Inhaltsbeschreibung
In Deutschland, einem der wohlhabendsten Länder der Welt, leben Zehntausende auf der Straße. Wohnungslosigkeit, die weniger sichtbar ist, betrifft sogar Hunderttausende Menschen. Sie besitzen keinen eigenen Mietvertrag, haben aber im Freundes- oder Bekanntenkreis oder in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe Unterschlupf gewährt bekommen. Nicht wenige führen ein Leben am Rande der Gesellschaft. Denn wer keine Wohnung hat, ist von einigen sozialen Grundrechten ausgeschlossen, hat etwa keinen oder zumindest einen erschwerten Zugang zum Rechtsweg, zum Bürgergeld oder einer Krankenversicherung.
Wer auf der Straße lebt, ist zudem oft schutzlos verbalen und tätlichen Angriffen, Kälte, Regen und Krankheiten ausgeliefert. Das Ergebnis ist eine Lebenserwartung von 30 Jahren unter dem Durchschnitt. In dem Buch kommen Menschen zu Wort, die selbst betroffen waren oder sind. Jenseits von Klischees zeigen die 18 Porträts, wie vielfältig Obdachlosigkeit heute ist, welchen Gefahren etwa Personen aus vulnerablen Gruppen wie Frauen, queere Menschen, Geflüchtete, Jugendliche oder Alte auf der Straße ausgesetzt sind.
Die Herausgeber/-innen, unter ihnen Richard Brox, der selbst drei Jahrzehnte auf der Straße verbrachte, appellieren an die Mitmenschlichkeit jedes Einzelnen, machen aber auch auf die Notwendigkeit politischer Maßnahmen etwa beim sozialen Wohnungsbau und der Armutsbekämpfung aufmerksam. Denn wie sozial eine Gesellschaft sich tatsächlich nennen dürfe, das hänge auch damit zusammen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgehe.