Inhaltsbeschreibung
In der Forschung wie in der öffentlichen Erinnerung kamen Kinder, die den Holocaust überlebten, jahrzehntelang kaum vor. Das gründete teils in der Annahme, sie seien nicht zu reflektierter Erinnerung in der Lage, teils in der Hoffnung, Stillschweigen über das Erlebte helfe den damals jungen Menschen, Traumata zu vergessen.
Die kanadische Historikerin Rebecca Clifford zeichnet anhand von Archivdokumenten und Interviews das Erwachsenwerden von Menschen nach, die den Holocaust als Kinder in Europa überlebten: Die zwischen 1935 und 1944 Geborenen sind heute die letzten Zeitzeugen der Shoah. Viele wuchsen in Heimen oder bei Pflegeeltern auf. Sie stießen dort vielfach auf ein schweigendes, oft gleichfalls traumatisiertes Umfeld, sahen sich den eigenen schmerzlichen und brüchigen Erinnerungen ausgesetzt, kämpften um die Anerkennung ihrer seelischen Wunden und rangen um Identität und Lebenssinn, wenn durch die Shoah alle familiären Wurzeln gekappt waren. Differenziert und einfühlsam wendet sich Clifford den Biographien dieser Menschen zu.