Inhaltsbeschreibung
Wer die besondere Beziehung zwischen Deutschland und Israel verstehen möchte, sollte weit in die bundesrepublikanische Geschichte zurückblicken. Hierbei müsse man, so der Historiker Daniel Marwecki, besonders auf die Rolle der westdeutschen Unterstützung beim Aufbau des israelischen Staates schauen. Die heute oftmals vorherrschende moralische Argumentation in der deutschen Debatte um den israelisch-palästinensischen Konflikt verstelle den Blick auf die Interessen, die die Bundesrepublik historisch in der Region verfolgte.
Von Anfang an habe das westdeutsche Kalkül darin bestanden, durch die Beziehungen zu Israel eine symbolische Distanz zur nationalsozialistischen Vergangenheit zu schaffen. Doch diese Distanz existierte nur sehr bedingt, wie sich nicht zuletzt in Form personeller Kontinuitäten etwa im Auswärtigen Amt und im diplomatischen Dienst zeigte. Die westdeutsche Hilfe in Form finanzieller, wirtschaftlicher und militärischer Unterstützung wiederum sei entscheidend gewesen, damit sich das israelische Staatsprojekt im sich dekolonisierenden Nahen Osten behaupten konnte. Dafür habe Israel Deutschland auf der diplomatischen Weltbühne Absolution erteilen müssen. Gestützt auf Recherchen im Archiv des Auswärtigen Amtes analysiert der Autor die deutsch-israelischen Beziehungen von ihrem Beginn mit dem in Luxemburg unterzeichneten Entschädigungsabkommen von 1952 über ihre wohl wichtigste Phase bis in die Mitte der 1960er-Jahre und bis heute. Er kommt zu dem Schluss, dass der deutsche Diskurs über Israel vor allem der nationalen Selbstvergewisserung diene.