Inhaltsbeschreibung
Mit welchen Mitteln kann und muss die Demokratie geschützt werden? Und wann wird der Staatsschutz selbst zum Problem für die Demokratie? Der Historiker Friedrich Kießling und der Rechtswissenschaftler Christoph Safferling zeigen die frühe Geschichte der Institution auf, die in der Bundesrepublik Deutschland maßgebliche Verantwortung für den Schutz des Staats und seiner demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung trägt: der Bundesanwaltschaft.
Im Rückgriff auf umfangreiches, auch behördeneigenes Quellenmaterial arbeiten sie heraus, wie die Institution nach Gründung der Bundesrepublik aufgebaut wurde, wie sie sich personell zusammensetzte, wie sie ihren Auftrag des Staatsschutzes interpretierte und welche Mittel sie dabei anwandte. Dabei zeigen sich auch problematische Kontinuitäten: So waren die meisten der in der Frühzeit für die Behörde tätigen Anwälte ehemalige NSDAP-Mitglieder, und nicht wenige von ihnen waren aktiv an der Unrechtsjustiz der Nationalsozialisten beteiligt. Auch ideologisch weisen die Autoren auf Kontinuitäten hin, die sich zum Teil bis zur Gründung der Reichsanwaltschaft im Kaiserreich zurückverfolgen lassen, etwa ein strikt antikommunistisches Selbst- und ein etatistisches Staatsverständnis, das sich – wie das Agieren der Behörde in der „Spiegel“-Affäre zeige – nur langsam den Erfordernissen einer sich pluralisierenden und liberalisierenden politischen Kultur und Gesellschaft anpasste.