Inhaltsbeschreibung
In den vergangenen Jahren hat sich die erinnerungspolitische Debatte um das Verhältnis des Holocaust zu anderen Menschheitsverbrechen zugespitzt, speziell mit Blick auf den Kolonialismus. Zur Diskussion steht nicht nur die Frage, inwiefern die Betonung der Singularität des Holocaust zur Vernachlässigung des Gedenkens anderer Ereignisse genozidaler Gewalt geführt habe, wie es von postkolonialer Seite mitunter behauptet wird.
Sie durchzieht auch Debatten über das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus oder über den Staat Israel. Während dieser seinem Selbstverständnis nach ein emanzipatorisches Projekt souveräner Staatlichkeit ist, wird er etwa von Vertretern der BDS-Kampagne als koloniales Projekt delegitimiert. Natan Sznaider legt die Entwicklung verschiedener Perspektiven und Positionen in Bezug auf das Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust dar. So lotet er das Spannungsfeld zwischen Universalismus und Partikularismus in der Erinnerungspolitik aus, stellt jedoch auch fest, dass sich widersprechende historische Narrative mit Ansätzen einer diverseren oder multidirektionalen Erinnerung kaum versöhnen lassen.