Inhaltsbeschreibung
In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre gerieten die Gewissheiten der Moderne ins Wanken: Es zeichnete sich ein gesellschaftlicher Strukturbruch ab, der historisch die Schwelle zur Gegenwart markiert. Dieser These folgend deutet der Geschichtswissenschaftler Philipp Sarasin das Jahr 1977 als Zwischenraum zweier Epochen. Verdichtet erzählt er ausgewählte Ereignisse dieses Jahres nach und zeigt ihre Bedeutung für die Zeitgenossen auf. Die Heterogenität der Ereignisse, die vom blutigen RAF-Terror über die Etablierung von Punk, Hip-Hop und Discomusik bis zur Erfindung des Internets reichen, hängen insofern zusammen, als sie – so der Autor – für einen tiefgreifenden Wandel stehen, der Kultur, Ökonomie, Politik und Medien gleichermaßen betraf.
Ausgehend von fünf in diesem Jahr gestorbenen Personen – dem Philosophen Ernst Bloch, der US-amerikanischen Bürgerrechtsaktivistin Fannie Lou Hamer, der Schriftstellerin Anaïs Nin, dem französischen Autor Jacques Prévert und dem Ökonomen und Politiker Ludwig Erhard – zeichnet Sarasin ein Panorama des Jahres 1977. Daran wird die Entwicklung einer an Minderheitenrechten und Differenz orientierten Politik ebenso sichtbar wie die wachsende Bedeutung der Suche nach Identität, zudem die durch die Verbreitung der ersten Personal Computer eingeleitete medientechnologische und kulturelle Revolution sowie der Beginn der sozioökonomischen Transformation durch den Neoliberalismus.