Inhaltsbeschreibung
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine steht das Verhältnis der beiden Staaten und Völker im Zentrum weltweiter Aufmerksamkeit. So missbrauchte Russlands Präsident Wladimir Putin Bezüge auf die russisch-ukrainische Geschichte zur Rechtfertigung seines Überfalls auf das Nachbarland: Die Ukraine sei keine unabhängige Nation, sondern ein Bestandteil Russlands, was bereits die Geschichte der Kiewer Rus seit dem 9. Jahrhundert zeige. Der ukrainisch-amerikanische Historiker Serhii Plokhy verweist auf die lange Tradition dieses historischen Narrativs in der russischen Geschichtsschreibung, das immer wieder angeführt wurde, um Territorialansprüche zu legitimieren.
In Essays zu verschiedenen Themen und Zeitabschnitten der ukrainisch-russischen Geschichte zeigt Plokhy die jeweilige Sicht auf zentrale Ereignisse der gemeinsamen Geschichte und spiegelt wichtige Hintergründe des seit 2014 gewaltsam ausgetragenen Konflikts zwischen den beiden Staaten. So thematisiert er etwa das Verhältnis des ukrainischen Kosaken-Hetmanats zum zaristischen Russland und dessen Interpretation in der jeweiligen Geschichtsschreibung, die Bedeutung der Russischen Revolution für die ukrainisch-russischen Beziehungen sowie die historischen Zusammenhänge, in denen die in der ukrainischen Geschichtsschreibung als Völkermord verstandene Große Hungersnot von 1932/33 steht, bei der mehr als drei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer ums Leben kamen.