Inhaltsbeschreibung
„Wir wussten von nichts!“ – das war auch in Bianca Schaalburgs Familie eine gängige Erzählung über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Um ihrer Familiengeschichte auf den Grund zu gehen, begibt sich die Illustratorin auf eine Spurensuche in den Nachlässen ihrer Großeltern und Archiven.
Im Mittelpunkt steht ein Haus in Berlin-Zehlendorf, in das ihre Familie 1936 eingezogen war und in dem diese über vierzig Jahre lang lebte. Sie findet heraus, dass dieses Haus drei jüdische Vormieter hatte, die von dort vertrieben, später deportiert und schließlich ermordet wurden. Trägt ihre Familie – vor allem ihr Großvater, ein frühes und überzeugtes NSDAP-Mitglied und Buchhalter im NS-Regime, – eine Mitschuld an ihrer Vertreibung? Und was hat er, der ab 1941 unter anderem in Riga, im besetzten Lettland, stationiert war, selbst getan oder zumindest mitbekommen vom in der Nähe gelegenen Konzentrationslager und den dortigen Massenmorden?
Mit Collagen aus Fundstücken, Fotos und Zeichnungen entwirft Bianca Schaalburg ein Porträt ihrer Familie vom Zweiten Weltkrieg über die Studentenbewegung der Sechzigerjahre bis hin zum Mauerfall und bettet es in den historischen Kontext ein. Sie erinnert darüber hinaus an diejenigen Menschen im Umfeld der Familie, die vom NS-Regime verfolgt oder ermordet wurden.