Inhaltsbeschreibung
Zwischen Vietnam und Deutschland besteht seit Jahrzehnten eine besondere Verbindung, die auch mit der zeitweiligen Teilung beider Länder zu tun hat. Nach dem Kolonialkrieg mit Frankreich, das unter anderem deutsche Fremdenlegionäre einsetzte, war Vietnam in einen Staat im Norden und einen im Süden geteilt und wurde schnell zu einem zentralen Schauplatz des Kalten Krieges. In Deutschland wiederum war es der Krieg der Vereinigten Staaten in Vietnam, der in Ost und West starke Reaktionen hervorrief.
Die Bundesrepublik leistete humanitäre Hilfe in Südvietnam und unterstützte politisch das Vorgehen der USA, während der Widerstand gegen den Krieg zum zentralen Mobilisierungsmoment der Proteste der „68er“-Revolte wurde. Die DDR stand hingegen ihrem „sozialistischen Bruderstaat“ im Norden bei. Andreas Margara arbeitet die zahlreichen Verflechtungen zwischen Deutschland und Vietnam heraus und zeigt, wie der deutsch-deutsche Dualismus das Verhältnis in besonderer Weise prägte – etwa in Form der „doppelten“ Migration vietnamesischer Menschen nach Deutschland, die als Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter in den Osten oder als „Boat People“ in den Westen kamen. Heute bilden vietnamesischstämmige Bürgerinnen und Bürger eine heterogene Gruppe in Deutschland, die in der Öffentlichkeit lange kaum Beachtung fand.