Inhaltsbeschreibung
Koloniale Unterdrückung hat viele Gesichter: die Unterwerfung, massive Ausbeutung und Verschleppung von Menschen, Tieren und Pflanzen seien von ein und derselben Logik durchdrungen und ziehen sich bis in die Gegenwart, so Sinthujan Varatharajah. Ein Foto, das die Mutter Varatharajahs bei der Betrachtung von Tieren im Münchener Zoo abbildet, bringe die Gewalt der kolonialen Neustrukturierung der Welt symbolisch auf den Punkt: weder die Mutter noch die Tiere seien in ihrer natürlichen Umgebung und erst durch Verschleppung oder Flucht vor Verfolgung unfreiwillig in Deutschland gelandet.
Im ehemaligen Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, begann wenige Jahre nach der Unabhängigkeit von der vormaligen britischen Kolonialherrschaft ein Völkermord an der tamilischen Bevölkerung durch die singhalesisch dominierte Regierung, was später auch die Familie Varatharajahs zur Flucht zwang und ins deutsche Asylsystem führte. Die Ausrottung von Arten und Kulturen, so Varatharajah, ziehe sich durch die gesamte Geschichte der kolonialen Unterwerfung der Welt und spiegle sich auch in Zoos und Botanischen Gärten als lebendigen Trophäensammlungen wider.
Inzwischen würden europäischstämmige Menschen wiederum häufig versuchen, sich etwa im Naturschutz oder im Bereich der Menschenrechte zu profilieren, ohne ihre geschichtliche Verantwortung zu reflektieren, und dieses Selbstverständnis bei der Fortführung von Dominanzbeziehungen unter anderen Vorzeichen nutzen.