Inhaltsbeschreibung
In der Weimarer Republik baute der Psychiater Hans Prinzhorn eine besondere Kunstsammlung auf. Die Schöpferinnen und Schöpfer dieser Werke waren allesamt Insassen psychiatrischer Anstalten und wurden im damaligen Verständnis und Sprachgebrauch als „Irre“ oder „Geisteskranke“ diffamiert. Dazu gehörten Künstlerinnen und Künstler wie Franz Karl Bühler, Else Blankenhorn oder August Klett. Ihre Kunstwerke nahmen durch Subjektivität, Radikalität und Abstraktion wichtige Entwicklungen der modernen Kunst vorweg und inspirierten diese zugleich. Für die Nationalsozialisten war die Avantgarde der Inbegriff „entarteter Kunst“, die mit allen Mitteln bekämpft wurde.
Charlie English zeigt am Beispiel der Sammlung Prinzhorn auf, wie sehr sich der Kampf gegen die Kunst alsbald mit der systematischen Vernichtung von Menschen verschränkte. Nachdem das Regime 1940 begonnen hatte, in der „Aktion T4“ Menschen mit vermeintlichen körperlichen oder psychischen Einschränkungen zu töten, dienten die systematischen Morde in den Tötungsanstalten als Blaupause für die Vernichtungslager im besetzten Polen während der Shoa. Eines der frühen Opfer der „Aktion T4“ war der Künstler Franz Karl Bühler. Auch anhand seiner Biografie zeichnet English die Entwicklungslinie von der Ausgrenzung bis zur physischen Vernichtung nach.