Inhaltsbeschreibung
Die soziale Ungleichheit nimmt immer weiter zu – so lautet eine gesellschaftlich breit geteilte, auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte fokussierte Diagnose. Doch, so zeigt der Ökonom Thomas Piketty, zumindest langfristig betrachtet verhält es sich anders: Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert sind die meisten Gesellschaften auf der Welt deutlich egalitärer geworden. Insbesondere im Laufe des 20. Jahrhunderts habe der Ausbau des Sozialstaats und die Etablierung progressiver Steuersysteme zu einer Umverteilung des Wohlstands zugunsten der Mittelschichten geführt.
Das Ende des Kolonialismus ermöglichte auch weltweit einen Abbau struktureller Ungleichheitsbeziehungen. Doch nicht nur im internationalen Bereich bleibe laut Piketty noch einiges zu tun. Auch innerhalb westlicher Gesellschaften habe die ärmere Hälfte der Bevölkerung bislang kaum von der Umverteilung des Reichtums profitiert. Der Autor plädiert dafür, das Streben nach mehr Gleichheit, das im Laufe der 1980er-Jahre deutlich erlahmt sei, wieder aufzunehmen und eine Politik zu verfolgen, die sich aktiv dem Abbau fortbestehender Ungleichheiten widmet.
Piketty schlägt vor, bewährte sozialpolitische Instrumente, etwa stark progressive Steuersätze, zu reaktivieren und sie mit neuen – wie eines Erbes für alle oder globaler Vermögenssteuern – zu verbinden, um auf diese Weise sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene mehr Gleichheit zu ermöglichen.