Inhaltsbeschreibung
Große Teile von Öffentlichkeit und Politik sträubten sich sehr lange dagegen, Deutschland als Einwanderungsland und als Migrationsgesellschaft zu begreifen. Dabei ist die deutsche Nachkriegsgeschichte sehr beeinflusst durch Zuwanderung und die dadurch entstandenen Diaspora-Communitys, wie der Historiker Alexander Clarkson darlegt. Die westdeutschen Anwerbeabkommen, aber auch kriegsbedingte Fluchtbewegungen oder die Einwanderung politisch Verfolgter führten zur Herausbildung verschiedener und heterogener Gruppen, die immer auch in Beziehung zur Politik in Deutschland standen.
Die Bedeutung der Diaspora als transnationales Netzwerk, das organisatorische und kulturelle Bande zum Ursprungsland aufrechterhält, zeigte sich immer wieder in unterschiedlichen und teils durchaus konfliktreichen Ausprägungen.
Clarkson greift für seine Analyse fünf Diasporakonstellationen heraus: türkisch-kurdische, iranische, arabische, „jugoslawische“ und ukrainische. Clarkson beschreibt Auseinandersetzungen in den Communitys, in denen sich mitunter innenpolitische Konflikte der Herkunftsländer spiegeln, aber auch Vertrauensnetzwerke, die angesichts von Diskriminierung und Marginalisierung Anlaufstellen und politische Ausdrucksmöglichkeiten anbieten. Clarksons Studie widmet sich aber gleichermaßen den vielen Berührungspunkten zwischen deutscher Politik und Diasporagruppen und macht so die Verflechtungen und Wechselwirkungen in einer postmigrantischen Gesellschaft deutlich.