Inhaltsbeschreibung
In vielen Museen Europas finden sich Kunstschätze aus dem globalen Süden. Wann, wie und woher gelangten sie dorthin? Wie wurden seinerzeit Herkunft und Erwerb der Öffentlichkeit vermittelt? Götz Aly zeichnet den von Anmaßung, Betrug und Gewalt gezeichneten Weg des Luf-Bootes nach, eines kultischen Schiffes, das 1903 aus der Südsee nach Deutschland verbracht wurde und seit 2018 im Berliner Humboldt Forum ausgestellt ist: Deutsche beuteten zwischen 1884 und 1914 eine als Deutsch-Neuguinea vereinnahmte Inselgruppe aus, drangsalierten die indigene Bevölkerung, vernichteten ihre Lebensgrundlagen und beraubten sie einer Vielzahl kultureller Zeugnisse, die sie interessierten Museen in Deutschland verkauften.
Bis heute würden, so Aly, euphemistische Erzählungen vom gefeierten Erwerb solcher Kunstwerke fortgeschrieben, dessen historische Zusammenhänge verschleiert und die Auseinandersetzung mit dem Unrecht vermieden. Alys zorniger Bericht bietet auch einen Einblick in die kulturellen Hintergründe des Kunsthandwerks auf dem Archipel. Umso dringlicher wirft er die Frage nach einem angemessenen Umgang mit den Artefakten und ihren Schöpfern in den Museen unserer Zeit auf: Kolonialer Raub dürfe nicht länger durch Stillschweigen gutgeheißen werden.