Inhaltsbeschreibung
Zu Beginn der Nullerjahre formulierte der britische Sozialwissenschaftler Colin Crouch das Konzept der Postdemokratie und regte damit länderübergreifend Diskussionen über Zustand und Entwicklungsrichtung der Demokratie an. Formal, so seine damalige Beobachtung, seien die Institutionen der etablierten Demokratien des Westens zwar weiterhin intakt, Möglichkeiten einer substanziellen politischen Beteiligung der Bevölkerung würden jedoch zunehmend ausgehöhlt. Crouch nimmt die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008, die darauffolgende europäische Schuldenkrise sowie den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen zum Anlass, seine Thesen einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
Detailliert legt er die Krisenereignisse in ihren Ursachen und ihrem Ablauf dar. Er zeigt auf, wo in der Bearbeitung der Krisen postdemokratische Tendenzen zum Vorschein kamen, aber auch, wo sein Konzept einer Erweiterung bedarf. So sei etwa der Schutz von Institutionen, die nicht dem Mehrheitsprinzip unterliegen – allen voran einer unabhängigen Justiz, die vielerorts in Gefahr sei –, dringend vonnöten. Auch internationale Institutionen seien trotz ihrer demokratischen Defizite unverzichtbar, müssten aber, so der Autor, stärker an nationale politische Debatten gebunden werden.