Inhaltsbeschreibung
Raul Hilberg floh mit seinen Eltern 1939 vor den Nationalsozialisten aus Wien. Bereits in den 1950er-Jahren verfasste er das erste umfassende Werk zum Holocaust, das er über Jahrzehnte hinweg ergänzte und überarbeitete. „Die Vernichtung der europäischen Juden“ erschien in den USA 1961, in Deutschland lehnten mehrere Verlage das Buch ab, bis es erstmals 1982 in einem Kleinverlag erscheinen konnte.
Hilberg schildert in diesem Standardwerk die Entrechtung, Enteignung und Ermordung der europäischen Juden vor allem in Hinblick auf die sie ermöglichenden Strukturen und Prozesse. So beschreibt er den immensen Verwaltungsapparat, den die Nationalsozialisten für den Völkermord an den Jüdinnen und Juden heranzogen, und konfrontiert die Leserinnen und Leser mit der Tatsache, dass der Holocaust, so sehr er auch von den NS-Eliten initiiert und forciert wurde, auf die breite Mitwirkung praktisch aller Ebenen in Verwaltung, Militär, Transportwesen, Sicherheitsapparat und Wirtschaft angewiesen war.
Hilbergs Beweisführung fußt auf unzähligen Dokumenten und vollzieht die Schritte der Definition, Konzentration und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in ganz Europa nach. Zudem belegt Hilberg die Komplizenschaft großer Teile der deutschen Gesellschaft, die sich nach 1945 einer Diskussion über die Massenverbrechen und die eigene Schuld am Zivilisationsbruch zu entziehen versuchte.