Inhaltsbeschreibung
„Ausgerechnet in Auschwitz werden wir plötzlich als Deutsche wahrgenommen“ – so bringt Burak Yilmaz, der als Deutscher mit türkisch-kurdischer Migrationsgeschichte Fahrten junger Muslime nach Auschwitz organisiert, seine widersprüchlichen Gefühle und Erfahrungen auf den Punkt. Yilmaz schildert sein Aufwachsen in einem Duisburger Arbeiterviertel, in dem er rassistische Anfeindungen und Ausgrenzung, aber auch Gewalt und Hass innerhalb migrantischer Communitys erfuhr.
Um Diskriminierung aktiv entgegenzutreten, beschloss er, sich als Sozialarbeiter für benachteiligte Jugendliche in seiner Stadt einzusetzen. Dabei rückte der Kampf gegen antisemitische Vorurteile, die er sowohl in der deutschen Mehrheitsgesellschaft als auch unter muslimischen Jugendlichen erlebte, zunehmend in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Yilmaz legt dar, was die Fahrten junger Muslime nach Auschwitz für ihn und die Teilnehmenden bedeuten: als Deutsche Teil einer bestimmten Gewaltgeschichte zu sein, während ihnen zugleich häufig das eigene Deutschsein abgesprochen werde. Er zeigt auf, was es auslöst, wenn die nicht selten mit judenfeindlichen Einstellungen aufgewachsenen Jugendlichen mit der Realität des Holocaust konfrontiert werden. Yilmaz macht auf diese Weise auf die Probleme, insbesondere aber auf die Möglichkeiten der Erinnerungskultur in einer pluralen Einwanderungsgesellschaft aufmerksam.