächlich realisierten NATO-Erweiterungsprozesses dar. Dieser habe, so ihr Urteil, der Konfrontation mit Russland Vorschub geleistet und die Ukraine sowie weitere postsowjetische Staaten aus der Sicherheitsstrategie ausgeklammert.