Inhaltsbeschreibung
Entfremden sich Stadt und Land? Wahlergebnisse spiegeln eine wachsende Kluft zwischen den Identitäten in prosperierenden Städten und peripheren Regionen. Lukas Haffert beobachtet, wie pulsierende Metropolen, aber auch attraktive Universitätsstädte, zunehmend gebildete, zumeist gutverdienende und tolerante Bevölkerungsschichten anziehen, die vom Staat allenfalls passende Rahmenbedingungen für die eigene Entfaltung erwarten. Den Gegenpol zu dieser dynamischen, optimistischen Elite sieht er bei Menschen in ländlichen, teils überalterten Regionen, die ihre Werte und ihren Besitzstand durch andere bedroht sehen, sich mit dem kulturellen oder ökonomischen Wandel schwertun oder durch Defizite in der Daseinsvorsorge benachteiligt seien.
Haffert wirft die Frage nach der selbstverstärkenden, auch im Wahlsystem Deutschlands angelegten Folge dieser Entwicklung auf: Je mehr in den Wahlkreisen und in Berlin Politik durch akademisch gebildete, urban geprägte Menschen verantwortet werde, je mehr sie aus dem Blickwinkel und für die Bedürfnisse urbaner Zentren gestaltet sei, desto größer werde die mentale Distanz zur Peripherie und ihren Erfordernissen. Solcherart marginalisierte Gruppen, auch in vernachlässigten suburbanen Zonen, würden, so Haffert, umso empfänglicher für die politischen Angebote der vermeintlichen Kümmerer zumal am rechten Rand des politischen Spektrums, je weniger sie sich von städtisch und kosmopolitisch gefärbter Politik adressiert und repräsentiert fühlten.