Inhaltsbeschreibung
Offizielle Reden betonen immer, dass Europäerinnen und Europäer durch demokratische, rechtsstaatliche und friedvolle Werte vereint seien. Doch so einfach sei es nicht, eine Essenz des Europäischen zu finden, so Dag Nikolaus Hasse.
In seinem Essay legt er dar, inwiefern das Sprechen über Europa kulturell einseitig sowie historisch und geographisch verzerrt sei und fordert dazu auf, den Diskurs über Europa zu entromantisieren und zu entkolonialisieren. Dies würde der wechselvollen Geschichte und der Vielfalt Europas besser entsprechen und mehr Menschen innerhalb des Kontinents eine geistige Heimat bieten. Zugleich würde die koloniale Schuld gegenüber anderen Kontinenten anerkannt und damit eine respektvollere Grundlage für eine gemeinsame Gestaltung der Zukunft gelegt. Europa offen zu denken würde bedeuten, dass Mehrfachloyalitäten der Bürger zu verschiedenen Gruppen einen Staat nicht gefährden müssten. Im Gegenteil, deren Anerkennung würde, Hasse zufolge, gerade auch die politische Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwesen insgesamt stärken und zugleich ermöglichen, dass zu seiner Gestaltung die besten Anregungen aus allen Teilen der Welt aufgenommen würden.