Inhaltsbeschreibung
Als Folge des russischen Überfalls am 24. Februar 2022 ist die Ukraine noch mehr als seit 2014 in ihrer nationalen Selbstbestimmung und territorialen Integrität bedroht. Die Tragweite der russischen Invasion in die Ukraine, die 1991 ihre Unabhängigkeit errang, wird, wie die Historikerin Kerstin S. Jobst darlegt, maßgeblich bestimmt durch das historisch belastete Verhältnis. Jobst zeichnet zunächst die ersten Jahrzehnte ukrainischer Unabhängigkeit und deren spannungsgeladene innenpolitische Tatbestände nach. Sie beleuchtet sodann die Geschichte der Ukraine vom Kiever Reich der Rus', die frühe Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert sowie die von den beiden Weltkriegen, von Stalinismus und Nationalsozialismus gezeichneten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.
Die Traumata des Holodomor in den 1930er-Jahren und der GAU im Kernkraftwerk Čornobyl' 1986 seien konstitutiv für den Aufbruch und die Herausbildung eines nicht länger widerstandslosen ukrainischen Nationalbewusstseins gewesen. Jobst setzt sich zudem kritisch mit der Krim-Frage auseinander. Insbesondere in der völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel durch Russland, aber auch in anderen Regionen des ukrainischen Staates spiegeln sich, so Jobst, teils ethnisch und nationalistisch aufgeladene Befindlichkeiten, deren historische Wurzeln das Buch freilegt.