Inhaltsbeschreibung
Seit dem russischen Überfall auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 steht Osteuropa vermehrt im Fokus auch der deutschen Öffentlichkeit. Doch wie konnte es dazu kommen, dass die Region in ihrer Heterogenität, ihrer Geschichte und ihren Konflikten bis dahin wenig Aufmerksamkeit gefunden hat? Warum wurde etwa den Warnungen ostmitteleuropäischer Staaten vor der Aggressivität Russlands kaum Beachtung geschenkt?
Die Autorinnen und Autoren gehen der Frage nach den Selbst- und Fremddeutungen des „Westens“ und des „Ostens“ Europas aus der Perspektive ihrer jeweiligen Disziplin nach: der Kultur-, der Politik-, der Geschichts- und der Rechtswissenschaft. Sie zeigen auf, wie nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit, sondern vielfach auch in der Wissenschaft seit 1989/90 verkürzte Sichtweisen auf jene Staaten vorgeherrscht haben, die sich bis dahin auf der „anderen“ Seite des Eisernen Vorhangs befunden hatten. Die Transformation der Staaten Ostmittel- und Osteuropas wurde oftmals in Kategorien einer „nachholenden Modernisierung“ nach westlichem Vorbild gedacht, die Eigendynamik und eigenen Perspektiven der Region und der jeweiligen Länder wenig berücksichtigt. Die Beiträge arbeiten diese Prozesse kritisch auf und leuchten die vielschichtigen Entwicklungen des europäischen Ostens vom Mauerfall bis zum Ukrainekrieg aus.